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In Ewigkeit verflucht

In Ewigkeit verflucht

Titel: In Ewigkeit verflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weglief. Ich schaute mir die Wunden an. Sie bluteten nicht mehr so stark, aber um den Körper herum hatten sich schon Lachen ausgebreitet, die das Holz rotbraun färbten.
    Reto Kirchner war uns entkommen. Es hätte nicht sein müssen. Da war ich ehrlich gegen mich selbst. Wir hätten besser Acht geben müssen. Doch Reto hatte auf uns nicht den Eindruck gemacht, dass er urplötzlich durchdrehen würde.
    Es war zu spät. Wir hatten das Nachsehen. Ich hoffte nur, dass Bill eine Spur gefunden hatte.
    Liliane Kirchner kehrte wieder zurück. Sie war noch immer sehr blass im Gesicht, aber sie hatte sich gefangen, und ihre Stimme klang relativ fest: »Doktor Brusi ist gleich hier. Wir kennen ihn gut.«
    »Wunderbar.«
    »Und was werden Sie tun?«
    »Ich schaue draußen mal nach.«
    »Suchen Sie Reto?«
    »Wen sonst. Er ist die wichtigste Person in diesem Spiel. Daran gibt es nichts zu rütteln.«
    »Das hätte ich nicht gedacht, dass es...«, sie konnte nicht mehr sprechen und fing an zu weinen. Mit dem Stoff der angehobenen Schürze wischte sie über ihre Augen, und ich wusste nicht, wie ich diese Frau noch trösten sollte.
    Sie hatte schon Schlimmes hinter sich, und es war noch nicht zu Ende, das stand fest.
    Ich ging die wenigen Schritte bis zur Tür und trat nach draußen in diese herrliche Umgebung hinein. Wer sie sah, der stellte sich nichts Böses vor, erst recht keinen Mord.
    Ich sah die Straße, die Sonne, den allmählich dunkelblau werdenden Himmel, aber von Bill und Reto sah ich nichts. Dafür rollte ein Zug über die Schienen hinweg. Sein Geräusch verlor sich in der Leere des weiten Tales.
    Ich wollte schon um das Haus herumgehen, um an der Rückseite nachzuschauen, da sah ich Bill kommen. Er humpelte mir aus dieser Richtung entgegen. Sein Gesicht zeigte einen wütenden Ausdruck. Als er neben mir stehen blieb, hörte ich sein Keuchen.
    »Und?«
    »Frag nicht. Er ist weg.«
    Ich deutete nach unten. »Was ist mit deinem Bein?«
    »Mit dem Fuß, meinst du. Ich hätte ihn fast gehabt«, erklärte er wütend, »und da knickte ich um. Das war so ein verdammter Stein, der mir im Weg lag. Ich konnte nichts machen. Ich rutschte einfach weg und wäre fast noch in den Bach gefallen.«
    »Und Reto?«
    »Vergiss ihn. Er ist natürlich weg.«
    »Hast du gesehen, wohin er lief?«
    »Nein, nicht genau. Er hatte ja freie Bahn und rannte schreiend in das Gelände hinein.«
    Da hatte er uns beide überlistet. Aber so ist das Leben. Man kann nicht immer der Sieger sein. Wir hatten oft verloren, doch letztendlich zählte, wie der Kampf ausging.
    »Er wird sie holen, John, da bin ich mir sicher.«
    »Dazu müsste er wissen, wo Elisa steckt.«
    Bill grinste scharf. »Das weiß er. Davon bin ich überzeugt. Er hat sich kundig gemacht. Möglicherweise sogar auf einer anderen Ebene.«
    Als ich ihn skeptisch anschaute, deutete er mit seinen Daumen gegen die Stirnseiten. »Er kann auch auf diesem Weg mit ihr in Verbindung stehen, denke ich.«
    Jetzt wusste ich, was Bill meinte. Nur war es müßig, sich darüber Gedanken zu machen. Zunächst war Reto Kirchner verschwunden, aber er würde weiterhin aktiv bleiben, dessen war ich mir sicher. Er befand sich in einem unberechenbaren Zustand. Seine Psyche war gestört worden. Aus der Lethargie heraus konnte er in eine Aggressivität hineindriften, die tödlich endete. Wenn es ihm in den Kopf kam, nahm er selbst auf ihm nahe stehende Menschen keinerlei Rücksicht. Der Vater war das beste Beispiel gewesen.
    In recht schneller Fahrt rollte ein Auto vom normalen Weg ab und fuhr über den Schotter auf das Haus zu. Es war ein Subaru, ein Geländewagen, unter dessen Reifen der Split wegrollte. Er stoppte hart vor dem Haus. Die Tür schwang auf, und ein noch junger Mann mit dunkler Brille und braunem Haarschopf sprang heraus. Er warf uns einen schnellen Blick zu. Dann wurde seine Aufmerksamkeit von Frau Kirchner abgelenkt, die an der Tür erschienen war. »Kommen Sie schnell, Doktor.«
    »Ja, ich bin gleich bei ihnen.« Der Arzt schleppte eine schwere Tasche mit sich und war bald im Haus verschwunden.
    Bill und ich folgten ihm nicht. Wir blieben in den Strahlen der frühabendlichen Sonne stehen, die warm gegen unsere Körper schien. Ich hatte mich so aufgebaut, dass der Piz Muragl in meinem Blickfeld lag.
    Ich schaute nur hin, ohne einen Kommentar abzugeben, und das gefiel Bill Conolly nicht.
    »Was stört dich, John?«
    »Er.«
    Bill räusperte sich. »Du meinst den Berg?«
    »Ja. Aber nicht er als

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