In Ewigkeit verflucht
auch Bill.
»Achte auf dein Gefühl, John.«
»Das tue ich.«
»Und denke daran, dass du vielleicht sechs Menschenleben retten kannst«, fügte Glenda hinzu.
»Hast du denn überhaupt Zeit?«, fragte Sheila.
»Die nehme ich mir.«
Bill wies kurz mit dem Zeigefinger auf mich. »Das heißt, du hast dich entschlossen.«
»Ja.«
»Und wozu?«
Ich lächelte breit. »Das Obere Engadin mit seinen Lärchenwäldern soll ja auch im Sommer eine tolle Gegend sein. Die würde ich mir gern mal anschauen...«
***
Bill Conolly war sich sicher gewesen, dass ich nicht ablehnen würde. Aus diesem Grund hatte er bereits zwei Zimmer in einem kleinen gemütlichen Hotel in Celerina reserviert. Er wollte nicht in diesen großen geschichtsbeladenen Kästen aus der Belle Epoque oder der Jugendstilzeit wohnen. Wenn schon in den Bergen, dann stilecht, außerdem kannte man ihn dort, denn da hatten Sheila und er auch schon Urlaub gemacht.
Ich kannte die Gegend ebenfalls. Nur lag es lange zurück, dass ich mich in St. Moritz und Umgebung hatte blicken lassen. Dort war es Winter gewesen. Nun nicht mehr. Die Sonne eines heißen Sommers hatte den Schnee verschwinden lassen und auch für Tauwetter in den Gletscherregionen gesorgt, was nicht gut war. Die Gletscher mussten bleiben, um für ein Gleichgewicht in der Natur zu sorgen. Leider sah es nicht danach aus, immer mehr schmolzen die Kappen weg.
Nach Zürich waren wir geflogen. Mit einem Leihwagen, einem schnellen Golf, ging die Reise weiter. Das nächste Ziel war Chur, die Hauptstadt von Graubünden. Von dort aus ging es hinein in die Berge. Über den Julierpass erreichten wir das Ziel St. Moritz/Celerina.
Begleitet wurden wir von strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel. Eine herrliche Bergwelt hielt uns umfangen. Die Kette der Südalpen baute sich vor uns auf. Heller Schein fiel auf die schnee- und eisbedeckten Gipfel und ließ die weiße Pracht dort glänzen, als wäre sie mit wertvollen Diamantsplittern bestreut.
Ich musste schon einige Male tief durchatmen. Das nicht nur wegen der dünnen Luft, sondern auch auf Grund des herrlichen Panoramas, das jeder Gast zu sehen bekam.
Der große Betrieb herrschte trotzdem nicht. Hier war der Winter wichtiger. Da brannte dann der Busch, während im Sommer viele Urlauber woanders hinflogen oder hinfuhren. Schade eigentlich, denn die Gelegenheit zu wandern und zu relaxen war einmalig.
Bill lenkte den Golf in Richtung Celerina. Ich gönnte mir weitere Ausblicke, sah rechts das berühmte Palace Hotel, das mal im Stil einer Ritterburg gebaut worden war, und entdeckte wenig später die Kurven der berühmten Cresta Bobbahn. Jetzt ohne Eis. Wanderer spazierten über schmale Wege durch den Lärchenwald und atmeten die wunderbare Luft ein, die hier herrschte.
Celerina und St. Moritz gingen praktisch ineinander über. Die Straße wurde eng. Kleine Seitengassen führten in verschiedene Richtungen hinweg. Hier öffnete sich auch das Tal, und unser Blick wurde wieder gewaltig. Die Kirche auf dem Hügel sahen wir ebenfalls. Der alte romanische Turm sah aus wie ein dicker Arm.
Nach einer scharfen Kurve blinkte Bill und zog den Wagen nach links, weg von der Straße auf einen kleinen Parkplatz zu, der zum Hotel gehörte und zu einem Drittel überdacht war, weil sich dort eine kleine Sonnenterrasse befand, auf dem ein Ehepaar saß und etwas trank.
»Da wären wir!«
»Nicht schlecht.«
»Wie meinst du das?«
Ich lächelte. »Der Friede hier, den ich während der Fahrt erlebt habe.«
»Das kann täuschen.«
»Mal sehen.«
Wir stiegen aus. Gepäck hatten wir nicht viel mitgenommen. Jeder eine Reisetasche, damit kamen wir aus. Es gab hier keine Hochhäuser wie in St. Moritz Bad. Hier herrschte der Engadiner Baustil vor. Kleinere Häuser, nicht zu hoch, mit oft winzigen Fenstern und großen, mächtigen Eingangstüren. An den Wänden sahen wir die kunstvollen Bemalungen, das so genannte Scrafitti, auch typisch für die Häuser hier.
Das Hotel wurde von einem Ehepaar geführt. Hans und Vera Prager gaben den Gästen das Gefühl, zu Hause zu sein. So jedenfalls hatte es Bill Conolly mir berichtet.
Er betrat das Haus zuerst. Nach einigen Schritten mussten wir eine Treppe hoch und erreichten die Rezeption. Alles war hier eng, aber auch irgendwie gemütlich. Hier wurde nicht geprotzt, man konnte sich einfach wohl fühlen. Dass Hans Prager ein toller Koch war, hatte Bill mir wie nebenbei erzählt.
Um diese Zeit herrschte Mittagsruhe. Die Tür zur
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