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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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um hilfreiche Antworten zu geben. Sie wußte überhaupt nichts, sagte sie ihnen; sie war oben gewesen und hatte geschlafen. Armer Brian, sagte sie immer wieder. Armer, armer Brian. Aber sie gab diesem Gefühl in einem leiernden Tonfall Ausdruck, der Alan schaurig vorkam, und hantierte ununterbrochen mit einer alten Sonnenbrille, die neben ihr auf dem Küchentisch lag. Einer der Bügel war mit Klebeband geflickt, und eines der Gläser war zerbrochen.
    Alan war angewidert gegangen und hierher gefahren, ins Krankenhaus.
    Jetzt stand er auf und ging zu dem Münzfernsprecher in der Eingangshalle. Er versuchte abermals vergeblich, Polly zu erreichen, dann wählte er die Nummer des Sheriffbüros. Die Stimme, die sich meldete, knurrte: »Staatspolizei«, und Alan verspürte ein kindisches Aufflackern von Eifersucht. Er identifizierte sich und fragte nach Clut. Nachdem er fast fünf Minuten gewartet hatte, kam Clut an den Apparat.
    »Tut mir leid, Alan. Sie haben den Hörer einfach hier auf dem Schreibtisch liegengelassen. Glücklicherweise kam ich gerade, um nachzusehen, sonst würden Sie immer noch warten. Die verdammten Staties kümmern sich einen Scheißdreck um uns.«
    »Lassen Sie sich deshalb keine grauen Haare wachsen, Clut. Hat inzwischen jemand Keeton festgenommen?«
    »Also – ich weiß nicht, wie ich Ihnen das beibringen soll, Alan, aber...«
    Alan spürte ein sehr flaues Gefühl in der Magengrube und schloß die Augen. Er hatte recht gehabt: es war noch nicht vorüber.
    »Buster – Danforth, meine ich – ist nach Hause gefahren und hat einen Schraubenzieher dazu benutzt, den Türgriff von seinem Cadillac abzubrechen. Sie wissen, der, an den er gefesselt war.«
    »Ich weiß«, sagte Alan. Seine Augen waren noch immer geschlossen.
    »Also – er hat seine Frau umgebracht, Alan. Mit einem Hammer. Es war kein Staatspolizist, der sie gefunden hat; bis vor zwanzig Minuten haben sich die Staties nicht sonderlich für Buster interessiert. Es war Seat Thomas. Er fuhr nur sicherheitshalber zu Busters Haus. Er meldete, was er dort vorgefunden hat, und ist vor nicht einmal fünf Minuten zurückgekommen. Er hat Schmerzen in der Brust, sagt er, und das überrascht mich nicht. Er hat mir erzählt, daß Buster ihr regelrecht das Gesicht zermanscht hat. Alles wäre voll von Blut und Haaren. Jetzt ist ein Regiment von Paytons Blaujacken dort oben auf dem View an der Arbeit. Ich habe Seat in Ihr Büro gebracht. Dachte, er sollte sich lieber hinsetzen, bevor er umkippt.«
    »Großer Gott, Clut – bringen Sie ihn schnell zu Ray Van Allen. Er ist zweiundsechzig und hat sein Leben lang Camel geraucht.«
    »Ray ist in Oxford, Alan. Versucht, den Ärzten dort beim Zusammenflicken von Henry Beaufort zu helfen.«
    »Dann zu seinem Assistenten – wie heißt er? Frankel. Everett Frankel.«
    »Nicht zu erreichen. Ich habe es in der Praxis und in seinem Haus versucht.«
    »Und was sagt seine Frau?«
    »Er ist Junggeselle, Alan.«
    »Oh. Verdammt.« Jemand hatte über dem Telefon einen Spruch an die Wand gekritzelt. Don’t worry, be happy. Alan betrachtete ihn verdrossen.
    »Ich kann ihn selbst ins Krankenhaus bringen«, erbot sich Clut.
    »Ich brauche Sie da, wo Sie jetzt sind«, sagte Alan.
    »Sind die Reporter und die Fernsehleute aufgekreuzt?«
    »Ja. Die ganze Stadt wimmelt von ihnen.«
    »Also, sobald wir fertig sind, sehen Sie nach, wie es Seat geht. Wenn er sich nicht besser fühlt, tun Sie folgendes: Sie gehen zur Vordertür hinaus, greifen sich einen Reporter, der einen halbwegs intelligenten Eindruck macht, ernennen ihn zum Deputy und weisen ihn an, Seat hierher ins Northern Cumberland zu bringen.«
    »Okay.« Clut zögerte, dann brach es aus ihm heraus: »Ich wollte zu Keetons Haus hinauffahren, aber die Staatspolizei – sie läßt mich nicht an den Tatort! Wie finden Sie das, Alan? Diese Bastarde lassen einen Deputy Sheriff nicht an den Tatort!«
    »Ich weiß, wie Ihnen zumute ist. Mir gefällt das auch nicht sonderlich. Aber sie tun ihren Job. Können Sie Seat sehen von da aus, wo Sie sich befinden, Clut?«
    »Ja.«
    »Nun? Ist er noch am Leben?« »Er sitzt an Ihrem Schreibtisch, raucht eine Zigarette und liest in der neuesten Ausgabe von Rural Law Enforcement. «
    »Gut«, sagte Alan. Ihm war, als müßte er lachen oder weinen oder beides gleichzeitig. »Beruhigend. Hat Polly Chalmers angerufen, Clut?«
    »Nein – einen Moment, hier ist das Wachbuch. Ich dachte, es wäre verschwunden. Sie hat angerufen, Alan. Kurz vor

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