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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minouche Moser
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„Tuk-Tuk“, was wunderbar das Geräusch nachklingen lässt, welches der dreirädrige, asiatische Zweitakter und Taxi von sich gibt) trübten allerdings dieses schöne Bild. Sie nutzten ihre Wendigkeit und praktische Größe zum Drängeln, zwängten sich in Lücken, die ich als solche nicht erkannt hätte, und verursachten Verstopfungen und Magenbeschwerden vor Ampeln oder Straßenübergängen, die nur in konzentrierter Zusammenarbeit aller aufeinander- und nebeneinander Verkehrenden entwirrt und in Bewegung gebracht werden konnte. Aber auch da funktionierte, was in Deutschland nie und nimmer funktioniert hätte: Man drängelte sich in Fahrt und brauchte keine Ampeln, die scheinbar sinnlos erröteten und damit den klassischen „stockenden Verkehr“ auf den Plan riefen. Und tatsächlich fand ich eine Parallele auf den Straßen mit mir Vertrautem: die unmöglichsten Staus fanden genau dort statt, wo der Verkehr von unserem Freund und Helfer „geregelt“ wurde. Nicht nur einmal hätte ich ihnen eine fortwährende Kaffeepause gewünscht, wäre dabei für die Kosten aufgekommen, nur damit das Prinzip Eigenverantwortung den Verkehr wieder ins Fließen gebracht hätte.
    Aber nicht nur die Polizei produzierte Staus, sondern auch unbeholfene Menschen wie ich, die jenen Schutzmann genauso wenig verstehen konnten, wie ich die Lichthupe verstanden hatte. Die Art nämlich, in welcher jener mir freie Fahrt einräumte, stürzte mich in höchste Verwirrung. Erst überwog die Bestürzung, im Hitlergruß begrüßt zu werden, dann wusste ich beim besten Willen nicht, was ich mit der am Handgelenk auf und ab schlagenden Hand anfangen sollte.
    Ich beschloss, dass jene mir vermutlich anzeigte, dass ich anhalten sollte, was ich auch tat – und mir ein feines Hupkonzert von jenen einhandelte, die auf das Handzeichen hin hatten losfahren wollen, und von mir nun zum Halten genötigt worden waren.
    Es gab auf der Insel aber nicht nur die winkenden Polizisten, sondern auch die Stillen, die „silent Policemen“. Sie waren von öffentlicher Stelle dem ohnehin angeschlagenen Fahrer über die Straße und somit zusätzlich in die Quere gelegt worden, standen als zu überfahrender Buckel im Kontrast zu den Löchern, die jenem mit Sicherheit folgten. Aber auch die Natur hatte eine Verkehrsberuhigung eingebaut, warf ihre tropischen Regengüsse ab, die die notdürftig geflickten Löcher im Teer fluteten und erneut aufrissen, ihnen sogar noch zu ein paar zusätzlichen Zentimetern verhalfen. Die himmlische Flut konnte wiederum nur bedingt von der Erde aufgenommen werden und formierte sich früher oder später zu einem reißenden Fluss, den unser Familienauto so kleinrädrig kaum befahren konnte. Wir Reisenden warfen bei solchen Gelegenheiten Fontänen und ließen tropfnasse Empörung hinter uns, hofften stets, dass irgendein göttliches Wesen nicht auf die Idee kam, uns augenblicklich die verdiente Strafe zukommen zu lassen – was leicht passieren konnte, wenn Straßenschäden zu
    Fallgruben ausgeschwemmt worden waren und wir ein solches Meisterwerk Gottes befuhren. Dann erlag das Fahrzeug im günstigsten Fall einem Plattfuß, im ungünstigsten einer gebrochenen Achse. In der Regel allerdings leerten sich zeitgleich mit dem plötzlichen Regenguss die Straßen und die Fontäne traf nur jene, die nicht schnell genug unter ein Dach gekommen waren. Schirme mutierten vom Sonnen- zum Regenschutz, Fahrräder wurden ins Trockene gezerrt, Motorräder warteten unter Vordächern und Imbissbuden und die Kommunikation wurde von der Straße an einen Hauseingang verlegt; Sri Lanka wartete auf die ihnen eigene Art die demnächst eintretende Trockenphase ab.
    „Aber viel gefährlicher“, drohte unser sensationslüsterner Nachbar Nick eines Tages begeistert, nachdem wir ausführlich die Gefahren der überfluteten Straßenschäden diskutiert hatten, „ist es, wenn ihr einen Unfall habt – und das nicht wegen des Unfalls.“ Triumphierend sah er von einem zum andern, senkte die Stimme ein wenig, lehnte sich vor und legte eine eindrucksvolle Kunstpause ein, bevor er das entscheidende Bisschen seiner Sensation preisgab: „In diesem Fall müsst ihr Fahrerflucht begehen, ansonsten“, unterdessen flüsterte er nur noch, „werdet ihr vom Mob gelyncht!“
    „Was bedeutet ‚gelyncht‛?“, wollte Willi wissen, ahnte bereits das Abenteuer hinter diesem verschleierten Wort.
    „Das bedeutet so was wie ‚beschimpft‛“, log ich und enttäuscht wandte sich Willi

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