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In feinen Kreisen

In feinen Kreisen

Titel: In feinen Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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tränennassen, zerknüllten Taschentuch das Gesicht.
    Man führte sie zu einem der Sessel und erlaubte dem Butler zu bleiben. Robb begann, seine Fragen zu stellen. Er ging sehr sanft dabei vor, so als sei das Ganze ihm selbst schrecklich peinlich.
    »Ja, Sir«, schluchzte sie. »Mrs. Stourbridge ist um zehn Uhr oder kurz danach zu Bett gegangen. Ich habe ihre Kleider für morgen bereitgelegt. Ein grünweißes Kleid für den Vormittag. Sie wollte eine Bildergalerie besuchen.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Um wie viel Uhr sind Sie gegangen?«, fragte Robb. Sie zog hörbar die Nase hoch. »Gegen Viertel vor elf.«
    »Lag sie bereits im Bett?«, unterbrach Monk das Verhör. Sie sah ihn überrascht an.
    »Ich bin sicher, Sie werden sich erinnern, wenn Sie einen Moment lang nachdenken«, ermutigte er sie. »Es ist ziemlich wichtig.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Es ist wichtig, ob sie noch einen Besucher erwartete oder nicht.«
    »O ja, ich verstehe. Nein, ich verstehe nicht. Sie hätte wohl kaum einen Dieb erwartet, der ins Haus dringt, um sie umzubringen!«
    »Es ist niemand eingedrungen, Pearl.«
    »Was sagen Sie da?« Sie war entsetzt. Ihre Hände bewegten sich unruhig auf ihrem Schoß, bis das Taschentuch zerriss.
    In diesem Moment übernahm Robb wieder die Befragung.
    »Wir gehen davon aus, dass der Mörder von Mrs. Stourbridge sich bereits im Haus befand.«
    »Das… das ist unmöglich!« Sie schüttelte den Kopf.
    »Niemand hier würde so etwas tun! Wir sind keine Mörder!« Jetzt war sie nicht nur verängstigt, sondern auch gekränkt.
    »Aber so war es«, beharrte Robb. »Die örtliche Polizei sowie Ihr eigener Butler und der Lakai haben das Haus von oben bis unten durchsucht. Es ist niemand eingebrochen. Jetzt erzählen Sie mir alles, was Sie wissen. Von dem Zeitpunkt an, als Sie vom Abendbrottisch aufgestanden sind, bis jetzt möchte ich wissen, wer was getan hat und wer sich wo aufgehalten hat.«
    Sie antwortete pflichtschuldigst, aber sie hatte nichts zu sagen, was einen der Hausbewohner verdächtig machte oder ihn entlastete.
    Das Dienstmädchen, das Miriam zugewiesen worden war, war auch keine größere Hilfe. Sie hatte Miriam noch früher für die Nacht fertig gemacht und konnte nicht sagen, ob sie in ihrem Zimmer geblieben war oder nicht. Sie war entlassen worden und in ihr eigenes Zimmer unter dem Dach gegangen. Es sei sehr angenehm, für Mrs. Gardiner zu arbeiten, meinte sie, und sie könne nichts Schlechtes von ihr denken, ganz egal, was die Leute tratschten. Wer nichts Gutes zu sagen habe, solle überhaupt nichts sagen!
    Auch keiner der anderen Dienstboten konnte sich für das Tun und Lassen der übrigen Familienmitglieder verbürgen. Die Dienstmädchen untereinander jedoch wussten genau, wann die anderen sich zurückgezogen hatten. Die Köchin, deren Zimmer der Treppe nach unten am nächsten lag, hatte einen leichten Schlaf, und die zweite Stufe knarrte. Sie war ganz sicher, dass niemand die Treppe benutzt hatte, nachdem sie um Viertel vor elf hinaufgegangen war.
    Zu guter Letzt zwang Monk sich, einen Blick auf die Leiche zu werfen. Ein Wachtmeister aus dem örtlichen Revier stand auf dem Flur vor der Tür Wache. Er war müde und fühlte sich sichtlich unwohl. Er ließ sie eintreten, ohne in den Raum zu sehen.
    Verona Stourbridge lag da, als hätte jemand sie auf halbem Weg zwischen Kommode und Bett sanft zu Boden gleiten lassen. Das musste die Stelle im Zimmer sein, an der ihr Mann sie niedergelegt hatte, als ihm klar wurde, dass er nichts mehr für sie tun konnte. Der Teppich war etwa einen Fußbreit von ihrem Kopf entfernt mit Blut getränkt. Es war leicht zu erkennen, wo sie ursprünglich zu Boden gefallen war.
    Ihre Hände waren leer und schlaff. Sie trug einen Morgenmantel über ihrem Nachthemd, dessen Stoff aus Seide zu sein schien. Als Monk sich vorbeugte, um ihn zu befühlen, bestätigte sich seine Vermutung: Das Gewand war weich, teuer und sehr schön. Er fragte sich, ob er je in der Lage sein würde, Hester etwas wie das hier zu kaufen. Dieses Kleidungsstück würde man gewiss wegwerfen, wenn der Fall abgeschlossen war. Niemand würde es je wieder tragen wollen.
    Er stand auf und wandte sich zu Robb um.
    »Ein Familienmitglied?«, fragte Robb heiser.
    »Ja«, pflichtete Monk ihm bei.
    »Warum?« Robb war zutiefst verwirrt. »Warum sollte einer von ihnen sie töten? Ihr Mann vielleicht, was meinen Sie? Oder Lucius?« Er holte tief Atem. »Oder Miriam Gardiner? Aber warum?«
    »Wir

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