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In einer Person

In einer Person

Titel: In einer Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Els Geschichte über Donna
nachzuprüfen. Am nächsten Morgen mussten Elaine und ich wieder mal sämtliche
Fenster in der Küche aufreißen, um den Rauch loszuwerden, nachdem Raymond
seinen verfluchten Toast hatte anbrennen lassen, und da sagte ich: »Ich ziehe
nach Vermont. Dort hab ich ein Haus, und ich will versuchen, es zu bewohnen.«
    »Sicher, Billy – das versteh ich«, sagte Elaine. »Uns beiden wächst
dieses Haus hier sowieso über den Kopf – wir sollten es verkaufen.«
    Dieser Clown Raymond saß stumm dabei und mümmelte seinen
angebrannten Toast. (Wie Elaine mir später [641]  sagte, fragte er sich
wahrscheinlich, wo er als Nächstes unterkommen sollte; dass es nicht bei Elaine
sein würde, muss ihm klar gewesen sein.)
    Ich verabschiedete mich von El – entweder noch am selben oder am
nächsten Tag. Sie brachte wenig Verständnis dafür auf.
    Ich rief Richard Abbott an, und Mrs. Hadley ging ran. »Sag Richard,
dass ich es versuchen werde«, sagte ich ihr.
    »Ich drück dir die Daumen, Billy – Richard und ich freuen uns ja so, wenn du herziehst«, antwortete sie.
    An dem Tag, als Onkel Bob mich vom Alumni-Büro in der Academy aus
anrief, lebte ich bereits in Grandpa Harrys, mittlerweile meinem Haus in der
River Street.
    »Es ist wegen Big Al, Billy«, sagte Bob. »Das ist kein Nachruf, den
ich je unredigiert im River Bulletin bringen würde,
aber du kriegst von mir die Rohfassung zu hören.«
    Es war Februar 1990 in First Sister – arschkalt, wie wir in Vermont
sagen.
    Miss Frost war gleich alt wie Tennisarm-Bob; sie starb an
Verletzungen, die sie sich – mit dreiundsiebzig – bei einer Prügelei zugezogen
hatte. Hauptsächlich Kopfwunden, wie ich von Onkel Bob erfuhr. Big Al war mit
einigen Fliegern des Luftwaffenstützpunkts Pease in Newington, New Hampshire,
in eine Kneipenschlägerei geraten – in Dover, vielleicht aber auch in
Portsmouth, Bob wusste es nicht genau.
    »Was heißt ›einige‹, Bob – wie viele Flieger waren es?«, fragte ich.
    »Na ja, also ein Unteroffizier, ein Gefreiter und noch zwei, von
denen man nur weiß, dass sie halt bei der Air [642]  Force waren – mehr kann ich
dir darüber nicht sagen, Billy«, antwortete er.
    »Junge Typen, stimmt’s? Vier Stück? Waren es vier, Bob?«, fragte
ich.
    »Ja, vier. Bestimmt waren sie jung, Billy – wenn sie noch im aktiven
Dienst waren. Aber ich kann ihr Alter nur raten«, sagte er.
    Wahrscheinlich war es zu Miss Frosts Kopfverletzungen gekommen,
nachdem die vier sie endlich zu Boden gerungen hatten; mit Sicherheit hatten
zwei oder drei dazugehört, sie unten festzuhalten, während der vierte Mann ihr
gegen den Kopf getreten hatte.
    Alle vier Flieger wurden ins Krankenhaus eingeliefert, erfuhr ich
von Bob, zwei der vier angeblich »schwer verletzt«. Aber gegen keinen von ihnen
wurde Anklage erhoben; damals war Pease noch ein Stützpunkt des Strategic Air
Command ( SAC ), der strategischen Luftstreitmacht
der USA . Laut Onkel Bob hatte die SAC ihre eigenen »Disziplinarverfahren«, er gab aber
zu, dass er nie so recht verstand, wie diese »juristischen Dinge« (im
Militärbereich) funktionierten. Die Öffentlichkeit bekam weder die Namen der
vier jungen Flieger noch irgendeine Erklärung zu hören, warum sie sich mit
einer dreiundsiebzigjährigen Frau geprügelt hatten, die – in ihren Augen – als
Frau durchging oder auch nicht.
    Bob und ich tippten darauf, dass Miss Frost vielleicht früher eine
Beziehung – oder auch nur ein Date – mit einem oder mehreren der Flieger gehabt
hatte. Vielleicht hatte einer von ihnen, wie Herm Hoyt mir gegenüber rätselte,
etwas gegen Schenkelverkehr gehabt oder sich nicht
damit [643]  zufriedengeben wollen. Oder die Flieger hatten, jung, wie sie waren,
nur den Ruf gekannt, der Miss Frost vorauseilte; für sie war es vielleicht
schon Provokation genug, dass Miss Frost, so wie sie es sahen, keine richtige Frau war – womöglich war es nur das. (Oder sie
waren gottverfluchte Schwulenhasser – womöglich nur das. )
    Was auch immer zu der Auseinandersetzung geführt hatte, fest stand
jedenfalls – wie Trainer Hoyt vorausgesagt hatte –, dass Big Al keinem Kampf
auswich.
    »Es tut mir leid, Billy«, sagte Onkel Bob.
    Später versicherten Bob und ich uns gegenseitig, wie froh wir waren,
dass Herm Hoyt das nicht mehr erleben musste. An diesem Abend rief ich Elaine
in New York an. Sie hatte inzwischen ein eigenes Apartment in Chelsea, etwas
nordwestlich vom West Village und genau nördlich

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