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In einer anderen Welt (German Edition)

In einer anderen Welt (German Edition)

Titel: In einer anderen Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Walton
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Dann sah sie Wim an, lächelte und strich ihm über die Wange. »Schön.« Na ja, das war er auch. Sie rauschte weiter, zur Tür hinaus, und eine lange Reihe warziger grauer Gnome strömte durch die Lücke in der Mauer und folgte ihr, ohne einen Blick in unsere Richtung zu werfen.
    Wim schaute ihr ehrfürchtig nach. »Wow«, sagte er nach einer Weile.
    »Verstehst du jetzt, warum ich sage, dass es schwer ist, sich mit ihnen zu unterhalten?«, fragte ich.
    »Unmöglich, ja«, sagte er. »Bei solchen Bruchstücken weiß man ja nicht, ob man sich die Hälfte ausdenkt oder was.« Er hörte mir nur mit halbem Ohr zu und schaute der Fee nach. »Sie war wirklich schön.«
    »Sie hat dich gemeint.«
    Er lachte. »Das meinst du doch nicht ernst, oder? Echt? Heiliger Strohsack!« Er konnte gar nicht den Blick von ihr abwenden, bis sie außer Sichtweite war.
    »Du bist schön«, sagte ich.
    »Ich bekomme Pickel«, sagte er. »Ich schneide mich beim Rasieren. Ich trage eine bescheuerte Krawatte. Sie ...«
    »Hast du ›Firiël‹ gelesen? In Die Abenteuer des Tom Bombadil ? Das Ende? Genauso empfindest du.«
    »Tolkien wusste wirklich, wovon er redet«, sagte Wim.
    »Ich glaube, er hat sie gesehen. Ich glaube, er hat sie gesehen und sich daraus die Elben zurechtgeträumt. Ich glaube, für ihn sind sie das, was nach ihrem Schwinden noch übrig ist.«
    »Vielleicht hat er sie als Kind gesehen und sich an sie erinnert«, sagte Wim. »Ich würde zu gerne wissen, was sie wirklich sind. Du hast recht, sie sind keine Gespenster, oder jedenfalls nicht nur. Und Außerirdische sind sie eindeutig auch keine. Sie sind gar nicht richtig stofflich. Als sie mich berührt hat ...«
    »Manchmal sind sie es mehr und dann wieder weniger«, sagte ich und dachte an die Wärme zurück, die Glorfindel ausgestrahlt hatte, als er an Halloween neben mir saß.
    »Was hat sie nur gemeint? Geh, brauchen, in, gehören, geh, zusammenfügen.«
    Ich war beeindruckt, dass er sich das alles gemerkt hatte. »Ich glaube, sie wollte, dass ich in die Valleys gehe, weil ich dort wegen irgendetwas gebraucht werde. Vielleicht hast du recht, was meine Mutter betrifft, oder vielleicht ist es etwas anderes. Morgen fahre ich ja sowieso.«
    »Die halbe Zeit kann ich es gar nicht glauben. Was du mir über deine Mutter erzählt hast und über Magie und das alles. Und dann läuft sie uns über den Weg.« Er wandte sich mir zu und legte sehr fest die Arme um mich. »Wenn du ausziehst, um die Welt zu retten, möchte ich dabei sein.«
    »Ich werde dich jeden Tag anrufen.«
    »Du brauchst mich!«
    Ich fragte ihn nicht, inwiefern er mir denn helfen wollte, denn das wäre grausam gewesen. »Bisher bin ich auch alleine klargekommen.«
    »Außer dass du dabei fast ums Leben gekommen wärst«, entgegnete er. »Und deine Schwester ist wirklich gestorben.«
    »Zu so etwas ist sie jetzt nicht mehr in der Lage. Ich glaube nicht mal, dass sie uns damals töten wollte. Und das gerade eben – das ist nichts Ungewöhnliches, außer dass sie englisch gesprochen hat und dass sie sich hier normalerweise gar nicht um mich kümmern. Vielleicht liegt es daran, dass wir etwas näher dran sind.«
    »Nichts Ungewöhnliches!« Wim sah mich an, als wäre das die seltsamste Sache, von der er je gehört hatte. »Und näher dran an was?«
    »Wales?«
    »Aber nur, wenn näher dran jetzt weiter entfernt bedeutet. Die walisische Grenze ist nur ein paar Meilen von Oswestry entfernt.«
    »Na gut. Aber sie möchten, dass ich etwas tue, und ich werde es tun oder auch nicht, und es wird klappen oder auch nicht, und ich werde es überleben oder auch nicht.«
    »Ich werde dich begleiten.«
    »Ich reise nicht ins Elfenland, um ein Abenteuer zu bestehen«, sagte ich. »Ich fahre nach Südwales, wo ich meine einigermaßen sonderbaren Verwandten besuche, und wo ich wahrscheinlich etwas für die Feen tun soll, dessen Sinn ich nicht verstehe, wie zum Beispiel eine Blume in einen Teich werfen oder einen Kamm in einen Sumpf, was irgendwann später Nachwirkungen haben wird.«
    »Einen Kamm in einen Sumpf?«, wiederholte er. »Was hat das denn bewirkt?«
    »Jemand ist weggezogen und gestorben«, sagte ich und senkte schuldbewusst den Kopf. Es tat mir leid, dass ich es überhaupt erwähnt hatte.
    »Wirst du dein ganzes Leben lang solche Dinge tun?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Ich mach das, seit ich zurückdenken kann. Aber ich bin immer weniger von Nutzen für sie. Und ich glaube – ich glaube, dass Kinder das besser

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