In feinen Kreisen
können.
»Nun?«, fragte Robb, als er gegangen war und die Tür hinter sich zugezogen hatte. »Das hilft uns nicht viel weiter, hm?«
»Überhaupt nicht«, stimmte Monk ihm zu. »Ich sehe keinen Grund, warum er lügen sollte. Stourbridge zufolge hatte er das denkbar beste Verhältnis zu seiner Schwester, jetzt wie auch in der Vergangenheit.«
»Ich kann auch kein finanzielles Motiv erkennen«, fügte Robb hinzu. »Wenn Mrs. Stourbridge vor ihrer Ehe Vermögen besessen haben sollte, gehört es jetzt ihrem Ehemann, und Lucius würde es erben, wenn sein Vater stirbt… zusammen mit allem übrigen Besitz und den Ländereien.«
Monk machte sich nicht die Mühe zu antworten. »Und sollte Mrs. Stourbridge Campbell mit Geld unterstützt haben, dann hätte das jetzt mit ihrem Tod ein Ende. Nein, ich sehe keinen Grund, der ihn verdächtig machen würde. Wir sprechen jetzt am besten noch mit Lucius.«
Dies war das Gespräch, das Monk am meisten fürchtete, vielleicht weil Lucius ursprünglich sein Klient gewesen war und er dem jungen Mann bisher nur Kummer beschert hatte. Ein schreckliches Unglück nach dem anderen. Und jetzt verdächtigte er ihn obendrein noch des Mordes – oder auch Miriam, was Lucius vielleicht noch schlimmer finden würde. Und doch – welche Alternative blieb ihnen? Es war jemand aus dem Haus, und zwar kein Dienstbote. Nicht dass er die Dienstboten überhaupt ernsthaft in Betracht gezogen hatte.
Als Lucius eintrat, wirkte er mager und ausgezehrt. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, die Lider waren rot gerändert, und sein Blick war starr vor Entsetzen. Sein dunkler Teint war fahl. Lucius nahm Platz und wartete darauf, dass Monk zu sprechen beginnen würde. Robb beachtete er kaum.
Monk war noch nie einer Verpflichtung aus dem Weg gegangen, ganz egal, wie unangenehm sie sein mochte. Er neigte eher dazu, die Dinge umso energischer anzupacken, je schwieriger sie waren.
»Können Sie uns schildern, was heute Abend geschehen ist, angefangen von dem Zeitpunkt, als Sie sich zum Essen an den Tisch setzten? Und falls sich vor dem Abendessen etwas Bemerkenswertes ereignet haben sollte, müssten Sie uns auch davon in Kenntnis setzen«, begann er.
»Ja.« Lucius’ Stimme klang ein wenig höher als sonst. »Es war ein ganz gewöhnliches Essen. Wir sprachen über Belanglosigkeiten. Es ging vor allem um Ägypten.« Ein Schatten grimmiger Erheiterung huschte über seine Züge. »Mein Vater erzählte von Karnak und der großen Halle dort, wie gewaltig sie ist, jenseits unserer Vorstellungskraft. Wir spekulierten eine Weile darüber, was dazu geführt hatte, dass eine Zivilisation, die in der Lage war, solche Schönheit zu schaffen, untergegangen ist. Dann sprach er vom Tal der Könige. Er beschrieb es uns in allen Einzelheiten. Die Tiefe der Schluchten und wie klein und bedeutungslos man sich fühlt, wenn man auf ihrem Grund steht und zu einem winzigen Stückchen strahlend blauem Himmel hinaufblickt. Er sagte, es sei ein Ort, der die Menschen zwingt, an Gott und die Ewigkeit zu denken. All diese uralten Pharaonen, die dort in ihren riesigen Grabmälern liegen, ihre irdischen Schätze um sich versammelt – wie sie Jahrtausend um Jahrtausend darauf warten, ins Jenseits einzugehen. Er berichtete ein wenig über den Glauben dieser alten Völker. Es war ein seltsames Gespräch. Meine Mutter hatte ihn dort besucht, bevor ich geboren wurde. Sie war so einsam in England ohne ihn.« Seine Stimme versagte, und er musste innehalten.
Robb ließ einige Sekunden verstreichen, bevor er das Wort ergriff. »Und es gab keine Meinungsverschiedenheiten?«, fragte er schließlich.
Lucius schluckte. »Nein, keine. Wie könnte ein solches Thema zu Meinungsverschiedenheiten führen?«
»Und Mrs. Gardiner war nicht bei Tisch?«
Lucius’ Miene wurde starr. »Nein. Es ging ihr nicht gut. Sie macht sich furchtbare Sorgen um Mrs. Andersen, die für sie wie eine Mutter war. Wie hätte sie da gleichgültig bleiben können? Ich wünschte, wir könnten irgendwie helfen! Natürlich werden wir ihr den besten Anwalt zur Seite stellen, aber es sieht nicht gut für sie aus. Ich würde Miriam das alles gerne ersparen, aber ich weiß nicht, wie.« Er sah Monk an, als hoffe er immer noch, dass dem anderen Mann etwas einfallen würde.
»Sie haben bereits alles getan, was Sie können«, erwiderte Monk, »es sei denn, Mrs. Anderson selbst könnte etwas vorbringen, um mildernde Umstände zu erhalten, aber bisher hat sie sich geweigert, auch nur
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