In ewiger Nacht
brauchst du Geld, um dich von diesem Mark loszukaufen. Wie viel?« Diese Frage stellte Sazepa, hart und ruhig.
Sie hob die Hände mit gespreizten Fingern, als wolle sie sich ergeben.
»Zehn?«, hakte Sazepa nach.
Sie nickte schuldbewusst.
Wenn er zusammenrechnete, wie viel er in den zwei Jahren für sie ausgegeben hatte, kam er auf weit mehr.
»Bist du sicher, dass er dich in Ruhe lässt, wenn du ihm das Geld gibst?«
»Ganz sicher.«
»Wie kommst du auf diese Summe? Hat er so viel verlangt?«
»Ich weiß es eben. Ein anderes Mädchen wollte auch weg, und die hat ihm zehntausend gegeben. Danach hat er sie in Ruhe gelassen.«
Na, jetzt hast du dich verheddert und schwindelst ungeschickt, meine Liebe, dachte Sazepa, auf die Frage warst du nicht vorbereitet. Meine nächste Frage bringt dich bestimmt auch in Verlegenheit.
»Angenommen, du gibst ihm das Geld. Wird er nicht wissen wollen, woher du es hast?«
Das verlogene kleine Luder umschlang seinen Hals, küsste ihn und stammelte: »Nick, mein Liebster, mein Bester, rette mich! Bitte! Ich kann so wirklich nicht weiterleben. Du wirst doch nicht zulassen, dass deine Signorina stirbt?«
»Aber Nikolai, du hast alles kalt werden lassen.« Sojas Stimme drang durch den Nebel, der Sazepa einhüllte.
»Hat Ihnen das Fleisch nicht geschmeckt?«, fragte der Kellner.
»Wie? Doch, danke. Es hat alles sehr gut geschmeckt.«
Soja sah ihren Mann streng an und schüttelte den Kopf.
»Wie kannst du das sagen? Du hast ja nicht einmal probiert! Iss bitte, das ist ganz frisches Kalbfleisch.«
Vierzehntes Kapitel
Solowjow saß in seinem Büro über einem Stapel von Vernehmungsprotokollen und fand genau wie vor zwei Jahren keinen einzigen Anhaltspunkt. Ihm fiel die paradoxe Idee von Professor Guschtschenko ein, der 1998 behauptet hatte, beidem Serienmörder, der im Gebiet Kaliningrad Prostituierte tötete, und dem Anonymus, der bei jeder Live-Diskussion in Radio und Fernsehen anrief und sich über den Verfall der Sitten und die Zügellosigkeit der Jugend aufregte und sofortige Maßnahmen dagegen forderte, handele es sich um ein und dieselbe Person.
Guschtschenko schlug vor, auf dem lokalen Fernsehsender eine Talkshow zu initiieren und per Liveschaltung über die Dinge zu diskutieren, die dem Anonymus so am Herzen lagen. Er war sicher, dass dieser anrufen würde. Das tat er tatsächlich. Guschtschenko erkannte ihn sofort, verwickelte ihn in ein Gespräch und hielt die Verbindung so lange, wie die Techniker brauchten, um seinen Standort zu ermitteln.
Schon während des Gesprächs konnte Guschtschenko den Mann zu einem indirekten Geständnis bewegen.
»Und Sie selbst«, fragte Guschtschenko, »tun Sie denn etwas dafür, die Gesellschaft vom Schmutz zu reinigen?«
Der Mann kam in Fahrt. Zum ersten Mal hörte man ihm öffentlich zu, sprach jemand ernst und respektvoll mit ihm.
»Ich lege nicht die Hände in den Schoß«, rief er, »ich bekämpfe das Böse. Das ist mein wichtigstes Ziel im Leben.«
»Ein großes Ziel. Sie sind ein redlicher, nobler Mensch. Ich frage Sie nicht nach den Mitteln Ihres Kampfes, aber sagen Sie, spüren Sie, dass er erfolgreich ist?«
»Es gibt Ergebnisse.«
»Welche denn?«
»Ich habe diesen Weibern eine anständige Lektion erteilt, wie sie sich zu verhalten haben, jetzt haben sie wenigstens Angst! Jede Schlampe weiß nun, was sie erwartet! Das Schwert der Strafe wird jede treffen, jede!«
Die Aufzeichnung dieser Talkshow diente inzwischen als Lehrmaterial für Kriminalisten und Gerichtspsychiater. Anfangs aber war Guschtschenko mit seiner Idee auf Skepsis gestoßen, wie mit vielen seiner oft paradoxen, überraschenden Ideen.
Guschtschenko war gewöhnt zu siegen. Moloch war seine einzige ernsthafte Niederlage.
Vielleicht will er deshalb nicht glauben, dass der Mord an Shenja die Fortsetzung der Serie ist, überlegte Solowjow. Der Professor hat eine Reihe von Hypothesen aufgestellt. Ein Kinderarzt, ein Lehrer, der erwachsene Liebhaber des Mädchens, der Vater ihres Kindes. Meint er wirklich, Shenja wurde nicht von Moloch getötet?
Solowjow war nervös und ärgerte sich über sich selbst. Er hätte gern Olga angerufen. Sie hatten sich seit anderthalb Jahren nicht gesehen, sie wussten beide, dass das keinen Sinn hatte. Es konnte keine Fortsetzung geben. Sie würde ihren Filippow nie verlassen, obwohl sie mit ihm vermutlich nicht glücklich war. Und heimliche Rendezvous, Lügen, gestohlene Stunden für kurze Treffen – das war nichts
Weitere Kostenlose Bücher