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In fremderen Gezeiten

In fremderen Gezeiten

Titel: In fremderen Gezeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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gedacht, Segundo meine, dass Räuber oder entflohene Sklaven sich seinem Haus näherten. » Gefahr?«, wiederholte er und rieb sich die Augen. » Ich habe zehn vertrauenswürdige Diener und ein Dutzend geladene Pistolen – was …«
    » Ich meine nicht Gefahr einer Verletzung heute Nacht«, hatte Segundo ihn lächelnd unterbrochen. » Ich meine die Gefahr einer baldigen gesetzlichen Verfolgung.«
    Das hatte ihn aufgeregt. Er nahm ein Glas Brandy von seinem Diener entgegen, nippte daran und starrte Segundo dann vorsichtig an. » Aufgrund welcher Anklage?«
    » Nun«, antwortete Segundo mit einem Lachen, während er auf einem der Stühle im Esszimmer Platz nahm, » das ist schwer zu sagen. Ihr und ich, wir haben einen … Geschäftspartner gemeinsam, und ich fürchte, er ist gefangen worden und versucht, sich bei den Behörden einzuschmeicheln, indem er alle anklagt, mit denen er jemals illegale Geschäfte gemacht hat … größtenteils Schmuggel und Hehlerei, glaube ich, aber es ist mir bekannt, dass er einigen karibischen Geschäftsmännern auch andere Arten von Gefälligkeiten erwiesen hat, gelegentlich eine Entführung, einen Mord oder eine Brandstiftung. Danke«, fügte er hinzu, als der Diener ihm ein Glas brachte.
    Hicks setzte sich Segundo gegenüber an den Tisch. » Wer?«
    Segundo betrachtete den gähnenden Diener, dann beugte er sich vor. » Wollen wir ihn … Ed Thatch nennen?«
    Hicks leerte sein Glas, wollte sich eigentlich nachschenken lassen, sagte dann jedoch dem Diener, er solle die Karaffe dalassen und wieder gehen. » Von welchen illegalen Geschäften«, begann er, als der Mann den Raum verlassen hatte, » hat er Euch erzählt?«
    Gott wusste, dass Schwarzbart ihm in einer ganzen Anzahl von Fällen geholfen hatte, angefangen mit einer ertränkten alten Tante, die zu viel gewusst hatte, als er Beweise hatte fälschen müssen, um glaubhaft zu machen, dass sein Bruder tot sei.
    » Nun, da liegt der Haken, versteht Ihr. Ich weiß es nicht. Alles, woran er sich erinnern kann, davon müssen wir ausgehen.« Hicks stöhnte und senkte das Gesicht in die Hände, und Segundo beugte sich vor und füllte ihm das Glas wieder auf. » Verzweifelt nicht«, sagte er. » Kommt schon, seht mich an – ich bin auch betroffen, mindestens so sehr wie Ihr, und bin ich niedergeschlagen? Es gibt aus jeder Katastrophe einen Ausweg, bis auf die unvermeidliche letzte.«
    Dann hatte Hicks aufgeblickt. » Was können wir tun?«
    » Das ist leicht gesagt. Verlasst Haiti. Ihr könnt auf meinem Schiff mitfahren.«
    » Aber«, hatte Hicks unglücklich protestiert, » wie könnte ich genug Geld mitnehmen, um komfortabel zu leben? Und sie würden mich gewiss verfolgen.«
    Ulysse Segundo hatte gezwinkert. » Nicht, wenn Ihr immer noch hier seid. Was wäre, wenn ein Leichnam in Eurem Schlafgemach gefunden würde, in Eurem Nachtgewand … ein Leichnam von Eurer Größe und Eurem Körperbau und Eurer Hautfarbe … das Gesicht zerstört von einer Ladung Hackblei aus einem großkalibrigen Faustrohr … und einem Abschiedsbrief daneben, in eurer Handschrift?«
    » … aber … wer …«
    » Habt Ihr nicht einige weiße Männer in Euren Diensten? Würde man einen von ihnen vermissen?«
    » Nun … ich nehme an …«
    » Und was das Geld betrifft, so werde ich Euch gleich jetzt aufkaufen – Euer Haus, Eure Ländereien und alles andere. Da ich diese Möglichkeit vorausgesehen habe, habe ich meinen Anwalt eine Anzahl verschiedener Verzichtserklärungen, Schuldscheine, Kreditwechsel und Verkaufsverträge ausfertigen lassen, zurückdatiert auf bis zu zwei Jahren, aus denen hervorgeht, dass Ihr Euer Vermögen Stück für Stück an eine Gruppe von Gläubigern verloren habt – eine internationale Armee von Buchhaltern würde Jahre brauchen, um zu entdecken, das jeder der Gläubiger, dem Ihr durch diverse stille Teilhaberschaften und anonyme Beteiligungsgesellschaften verpflichtet seid, ich selbst bin.« Er lächelte strahlend. » Und auf diese Weise wird es einen Motiv für Euren Selbstmord geben, versteht Ihr? Finanzieller Ruin! Denn ich nehme an, Ihr schuldet tatsächlich verschiedenen Leuten Geld, und wenn sie versuchen, sich an Eurem Besitz schadlos zu halten, wird unsere erfundene Geschichte sich gut machen.«
    Und so hatten sie es getan. Hicks hatte alle Papiere unterzeichnet; dann war er, nachdem Segundo sich verabschiedet hatte, in die Quartiere der bei ihm wohnenden Bediensteten gegangen, hatte einen Mann im richtigen Alter und dem

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