In Ewigkeit verflucht
unabsichtlich.«
»Ach.«
»Ich suche jemanden.«
»Wen denn?«
»Hast du einen Moment Zeit?«
Carla schaute sich um. »Klar. Unser Chef ist im Moment beschäftigt und hockt in seinem Büro.« Sie nahm an seinem Tisch Platz. »Was gibt es denn? Hat es mit den Vorgängen... ich meine...«, sie holte Luft, »mit deinem Erlebnis damals zu tun?«
»Indirekt schon.«
Prüfend blickte sie Reto an. »Aber du bist wieder vollkommen ist Ordnung – oder?«
»Klar bin ich das.«
»Ist schon okay. War nur eine Frage. Die enttäuschte Liebe kann einen Menschen manchmal zerstören.« Sie senkte den Kopf. »Ich weiß das, denn ich hatte auch mal eine so beschissene Beziehung.«
»Tut mir Leid.«
»Schon vergessen.«
Reto schaute in ihre dunklen Augen. »Kannst du dir vorstellen, warum ich hier bin?«
Carla zeigte zunächst keine Reaktion. Dann wich sie dem Blick aus.
»Du weißt es, nicht?«
»Vielleicht.«
»Sehr schön.«
Carla schaute noch immer zur Seite. »Nein, Reto, nein. Das ist nicht sehr schön. Das ist überhaupt nicht schön. Du solltest dein Wasser trinken und dann wieder fahren.«
Er gab eine Antwort, mit der die junge Frau nicht gerechnet hatte. Gleichzeitig schlug er auf den Tisch. »Sie ist hier, nicht wahr? Und du weißt, wo sie ist!«
»Ich habe sie gesehen«, gab Carla zu.
Mit einem schnellen Griff umfasste er ihr Handgelenk. »Bitte, ich will es jetzt hören. Ich will wissen, wo sie sich aufhält, verdammt noch mal! Ich will es...«
»Lass mich los. Du tust mir weh!«
Er lockerte den Druck. Mehr nicht. »Ich will von dir eine Antwort haben, Carla.«
»Ja, verdammt, ja. Ich habe es geahnt, dass es so kommen musste. War alles klar.«
»Wo?«
Carla hüstelte vor sich hin. »Das ist nicht gut für dich. Aber gut, du bist dann an deinem Schicksal selbst schuld. Sie ist nicht allein. Sie und ihre Freunde leben hier im Hotel. Sie haben sich eingemietet und werden noch bleiben. Den ganzen Sommer über. So habe ich es gehört, und ich denke, dass du nicht dazugehörst.«
Reto Kirchner sagte nichts. Aber seine Hand löste sich von Carlas Gelenk. Der junge Mann schaute ins Leere. Er musste dabei schlucken, denn zahlreiche Gedanken wirbelten durch seinen Kopf.
Also doch! Die Botschaft hatte ihn erreicht. Sie war nicht falsch gewesen. Elisa lebte hier auf dem Piz Muragl. Im Hotel. Zusammen mit anderen Leuten. Mit ihren Freunden...
Reto lachte auf. Er konnte nicht anders. Wieso Freunde? Woher kamen sie überhaupt? Aus Celerina und Umgebung? Waren es vielleicht die, mit denen sie es getrieben hatte?
Dieser Gedanke ließ das Blut in sein Gesicht strömen. Er drehte mit einer scharfen Bewegung den Kopf. Carla saß noch immer bei ihm und schaute ihn von der Seite her an.
»Wer sind die anderen Typen? Kennst du sie? Kommen sie aus unserer Gegend? Aus den Dörfern?«
»Nein. Es sind Fremde. Engländer. Junge Leute, die sie um sich versammelt hat.«
»Versammelt, sagst du?«
»Ja, sie bilden eine Gruppe. Eine Gemeinschaft. Sie gehören zusammen und halten auch zusammen. Nichts wird zwischen sie passen, das kannst du mir glauben.«
»Hast du mit ihnen gesprochen?«
»Nein, ich habe sie nur gesehen.«
»Was taten sie?«
»Sie gingen weg.«
»Wandern?«
»Weiß ich nicht. Abends kehrten sie zurück. Dann verschwanden sie auf ihren Zimmern.«
Ein kaltes Lächeln huschte über die Lippen des jungen Mannes. »Wenn das alles so ist und du wirklich gut Bescheid weißt, dann kannst du mir sicherlich sagen, wo Elisa ihr Zimmer hat.«
Carla schwieg. Nur ihren Blicken sah Reto an, dass sie sich fürchtete. »Bitte, ich weiß, dass du an ihr gehangen hast, aber das sollte jetzt vorbei sein. Vergiss sie. Vergiss Elisa. Tu dir selbst den Gefallen, oder du rennst in dein Verderben. Ich habe sie nie gut gekannt, doch jetzt kann ich mir vorstellen, dass sie ein anderer Mensch geworden ist. Zusammen mit ihren Freunden ging sie einen neuen Weg. Ich denke nicht, dass sie dabei gestört werden will.«
»Sie ist mit mir verlobt, falls du das vergessen hast, verdammt noch mal!«
»Das war sie, Reto. Jetzt nicht mehr. Eure Verbindung ist gerissen. Du bist du, und sie ist sie. Das musst du endlich kapieren.«
Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Dann trank er Wasser. Es war an seiner steifen Haltung zu merken, dass er sich innerlich von Carla distanzierte.
»Du kannst jetzt gehen.«
»Ja, Reto, das werde ich auch.« Sie schob sich langsam in die Höhe. »Ich muss arbeiten. Doch einen guten Rat
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