Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
Vom Netzwerk:
ihn g-gefunden haben, dann fragen Sie ihn doch selbst. F-fahren Sie in die Klapse und fragen Sie ihn. Ich w-weiß nichts.« Ika schien wieder zu sich gekommen und redete endlich mit Matwej, ohne zu merken, dass sie stotterte.
    Der Schweiger Wowa wühlte inzwischen die Kassetten und DVDs durch. Er war offensichtlich nicht ganz blöd. Die mit einem kleinen schwarzen Stern gekennzeichneten Videos legte er auf einen separaten Stapel.
    Logisch, dachte Ika, diese Sternchen sind sogar mir aufgefallen, und ich hab mir ein paar von den Videos angesehen. Mark hat mit versteckter Kamera Kunden gefilmt. Eine Kamera ist in der Hotelwohnung installiert, direkt überm Bett. In dem riesigen Jugendstilkronleuchter. Mark ist wirklich blöd, auch wenn er sich für unglaublich clever hält. Die Kamera schaltet sich ein, wenn man das Licht ausmacht. Er hat uns allen eingeschärft, immer das Deckenlicht auszuschalten. Wenn der Kunde Licht will, dann nur die Wandlampe.
    Die Blondine Toma durchsuchte weitere Dateien. Auf dem Monitor erschien eine Liste. Namen und Telefonnummern. Matwej stand auf, trat zu Toma, schüttelte den Kopf und stieß einen leisen Pfiff aus.
    Ika erinnerte sich noch genau an ein kürzliches Gespräch mit Mark. Sie lagen im Bett, erschöpft vom stürmischen Liebesspiel, zupften mit dem Mund Beeren von einer Weinrebe, und sie sagte: »Hör mal, es gibt CDs zu kaufen, da kann man zu jeder Telefonnummer den Namen finden.«
    »Klar gibt’s die«, bestätigte Mark. »Und?«
    »Na, damit könntest du ganz leicht die echten Namen der Kunden rauskriegen.«
    »Wozu? Ich will von denen bloß Kohle, nicht die Ausweisdaten. Ich bin nicht auf Erpressung aus, wenn du das meinst. Ich bin kein Idiot.«
    Vielleicht war er wirklich nicht auf Erpressung aus, aber die Daten der Kunden hatte er sich trotzdem heimlich besorgt und im Computer gespeichert.
    »Lass gut sein, Toma«, sagte Matwej, »bau die Festplatte aus. Wowa, wie sieht’s bei dir aus?«
    Wowa griff nach einer Kassette mit schwarzem Sternchen und legte sie schweigend in den Videorekorder. Ika drehte sich zum Fernseher. Die Aufnahme war von ziemlich schlechter Qualität, aber es war zu sehen, wie Shenja auf einem fetten alten Kerl ritt. Auch das Gesicht des Alten war recht deutlich zu erkennen.
    »Das ist übrigens die bewusste Kleine«, sagte Matwej und seufzte.
    »W-elche b-bewusste?«, fragte Ika.
    Matwej, Toma und Wowa starrten sie an. Die eingetretene Stille wurde nur vom heiseren Stöhnen des alten Mannes aus den Lautsprechern unterbrochen.
    »Die von dem Psychopathen erwürgt wurde«, sagte Matwej schließlich. »Komisch, dass du das noch nicht weißt.«

Achtundzwanzigstes Kapitel
    Boris Rodezki hatte kaum die Schule betreten, als die Grundschullehrerin Vera auf ihn zustürzte.
    »Was für ein Kummer! Das einzige Kind ihrer Mutter. Da lebt man so vor sich hin, regt sich über jeden Unsinn auf und vergisst, was eine echte Tragödie ist. Im Lehrerzimmer sitzt gerade ein Kriminalist und befragt Karina Awanessowa, ihre Freundin. Im Kriminalreport kam gestern ein Bericht, da haben sie keine Namen genannt, da hieß es nur: ein Mädchen zwischen zwölf und vierzehn. Der Kriminalist ist übrigensderselbe wie gestern im Fernsehen, er ist eben erst gekommen, zwei andere Milizionäre waren schon vor ihm da.«
    Sie gingen in die Lehrergarderobe. Mechanisch stellte Rodezki seine Aktentasche auf den Boden, zog den Mantel aus und nahm den Schal ab. Er wollte ihn in den Mantelärmel stecken, doch der Schal rutschte immer wieder heraus.
    »Ich kannte sie ja schon, als sie noch ganz klein war, ich kann es einfach nicht fassen«, murmelte Vera, schluchzte und schnäuzte sich. »Es heißt, es sei ein Psychopath gewesen. Er treibt schon lange sein Unwesen, er ermordet Frauen und Mädchen in Grün. Sie hatte ja eine grüne Jacke an.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Rodezki, noch immer mit dem Schal kämpfend, »ich verstehe nicht, wovon Sie reden. Eine grüne Jacke? Wer hatte eine grüne Jacke an?«
    In Wirklichkeit hatte er längst begriffen, wollte es aber nicht glauben. Shenja Katschalowas Jacke war tatsächlich grün, salatgrün, die Kapuze mit silbrigem Nerz abgesetzt.
    Vera schrie auf und schlug die Hände zusammen.
    »Sie wissen noch nicht Bescheid?! Ach ja, Sie sind ja eben erst gekommen. Die ganze Schule weiß es schon. Was für ein Unglück, mein Gott! Shenja Katschalowa wurde im Wald gefunden, am Stadtring. Ermordet.«
    Die Klingel schrillte, und im nächsten Augenblick

Weitere Kostenlose Bücher