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In feinen Kreisen

In feinen Kreisen

Titel: In feinen Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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uns unbekannte Person, hat ihr bei der Ausübung der Verbrechen geholfen.«
    »Aus dem Haus der Stourbridges?«, fragte Rathbone in sarkastischem Tonfall. »Dann muss es Miriam sein. Und warum, um Himmels willen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Monk wütend. »Aber es muss in der ganzen Geschichte einen wesentlichen Punkt geben, den wir nicht kennen. Wir sollten uns also beeilen, ihn herauszufinden!«
    Hester sah von Monk zu Rathbone. »Wie lange können Sie die Verhandlung hinziehen, Oliver?«
    »Wir müssen ihn bitten, sich irgendetwas einfallen zu lassen, solange wir noch im Dunkeln tappen«, sagte Monk verbittert.
    »Ich beginne morgen in aller Frühe damit, aber ich weiß nicht einmal, wo ich suchen soll!«
    »Wie kann ich helfen?«, fragte Hester, und ihre Frage richtete sich mehr an Rathbone als an Monk.
    »Ich wünschte, ich wüsste es«, bekannte er. »Cleo bestreitet nicht, dass sie die Medikamente gestohlen hat. Dieses Geständnis können wir durch nichts abschwächen, abgesehen davon, dass wir ihnen zeigen, wofür sie die Medikamente benutzt hat. Die dafür nötigen Zeugen stehen bereit. Wir haben Dutzende von Männern und Frauen, die ihren tadellosen Lebenswandel und ihre Pflichttreue beschwören können, außer was den Medikamentendiebstahl im Krankenhaus betrifft. Aber das ist das Einzige, was Tobias braucht. Sie hat Treadwell Geld gegeben, damit er schweigt.«
    Hester saß schweigend da, erfüllt von Kummer.
    »Ich muss nach Hause«, sagte Rathbone schließlich.
    »Vielleicht tun ein paar Stunden Schlaf meinem Geist ganz gut.« Er wünschte ihnen eine gute Nacht und machte sich auf den Weg, wobei ihm seine Einsamkeit deutlich bewusst wurde.
    Tobias war sichtlich guter Laune, als er am nächsten Tag seinen ersten Zeugen aufrief, aber er gab sich große Mühe, es nicht zu übertreiben. Er wollte bei den Geschworenen nicht den Eindruck erwecken, bereits zu triumphieren.
    Weder Hester noch Monk waren heute im Gerichtssaal, und auch Callandra Daviot hatte sich nicht eingefunden. Die Stourbridges mussten noch ihre Aussage machen und durften daher den Raum nicht betreten.
    Tobias’ erster Zeuge war der Stallbursche der Stourbridges. Er gab sich große Mühe, seine Arbeit im Haushalt zu beschreiben und auf seinen bisher tadellosen Ruf hinzuweisen. Er bot Rathbone nicht den geringsten Angriffspunkt.
    Rathbone war durchaus zufrieden mit dieser Darstellung. Er hatte ohnehin nichts dagegenzuhalten, und es verlangte ihn auch nicht danach, den jungen Mann anzuschwärzen. Außerdem hatte es den großen Vorteil – in der Tat den einzigen in diesem Augenblick –, dass es Zeit kostete.
    Das Einzige, was die Aussage des Stallburschen ergab, war die Tatsache, dass Treadwell Miriam bei verschiedenen Gelegenheiten von Bayswater aus in ihr Haus nach Hampstead gefahren oder sie von dort abgeholt hatte. Er hatte auch ein oder zweimal Nachrichten oder Geschenke von Lucius für sie dorthin speditiert. Das war ganz zu Beginn seiner Werbung um Miriam gewesen. Später hatte Lucius diese Dinge dann persönlich überbracht. Zweifellos kannte Treadwell ihr Haus und auch die Gegend, in der er sich manchmal aufhielt.
    Als Nächstes rief Tobias den Wirt eines Gasthauses in Hampstead auf, The William Fourth an der Ecke High Street und Church Lane. Der Mann schwor, dass Treadwell mehr als einmal bei ihm eingekehrt sei, einige Bier getrunken und Darts oder Domino gespielt habe, – er habe sich hier und da auch an Glücksspielen beteiligt und sich mit den Einheimischen unterhalten. Ja, er hatte tatsächlich eine Menge Fragen gestellt. Seinerzeit hatte der Gastwirt im Verhalten des Kutschers Sorge um seinen Arbeitgeber gesehen, der eine Frau aus dieser Gegend umwarb.
    Der Gastwirt des Flask, auf der anderen Seite der High Street, sagte so ziemlich das Gleiche, ebenso wie zwei Bedienungen aus dem Blind Boy, das nur ein paar Häuser entfernt lag. Dort hatte Treadwell sich insbesondere nach Miriam Gardiner und Cleo Anderson erkundigt. Ja, er sei sehr großzügig mit seinem Geld umgegangen, wie jemand, der wusste, dass jederzeit mehr zu erwarten war.
    »Was für Fragen waren das, die er stellte?«, hakte Tobias mit unschuldiger Miene nach.
    »Er erkundigte sich ganz allgemein nach Mrs. Gardiners Ruf«, antwortete der Mann. »Ob sie ehrlich sei, ob sie auch nicht trinke, solche Dinge eben.«
    »Und ob sie keusch sei, vielleicht?«, fragte Tobias.
    »Ja – das auch.«
    »Fanden Sie das nicht ungehörig von dem Kutscher?«
    »Ja, schon. Als

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