In Ewigkeit verflucht
Kirchner unter eines der größeren Kissen und zog die Axt hervor, die er wohl auch mit in die Kirche genommen hatte.
Und dann sprang er auf.
Es ging alles wahnsinnig schnell. Ich wusste ja, dass er aggressiv war, dass wir nicht eben Freunde waren, aber einen derartigen Angriff hatte ich nicht erwartet. Ob er wusste, dass er dabei war, einen Mord zu begehen, war mir nicht bekannt. Er konnte auch einfach nur durchdrehen, weil in seinem Kopf einiges durcheinander war.
Er schrie!
Dabei warf er sich nach vorn und schlug mit der verdammten Axt zu. Hinter mir hörte ich ein Poltern. Es stammte von Bill Conolly. Um so etwas konnte ich mich nicht kümmern, denn ich musste der verdammten Waffe ausweichen und ließ mich zur Seite hin fallen.
Es war mein Vorteil, dass er von oben nach unten schlug. Eine seitliche Schlagrichtung hätte mich erwischt, so aber hatte ich Glück und stieß deshalb im Liegen mit meinen Füßen nach seinen Waden. Ich traf sie zwar, doch die Sohlen rutschten ab. Zum Stolpern brachte ich ihn nicht. Ein zweites Mal schlug er nicht zu. Er sprang über die Schwelle in den Flur. Dort schrie Bill ihn an, aber der Mann hörte nicht. Er rannte auf die Treppe zu. Als ich das Zimmer verließ, hörte ich die polternden Schritte verklingen.
Für Bill und mich gab es kein Zögern. Wir nahmen augenblicklich die Verfolgung auf und befanden uns noch in diesem engen Flur, als wir den fürchterlichen Schrei der Frau hörten.
Er traf uns bis ins Mark, ließ künstliches Eis auf unseren Rücken entstehen, denn wir ahnten, was dieser Schrei zu bedeuten hatte. Er hallte noch als Echo durch unsere Ohren, während wir die Treppe hinab nach unten liefen.
Vor der letzten Stufe lag Adam Kirchner!
Liliane stand nicht weit von ihm entfernt. Sie war zu einer Statue des Entsetzens geworden. Den Mund bekam sie nicht mehr zu, und die Arme hielt sie halb erhoben.
Adam Kirchner hatte versucht, seinen Sohn zu stoppen. Es war ihm nicht gelungen. Wahrscheinlich hatte er auch nicht damit gerechnet, dass Reto Zuschlägen würde. Er hatte es getan, und er hatte auch getroffen. Zwar nicht tödlich, doch für eine schwere Verletzung reichte es aus. Adam Kirchner blutete am rechten Arm und ebenfalls an der Hüfte. An beiden Stellen hatte ihn die Klinge getroffen.
Glücklicherweise war sie nicht tief in das Fleisch gedrungen. Es waren mehr Streifschläge gewesen, aber auch die hatten ausgereicht.
Bill Conolly rannte zur Tür. Er musste noch Frau Kirchner zur Seite drücken, um freie Bahn zu haben. Ich ließ ihn laufen, denn jemand musste sich um den Verletzten kümmern.
Adam Kirchner schaute mich mit flackerndem Blick an. Er war und blieb auch bei Bewusstsein. Aber er konnte nicht begreifen, was sein Sohn da getan hatte.
»Geschlagen. Er... er... hat auf seinen eigenen Vater mit der Axt geschlagen. Das ist... das ist... das kann ich nicht fassen. Er ist doch mein Sohn...«
»Sie sollten jetzt nicht reden. Ich werde einen Arzt kommen lassen. Das ist jetzt wichtiger.«
»Keinen Arzt. Nur verbinden. Das kann Liliane machen. Wir haben in der Werkstatt alles da. Es sind ja nur ein paar Kratzer«, keuchte er, »leider etwas tief, aber das legt sich wieder. Wichtig ist, dass ich noch lebe. Und ich werde auch weiterhin leben, das schwöre ich. Darauf könnt ihr euch verlassen.«
»Jeder will, dass es so kommt.«
»Dann holt ihn zurück. Dann holt meinen verdammten Sohn zurück. Er kann nichts dafür. Es sind die bösen Mächte. Die Dämonen, die überall vorhanden sind. Das weiß ich...«
Seine Stimme wurde immer schwächer. Er hielt sich nur mit großer Mühe bei Bewusstsein. Dann war es vorbei. Nach einem letzten Seufzer wurde er schlapp und fiel endgültig zurück.
Ich fing ihn ab, sodass er nicht aufschlagen konnte. Seine Frau kehrte zurück. Sie trug einen großen Erste-Hilfe-Kasten in ihren zitternden Händen und hätte ihn fast fallen lassen, als sie ihren Mann so bewegungslos liegen sah.
»Adam...«
Bevor sie das Entsetzen übermannte, sprach ich sie an und nahm ihr auch den Kasten ab.
»Sie müssen sich nicht zu sehr sorgen, Frau Kirchner. Ihr Mann lebt. Er hat nur die Schmerzen nicht aushalten können. So ist er bewusstlos geworden. Es ist besser für ihn.«
»Soll ich...«
»Ja, das sollen Sie. Lassen Sie die Finger von ihm und rufen Sie bitte einen Arzt herbei.«
Ich sah einen glücklichen Funken in ihren Augen, denn wohl genau darauf hatte sie gewartet. Den Kasten stellte ich zur Seite, während Frau Kirchner
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