In einer anderen Welt (German Edition)
Drehmomente heißt. Sie hat drei Brüder, die alle älter sind als sie. Der Älteste studiert in Oxford. Sie sind ebenfalls Wissenschaftler. Ich mag sie. Sie ist so unanstrengend.
Der Magus ist wirklich seltsam. Ich bin mir noch nicht darüber im Klaren, ob mir das Buch gefällt, aber ich kann es kaum erwarten weiterzulesen, und ich muss die ganze Zeit darüber nachdenken. Es handelt nicht von Magie, jedenfalls nicht im eigentlichen Sinne, aber die Atmosphäre ist ähnlich. Wirklich eigenartig, das zu lesen, denn Nicholas läuft andauernd kilometerweit über die nach Thymian duftenden Inseln, wie wir früher. Uns hat es nichts ausgemacht, die Schienenwege entlangzuwandern, bis rauf nach Llwydcoed, oder bis nach Cwmdare. Meist haben wir einen Bus nach Penderyn genommen, aber von dort sind wir stundenlang über die Hügelkämme gelaufen. Die Aussicht von da oben war wundervoll. Wir legten uns ins Gras und starrten zu den Lerchen hinauf, und wir lasen die Wollfetzen auf, die die Schafe zurückgelassen hatten, und schenkten sie den Feen.
Dienstag, 23. Oktober 1979
Das Bein ist schlimm heute. Es gibt Tage, da kann ich einigermaßen gehen, und an anderen Tagen ... vielleicht sollte ich sagen, an manchen Tagen ist die Treppe schwierig, und an anderen ist sie eine Qual. Heute trifft eindeutig Letzteres zu. Verdammt nochmal, ich habe wieder einen Brief bekommen. Ich sollte sie verbrennen. Sie sind so böse, dass sie geradezu leuchten. Ich kann sie aus den Augenwinkeln sehen, auch wenn es vielleicht an den Schmerzen liegt, dass ich mich so komisch fühle. Am Freitag beginnen die Herbstferien. Mein Vater holt mich um sechs Uhr ab. Er hat nicht gesagt, wohin wir fahren, aber zumindest werde ich von hier wegkommen. Die Briefe kann ich nicht mitnehmen, aber hier lassen kann ich sie auch nicht.
Das Ende von Der Magus hat mich irritiert. Es ist noch doppelbödiger als Triton . Wieso sind die letzten beiden Zeilen auf Lateinisch, was fast niemand lesen kann? Das Buch stammt aus der Bibliothek, aber ich habe die Übersetzung trotzdem mit Bleistift an den oberen Seitenrand geschrieben:
Morgen liebe, wer niemals geliebt hat,
wer schon geliebt hat, liebe morgen!
Also wird Alison ihn wohl lieben. Wenn das nur mal gutgeht – früher hat ihm das nicht genügt. Wirklich begehrt hat er sie nur, als er dachte, sie sei tot.
Im letzten Teil des Buches, als Nicholas wieder in London ist und in diese ominöse Geheimwelt zurückkehren will – genau so möchte ich nicht sein. Ich hätte nicht versuchen sollen, mit der Fee zu sprechen. Soll doch jemand anderes etwas gegen das Ulmensterben unternehmen! Mein Problem ist das nicht. Ich habe genug davon, die Welt zu retten, und ich habe auch nie erwartet, dass sie mir im Mindesten dankbar dafür ist. Diese eintönigen Schmerzen wollen einfach nicht aufhören, und da kann ich Nicholas nur zu gut verstehen, denn wer wollte das nicht? Aber so jämmerlich wie er möchte ich auf keinen Fall sein.
Donnerstag, 25. Oktober 1979
Zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit hat es nicht geregnet, und meinem Bein ging es etwas besser, also bin ich in der halben Stunde nach den Hausaufgaben nach draußen gegangen. Ich bin zum Rand des Spielfeldes in der Nähe des Grabens hinuntergestapft, wo ich die Fee gesehen habe, und habe die Briefe abgefackelt. Es war fast dunkel, und sie sind alle auf einmal in Flammen aufgegangen. Das lag vielleicht an dem Fotopapier, das sie ja schon früher angesengt hat, und deshalb sehnte es sich nach dem Feuer. Oft wird böser Wille Böses vereiteln, wie Gandalf es ausgedrückt hat. Verlassen kann man sich darauf nicht, aber es geschieht offenbar recht oft.
Als sie erst einmal brannten, fühlte ich mich gleich viel besser. Ein paar Feen kamen herbei und tanzten um das Feuer, wie sie das gerne tun. Wir haben sie Salamander genannt, Zündler. Sie haben eine erstaunliche Farbe, die zwischen blau und orange changiert. Die meisten taten so, als könnten sie mich nicht sehen oder als könnte ich sie nicht sehen, aber eine schaute mich an, irgendwie schief. Kaum hatte ich mich ihr zugewandt, wurde sie so gelb wie die Flecken auf der Ulmenrinde, also wusste ich, dass sie wusste, was ich sie schon einmal gefragt hatte. »Was kann ich tun?«, fragte ich in jämmerlichem Tonfall, ungeachtet dessen, was ich gestern über Nicholas gesagt habe.
Sofort verschwanden sie alle, aber kurz darauf waren sie wieder da. Sie sehen nicht genauso aus wie unsere Feen zu Hause. Vielleicht liegt das
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