In feinen Kreisen
Cleo Anderson gesagt, hatte sie Miriam vielleicht nahe gelegt, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, und hatte Miriam daraufhin mit einem einzigen furchtbaren Schlag all der Angst und dem Entsetzen, die in ihr schlummerten, Luft gemacht?
Aber woher war der Krocketschläger gekommen? Solche Dinge bewahrte man wohl kaum im Schlafzimmer auf! Wer immer der Mörder Verona Stourbridges war, hatte den Schläger mitgebracht, und zwar in der Absicht, ihn als Waffe zu benutzen.
Der Mord war geplant gewesen. Monk sprach diesen Gedanken laut aus.
»Ich weiß«, stimmte Robb ihm zu. »Ich weiß. Aber sie scheint mir immer noch die Hauptverdächtige zu sein. Wir müssen weiter zurückgehen, als ich gedacht hatte. Ich werde noch einmal bei den Dienstboten anfangen. Der Grund für diese Tat muss hier liegen, in diesem Haus. Eifersucht, Furcht oder Zorn, wir müssen das Motiv hier suchen.«
Sie arbeiteten die ganze Nacht hindurch, stellten Fragen, erwogen die verschiedensten Möglichkeiten, gingen alle Einzelheiten noch einmal durch. Sie waren so müde, dass das ganze Haus ihnen am Ende wie ein Labyrinth erschien, wie ein Symbol für die Konfusion, die dort herrschte. Monks Kehle war trocken, und seine Augen brannten. Die Köchin brachte ihnen um drei Uhr morgens ein Tablett mit Tee und ein weiteres um Viertel vor fünf, diesmal mit Rindfleischsandwiches.
Sie befragten noch einmal Mrs. Stourbridges Zofe. Die Frau sah erschöpft und verängstigt aus, aber sie antwortete durchaus klar und verständlich.
»Ich kann nichts Nachteiliges über sie sagen, nicht wirklich«, erwiderte sie, als Robb sie nach Miriam fragte. »Sie war immer sehr höflich, so weit ich weiß.«
Monk spürte das Zögern in ihren Worten und sah die Unentschiedenheit in ihrer Miene.
»Sie müssen ganz offen sein«, ermahnte er sie ernst. »Das sind Sie Mrs. Stourbridge schuldig. Was meinen Sie mit »nicht wirklich«? Woran haben Sie gedacht, als Sie das sagten?«
Es war ihr sichtlich unangenehm, diese Frage zu beantworten. Monk sah sie durchdringend an, bis sie errötete und widerstrebend nachgab.
»Nun… ich dachte an einen Tag, als ich Mrs. Stourbridges saubere Unterröcke aufhängen wollte und… und da saß Mrs. Gardiner an Mrs. Stourbridges Ankleidetisch… und sie hatte eine von Mrs. Stourbridges Ketten um den Hals. Sie sagte, Mrs. Stourbridge hätte ihr erlaubt, sie sich auszuborgen – aber sie, ich meine Mrs. Stourbridge, hat nie was mir gegenüber verlauten lassen, dass sie ihren Schmuck verleihen würde. Und… und Mrs. Stourbridges Tagebuch lag aufgeschlagen auf dem Bett, und das ist etwas, das ich noch nie erlebt hatte.«
»Hat sie auch das erklärt?«
»Nein… ich habe nicht danach gefragt.«
»Ich verstehe.«
Sie sah ihn todunglücklich an und war froh, als er sie gehen ließ.
Es war inzwischen halb sechs. Robb stand am Fenster und blickte in das strahlende Sonnenlicht hinaus, während von der Straße die ersten Geräusche des erwachenden Tages hereindrangen. Ein Pferdewagen rollte vorbei. Auf der anderen Straßenseite wurden Schritte laut. Eine Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Schließlich wandte der Sergeant sich wieder vom Fenster ab. Sein Gesicht war fahl, und er sah erschöpft und niedergeschlagen aus.
»Ich muss sie verhaften«, erklärte er tonlos. »Es sieht so aus, als hätte sie es nicht erwarten können, den Schmuck in ihre Hände zu bekommen… oder ihre Nase in Mrs. Stourbridges Angelegenheiten zu stecken. Ich wünschte, es wäre nicht so. Die Menschen tun merkwürdige Dinge, wenn es um Geld geht.«
»Sie hätte Verona Stourbridge nicht zu töten brauchen, um das zu bekommen«, bemerkte Monk. »Niemand hatte etwas gegen die Heirat einzuwenden.«
»Vielleicht war Mrs. Stourbridge dagegen«, sagte Robb, den Rücken durchgedrückt, den Kopf hoch erhoben. Er war fest entschlossen, Monk in diesem Punkt die Stirn zu bieten, weil er glaubte, Recht zu haben. Es war eine Machtprobe zwischen ihnen und er wollte seine Autorität unter Beweis stellen.
»Vielleicht wusste Mrs. Stourbridge etwas, das auch Treadwell gewusst hatte, möglicherweise sogar, dass Miriam ihn getötet hatte.«
Monk wollte protestieren, aber dann erstarben ihm die Worte auf den Lippen. Niemand sonst hatte ein Motiv, Verona Stourbridge umzubringen, und es gab keine Beweise, die einen von ihnen verdächtig erscheinen ließen. Miriam war bereits mehr als genug in den Mord an James Treadwell verstrickt. Und seltsamerweise hatte sie keine
Weitere Kostenlose Bücher