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In Ewigkeit verflucht

In Ewigkeit verflucht

Titel: In Ewigkeit verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schauten wir in den Garten und hoch zu den Bergen. Mir fiel auf, dass Reto seinen Kopf etwas nach links gedreht hatte. Er musste dabei ein Ziel haben, und auch wir blickten hin.
    Ja, das war der Piz Muragl. Deutlich zu erkennen in der klaren Luft. Auch das Hotel dort oben mit dem Restaurant, dessen Außenterrasse berühmt war.
    »Wartest du auf Elisa?«, fragte Bill.
    Er hatte wohl die richtigen Worte gewählt, denn Reto zuckte leicht zusammen.
    »Ich habe Recht – oder?«
    »Elisa ist weg!«
    »Aber in der Kirche war sie noch – oder?«
    »Ja. Nackt.«
    »War sie allein?«
    »Hör auf...«
    »Bitte, wenn ich...«
    »Hör auf!«, schrie Reto plötzlich und sprang auf. »Ich will sie haben, aber ich weiß...«, plötzlich stand Schaum vor seinem Mund. »Sie war nackt. Sie hat auf dem Boden gelegen. So schamlos. So widerlich. Sie hat sich hingegeben. Sie hat es mit allen getrieben. Sie muss bestraft werden.«
    »Du wolltest sie töten, nicht?«
    Reto hatte nichts dagegen, dass ich ihn fragte. Sein Nicken war so heftig, dass wir Angst hatten, sein Kopf würde abfallen. Er schwitzte plötzlich und drückte seinen Rücken durch. Dann riss er die Arme hoch. Er ballte die Hände zu Fäusten. In die Stille und die klare Luft schrie er seine Botschaft.
    »Ich kriege dich, Elisa! Ich werde dich finden! Ich werde dich befreien. Ich hole dich weg aus der Hölle und weg vom Teufel! Das verspreche ich dir!«
    Seine letzten Worte gingen unter in einem wilden Schrei. Wir rechneten damit, dass er zusammensacken würde. Es passierte nicht. Er machte schwungvoll kehrt und rannte auf die offene Hintertür zu, um danach im Haus zu verschwinden.
    Bill und ich blieben zurück. Ebenso wie Adam Kirchner. Wir hörten Reto im Haus toben und schreien. Dazwischen klang die Stimme einer Frau auf. Sie versuchte, den jungen Mann zu beruhigen. Ob es ihr gelang, war fraglich.
    Auf dem Gesicht des Vaters breitete sich das Entsetzen aus. Er hob in einer schon verzweifelten Bewegung die Schultern und danach die Arme. »Jetzt haben Sie gesehen, wie es hier zugeht«, flüsterte er uns zu. »Es ist einfach grauenhaft, und ich kann nichts dagegen tun. Wenn ich meinen Sohn so beobachte, habe ich das Gefühl, dass er besessen ist. Ich weiß nicht wovon, aber ich würde sagen, von seiner eigenen dunklen Seite. Die ist noch immer vorhanden. Die hat auch der Aufenthalt in der Klinik nicht wegschaffen können.«
    Der verzweifelte Mann schaute uns in die Augen. Er wartete darauf, dass er eine Hoffnung bekam, doch damit konnten wir leider nicht dienen. Zumindest nicht sofort.
    »Es wird sich alles aufklären«, sagte ich. Das war zwar kein Trost, doch mehr fiel mir in diesem Augenblick nicht dazu ein.
    »Nein, Herr Sinclair, nein. Ich habe ihn verloren. Er kommt nicht mehr zurück. Es wird nichts mehr so sein wie früher. Darauf habe ich mich bereits eingestellt.«
    Eine Frau lief aus dem Haus. Sie trug ein Kopftuch und eine blaue Schürze über dem violetten Kleid. Mit beiden Händen winkte sie uns zu. In ihrem hageren Gesicht fielen die hellen Augen und der Damenbart über der Oberlippe auf.
    Ihre Vorwürfe trafen uns. »Himmel, was habt ihr mit ihm gemacht? Reto ist wie von Sinnen.« Dann sah sie uns und wich zurück. »Wer sind die beiden Männer da?«
    »Sie meinen es gut, Liliane. Wirklich. Das spüre ich. Sie wollen Reto helfen.«
    »Sind es Ärzte?«
    »Nein.«
    »Dann können Sie ihm nicht helfen. Reto ist dem Wahnsinn verfallen. Oder sehr nahe daran. Es geht nicht. Sie sollen Weggehen. Ich lasse keinen an meinen Sohn heran.«
    »Bitte, Liliane.«
    »Hör auf, Adam, hör auf! Es hat doch keinen Sinn mehr. Wir haben alles versucht, aber nichts erreicht. Reto lebt in seiner eigenen Welt. Wenn wir schon nichts schaffen, wie soll es dann den Fremden gelingen?«
    »Du musst Vertrauen haben.«
    »Das kann ich nicht mehr!«
    Es war uns schon peinlich, diesem Streit zuhören zu müssen. Verschwinden konnten wir nicht. Es war einfach zu wichtig. Reto Kirchner war die einzige Spur, die wir hatten. Vielleicht konnte er uns zu dieser Gruppe der Auserwählten führen, und dann würde sich auch das Schicksal der Verschwundenen aufklären.
    Liliane konnte nicht mehr. Sie ging zur Seite und stützte sich an der Rückseite des Hauses ab. Den Kopf hielt sie gesenkt. Wir hörten sie schluchzen.
    Adam kümmerte sich um seine Frau, und so sahen wir die Chance, ins Haus zu gehen. Es war wichtig, dass wir normal mit dem jüngeren Mann über den Fall redeten.
    Etwas hatte er

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