In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
Costello. Schließlich habe ich nichts Besseres zu tun. »Kommen Sie nur nicht zu spät.«
Sie öffnete die Tür, und Marita legte ihr leicht die Hand auf den Arm, während sie vorbeiging. Costello grinste hinter Maritas Rücken, da sie wusste, dass der TV -Aufruf Bild für Bild analysiert werden würde. Marita hatte das Gefühl, jemand beobachte sie auf Schritt und Tritt. Aber im Vergleich zu dem, was Mick Batten tun würde, war das gar nichts.
Im warmen Gewächshaus entspannte sich Browne langsam und entschied, sich erst einmal gründlich umzusehen. Schließlich war sie jetzt Detective in einer Mordkommission und fühlte sich langsam auch so.
Unter der Bank entdeckte sie einen Karton, ein wenig größer als ein Schuhkarton, dessen Deckel durchlöchert war. Irgendetwas darin gab Laute von sich wie ein Baby, das vor sich hin gurrt. Sie bückte sich und zog die Schachtel vorsichtig hervor. Mit klopfendem Herzen nahm sie den Deckel ab und richtete die Taschenlampe zur Seite. Im Stroh hockte ein Vogel, ein süßes braunes Tierchen mit einem schwarzen Ring um den Hals. Das Vögelchen betrachtete sie mit dunklen Augen, die wie Tintentropfen aussahen. Ein Eisstiel war sorgfältig entlang des ausgestreckten Flügels festgebunden.
Verwundbar.
Sie machte den Deckel wieder drauf und stellte den Karton auf seinen Platz zurück, als sie die schweren Schritte eines Mannes hörte. Da sie sicher war, es musste John Littlewood sein, stand sie auf, doch inmitten der Pflanzen konnte sie ihn nicht entdecken. Hoffentlich ging es ihm gut. Sie tätschelte das Spray in ihrer Tasche und war froh, weil sie es für ihn gefunden hatte. Nun blieb sie still stehen, lauschte und ließ den Blick über den alten windschiefen Tisch gleiten, auf dem eine Thermosflasche stand und mehrere alte Gärtnerzeitschriften lagen, von denen eine bei einem Artikel aufgeschlagen war, der beschrieb, wie man Kois sicher durch den Winter brachte.
Sie trat einen Schritt rückwärts in den Schutz einer großen Grünpflanze, und ihr Verstand begann, Amok zu laufen. War Itsy hier gewesen bei den beiden Männern, deren Arbeitsplatz es war? Ohne Frage war sie eine attraktive Frau, zumindest würde ein Mann das in ihr sehen. Und sie hatte den Verstand eines Kindes. Hatte sich hier zwischen den Pflanzen im Gewächshaus am Ende des Gartens etwas Schändliches ereignet, fern aller neugierigen Augen? War Itsy zu neugierig, um zu verstehen, zu unschuldig, um zu begreifen, dass sie nicht darüber reden durfte? Browne versuchte, sich an das zu erinnern, was sie in ihrer Ausbildung gelernt hatte über Auswahl, Vertrauensaufbau, Kontrolle, darüber, dass Sexualtäter sich lieber im privaten Raum bewegten. Hatten die beiden Männer ihr Interesse an Vögeln nur vorgespielt, damit die kindliche Itsy sich von ihnen angezogen fühlte? Diese unschuldige Frau würde sicherlich jedem Vertrauen schenken, der einem verletzten Tier half.
Browne hatte wieder Herzklopfen. Beweise, mahnte sie sich. Sie brauchte Beweise.
Sie suchte die Regale ab, prägte sich die Auswahl an Dünger und Unkrautvernichtungsmitteln ein, die ganz oben und hinten auf dem Brett standen, so dass man eine Leiter brauchte, um sie herunterzuholen. So machte man das auch bei Kindern, man verstaute Gift außerhalb ihrer Reichweite. Es gab eine Sammlung kleiner Spaten und Harken und anderer Werkzeuge, deren richtige Namen sie nicht kannte, die an Nägeln an der Wand hingen wie Instrumente eines Chirurgen. Automatisch dachte sie an die Verletzungen der Opfer im Gaumen, und sie kniff die Augen zusammen, um besser zu sehen. Gerade wollte sie vortreten und einen Meißel nehmen, als sie das Geräusch wieder hörte, diesmal deutlich. Die Gartentür war zugegangen. Sie hörte einen Schritt auf dem Pfad im Gewächshaus.
Browne schaltete die Taschenlampe aus. Irgendjemand war hier. Und sie war sicher, es handelte sich nicht um Littlewood.
Instinktiv verhielt sie sich still und versuchte, den Atem anzuhalten. Sie schlich in Richtung Tür und blieb in der Nähe der größeren Pflanzen, deren Blätter über ihr Gesicht strichen, als sie vorbeiging. Sie hörte den Eindringling atmen, hörte, wie er näher kam, während sie in die Dunkelheit starrte, um etwas zu erkennen. Sie musste nur noch an einer Bank vorbei, dann hatte sie die große Tür erreicht.
Hatte er gewusst, dass sie hier war? Wenn er ihr durch den Nebel gefolgt wäre, hätte sie es nicht bemerkt. Sie musste leise atmen und verhindern, dass ihr Herz zu pochen
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