In feinen Kreisen
brummend seinem Missfallen Ausdruck, so weit fahren zu müssen, aber Monk ignorierte dies und stieg ein.
Als sie das Haus der Stourbridges erreichten, bezahlte er den Fahrer und ging die Stufen hinauf. Es war nach ein Uhr nachts. Alle Häuser der Gegend lagen im Dunkeln, aber hier waren der Flur und mindestens vier weitere Räume hell erleuchtet, und das Licht der Lampen schien durch die nachlässig zugezogenen Vorhänge auf die Straße. Vor dem Haus stand noch eine zweite Kutsche. Wahrscheinlich gehörte sie dem Arzt.
Der Butler öffnete die Tür, kaum dass Monk angeklopft hatte, und bat ihn mit heiserer Stimme und fahlem Gesicht herein. Man musste ihn wohl darüber informiert haben, dass Monk erwartet wurde, denn er führte ihn geradewegs in den Salon.
Drei Minuten später trat Robb ein und zog die Tür hinter sich zu. Er sah fast so aus, als habe ihn der Verlust persönlich getroffen. Monks Anblick schien ihn jedoch ein wenig aufzuheitern.
»Danke, dass Sie gekommen sind«, sagte er schlicht. »Dies hier… Es ist das Letzte, was ich erwartet hätte. Warum sollte jemand Mrs. Stourbridge töten?« Seine Stimme wurde lauter und Verzweiflung und Ratlosigkeit schwangen in seinen Worten mit. Er sah erschöpft aus. Seine Haltung war starr und verriet Angst. Das war nicht die Art von Verbrechen, auf die er sich verstand, ebenso wenig wie dies Menschen waren, mit denen er vertraut war. Er wusste, dass er mit seiner Weisheit am Ende war.
»Beginnen Sie mit den Tatsachen«, forderte Monk ihn auf.
»Sagen Sie mir genau, was Sie wissen. Wer hat Sie gerufen? Um wie viel Uhr? Was hat der Betreffende zu Ihnen gesagt?«
Robb wirkte eine Spur verunsichert, als hätte er erwartet, dass Monk ihn als Erstes nach der Leiche fragen würde und danach, wo die einzelnen Personen im Haushalt sich zur Tatzeit aufhielten.
»Es war kurz vor Mitternacht«, begann er. Er rang sichtlich um Fassung, hatte aber noch immer nicht Platz genommen, sondern stand mitten im Raum. »Vielleicht Viertel vor zwölf. Ein Wachtmeister klopfte an meine Tür, um Meldung zu machen, dass es in Bayswater einen Mord gegeben habe, der mit meinem Fall in Zusammenhang stehe, und dass die örtliche Polizei nach mir schicken lasse. Vor dem Haus wartete bereits eine Droschke. Fünf Minuten später war ich auf dem Weg.« Er begann, rastlos im Raum auf und ab zu gehen. Sein Blick verweilte kurz auf Monk, um dann wieder umherzuirren. »Der Wachtmeister berichtete mir, dass es sich um Mrs. Stourbridge handelte. Dann habe ich den diensthabenden Wachtmeister angewiesen, Sie zu holen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es nicht! Diesmal kann es nicht Cleo Anderson gewesen sein.« Er sah Monk direkt in die Augen. »Habe ich mich geirrt, was Mrs. Gardiner betrifft, und hat sie auch dieses Verbrechen begangen? Aber warum? Es ergibt keinen Sinn!«
»Wenn die örtliche Polizei hinzugezogen wurde«, meinte Monk nachdenklich, »und sie dann nach Ihnen geschickt hat, dann muss der Leichnam gegen elf Uhr gefunden worden sein. Das wäre also etwa vor zwei Stunden gewesen. Wer hat Mrs. Stourbridge gefunden und wo?«
»Major Stourbridge hat sie gefunden«, antwortete Robb. »Sie befand sich in ihrem Schlafzimmer. Es war Zufall, dass er hineinging, um etwas mit ihr zu besprechen, obwohl er ihr bereits gute Nacht gewünscht und die ganze Familie sich zur Ruhe begeben hatte. Er sagte, er habe vergessen, eine Kleinigkeit zu erwähnen, – es ging um einen Vetter, dessen Besuch erwartet wird, und Major Stourbridge wollte sie lediglich daran erinnern. Der arme Mann ging ins Schlafzimmer und fand sie auf dem Boden liegend vor, – der Teppich war voller Blut.«
»Hat er sie angefasst?«, fragte Monk. Es wäre eine durchaus natürliche Reaktion gewesen.
»Er sagt, er habe sie halb hochgehoben.« Robbs Stimme klang gepresst, als sei seine Kehle zugeschnürt. »Er hat sie in die Arme genommen. Wahrscheinlich dachte er im ersten Augenblick, sie sei noch am Leben.« Er schluckte. »Es ist eine schreckliche Wunde. Sieht nach einem einzigen, sehr kräftigen Schlag aus. Der Krocketschläger ist noch da, er liegt neben Mrs. Stourbridge auf dem Boden. Zumindest hat man mir erzählt, dass es sich dabei um einen Krocketschläger handelt. Ich selbst habe noch nie einen gesehen.«
Monk versuchte, das Bild, das der andere Mann mit seiner Schilderung heraufbeschwor, nicht an sich herankommen zu lassen, aber es gelang ihm nicht. Im Geist sah er die zusammengekrümmte Gestalt vor sich, den
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