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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sie damit andeuten, daß diese baptistischen Narren versuchen könnten, die Damen zu belästigen, Father?«
    »Nein, nein, durchaus nicht«, besänftigte Father Brigham. »Aber ich hielte es für vernünftig, auch unsererseits Pläne zu erörtern, die gewährleisten, daß die Kasino-Nacht glatt abläuft...«
    »Saalschutz?« rief jemand begeistert. »Saalschutz, Father?«
    »Nun – Augen und Ohren«, sagte Father Brigham und ließ nicht den geringsten Zweifel daran, daß ein Saalschutz genau das war, was er meinte. »Und wenn wir morgen abend zusammenkommen, während sich die Damen versammelt haben, sind wir alle hier für den Fall, daß es tatsächlich Ärger geben sollte.«
    Und so versammelten sich die katholischen Männer in dem Gebäude auf der einen Seite des Parkplatzes, während die Töchter der Isabella in dem auf der anderen Seite zusammentraten. Und am anderen Ende der Stadt hatte Rev. William Rose zur gleichen Zeit eine Versammlung einberufen, um die neueste katholische Verleumdung zu erörtern und die Anfertigung von Plakaten und das Organisieren von Kasino-Nacht-Streikposten zu planen.
    Der Aufruhr und das Durcheinander, die am frühen Abend in Castle Rock herrschten, wirkten sich kaum auf die Teilnahme an diesen Versammlungen aus – die meisten der Schaulustigen, die um das Gebäude der Stadtverwaltung herumlungerten, als das Gewitter aufzog, waren Leute, die in der großen Kasino-Nacht-Kontroverse eine neutrale Position bezogen hatten. Und was die in das Hickhack verwikkelten Katholiken und Baptisten anging, so konnten ein paar Morde keinen Vergleich aushalten mit der Aussicht auf eine wirklich gute und heilige Grollpartie. Schließlich mußte, wenn es um die Sache der Religion ging, alles andere in den Hintergrund treten.

2
     
    Mehr als siebzig Leute erschienen bei der vierten Versammlung einer Gruppe, der Rev. Rose den Namen Die Baptistischen Streiter Christi wider das Glücksspiel in Castle Rock gegeben hatte. Das war eine beachtliche Menge; die letzte Versammlung war entschieden schlechter besucht gewesen, aber Gerüchte über die obszöne Karte, die durch den Briefschlitz des Pfarrhauses geworfen worden war, hatte die Zahl der Teilnehmer wieder in die Höhe schnellen lassen. Das Erscheinen so vieler Leute erleichterte Rev. Rose, aber er war sowohl enttäuscht als auch verblüfft darüber, daß Don Hemphill nicht gekommen war. Don hatte versprochen, daß er dabeisein würde, und Don war sein starker Arm.
    Rose schaute auf die Uhr und sah, daß es bereits fünf Minuten nach sieben war – keine Zeit, um anzurufen und Don zu fragen, ob er es vergessen hatte. Alle, die kommen wollten, waren da, und er wollte sie zu fassen kriegen, solange die Wogen ihrer Entrüstung und Neugierde hochgingen. Er gab Hemphill noch eine Minute, dann stieg er auf die Kanzel und hob in einer Willkommensgeste die mageren Arme. Seine Schäfchen – von denen die meisten ihre Arbeitskleidung trugen – ließen sich auf den einfachen Holzbänken nieder.
    »Lasset uns dieses Werk beginnen, wie alle großen-äh Werke begonnen werden«, sagte Rev. Rose. »Lasset uns die Häupter neigen zum Gebet.«
    Sie senkten die Köpfe, und das war der Moment, indem die Vestibültür hinter ihnen mit der Gewalt eines Kanonenschusses aufkrachte. Ein paar der Frauen kreischten, und mehrere Männer sprangen auf.
    Es war Don. Er war Schlachtermeister, und er trug nach wie vor seine blutbespritzte weiße Schürze. Sein Gesicht hatte die Farbe einer überreifen Tomate. Aus seinen verstörten Augen rann Wasser. Rotzfäden trockneten an seiner Nase, auf seiner Oberlippe und in den Falten beiderseits seines Mundes.
    Außerdem stank er.
    Don stank wie eine Horde Skunks, die zuerst in ein Faß mit Schwefel geworfen, dann mit frischem Kuhmist bespritzt und schließlich in einem geschlossenen Raum freigelassen worden waren, in dem sie in panischer Angst herumrasten. Der Gestank ging ihm voraus; der Gestank folgte ihm; aber vor allem hing der Gestank um ihn herum wie eine pestilenzialische Wolke. Frauen wichen vom Mittelgang zurück und griffen hastig nach ihren Taschentüchern, als er mit flatternder Schürze vorn und flatterndem Hemdzipfel hinten an ihnen vorbeitaumelte. Die wenigen anwesenden Kinder begannen zu weinen. Männer stießen angewiderte und bestürzte Rufe aus.
    »Don!« rief Rev. Rose mit spröder, überraschter Stimme. Seine Arme waren nach wie vor erhoben, aber als sich Don Hemphill der Kanzel näherte, ließ Rose sie sinken und hielt

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