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In fremderen Gezeiten

In fremderen Gezeiten

Titel: In fremderen Gezeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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uns nach New Providence und lebte einige Wochen unter den Bocors. Eines Nachts segelte er mit einem von ihnen nach Westen, und als er am nächsten Morgen zurückkam, wirkte er vollkommen erschöpft und wahnsinnig – aber aufgeregt. Ich wusste, es war ihm irgendwie gelungen, sich mit seiner Ehefrau in Verbindung zu setzen. Und dann ging er fort und versprach, als letzten Teil des Handels, mir ein feines Schiff zu bringen.«
    Shandy musste an den alten Chaworth denken, und die Erkenntnis, dass er jetzt zu dem Gesindel zählte, das den freundlichen, alten Mann zerstört und getötet hatte, trieb ihm einen bitteren Geschmack in den Mund.
    » Und Hurwood hatte natürlich recht«, fuhr Schwarzbart leise fort. » Wir benutzen hier draußen tatsächlich Magie, und jene von uns, die es nicht für unter ihrer Würde halten, auf die schwarzen Bocors zu lauschen – vor allem jene von uns, die auf dem Meer leben –, kennen einige hübsche Tricks. Ich kenne vielleicht mehr als irgendjemand sonst … und seit unserer Reise flussaufwärts habe ich jetzt die Macht, jeden einzelnen dieser Tricks wunderbar auszuführen.« Er hatte dem Meer zugewandt gestanden, aber jetzt drehte er sich wieder zu Shandy und Davies um. » Seit Jahren habe ich von diesem Jungbrunnen gehört, und ich habe ihn aufgespürt wegen einer Magie, von der ich gehört hatte, dass sie mit ihm in Verbindung stehen soll. Ein Mann mit der richtigen Art von Macht kann dadurch unsterblich werden, wenn er dafür sorgt, dass er auf See bleibt. Blut, frisches Blut und Seewasser, und man braucht weder einen Kopf noch einen Körper, um der Seele einen Ort zu geben; das Blut des Zauberers wird in der See einen neuen Körper wachsen lassen, in einer Art von Ei. Das geschieht binnen Stunden, nachdem es ins Wasser getropft ist …«
    Davies runzelte nachdenklich die Stirn. » Ich verstehe. Also plant Ihr …«
    » Nach Norden zu segeln, Phil, an einen zivilisierten Ort, wo alles bezeugt geschieht und offiziell aufgezeichnet wird. Und ich denke, vielleicht wird der berühmte Schwarzbart in einem Seegefecht gestellt und getötet, auf eine solche Weise, dass sein Blut ins Meer fließen wird … und dann wäre ich nicht überrascht, wenn ein Fremder auftauchen würde, der zufällig weiß, wo ich meinen ganzen Zaster versteckt habe, und er wird keinen Ruf haben oder eine Vorgeschichte oder Ruhm, der ihn belasten könnte. Ich denke, er wird auf eine stille Weise ein Schiff besorgen – ha! Ich wette, Stede Bonnett wird ihm dabei behilflich sein – und dann wird er nach Süden fahren, nach New Providence. Ich denke, er wird mit dir sprechen wollen, Phil – und ich denke, es wäre eine gute Sache, wenn du die Carmichael zurückbekommen würdest.«
    Davies nickte. » Wollt Ihr … wollt Ihr, dass wir diese Amnestie annehmen, die Rogers mitbringt?«
    » Ich wüsste nicht, warum nicht«, erwiderte Schwarzbart.
    » Hast du das gehört, Jack?«, fragte Davies Shandy. » Du darfst wieder zurück ins Schaufenster.«
    Shandy öffnete den Mund zu einer Antwort, dann schloss er ihn wieder und schüttelte nur den Kopf.
    » Er ist ein zu großer Sünder, Phil«, erklärte Schwarzbart mit erheiterter Stimme.
    Benjamin Hurwood legte die letzten zehn Schritte in einem merkwürdig ängstlichen, federnden Gang zurück – er tänzelte beinahe – und der hölzerne Kasten an seinem Gürtel klapperte und wirbelte wild herum. » Wann brechen wir auf?«, schrie er. » Wisst Ihr nicht, wie wichtig es ist, dass wir uns beeilen? Er könnte sie töten, gewiss hat er jetzt die Macht dazu, ihren Schutz zu überwinden.«
    Schwarzbart ignorierte Hurwood. » Ich laufe nach Norden aus«, sagte er und stapfte davon, auf die Feuer zu.
    Davies beäugte den bleichen, zitternden Hurwood versonnen. » Könnt Ihr sie finden?«
    » Natürlich kann ich sie finden – zumindest Beth.« Er schlug respektlos auf den Holzkasten. » Dieses Ding ist jetzt ein verdammter Magnet für sie, besser als der Zeiger, der Euch vor einem Monat zur Carmichael geführt hat.«
    » Wir werden sofort aufbrechen«, stellte Davies fest. » Sobald wir die Jenny bemannt haben. Wir …« Er hielt inne. » Die Besatzung der Carmichael«, fuhr er fort. » Was soll aus ihr werden, aus denen, die wir nicht auf die Jenny mitnehmen können?«
    » Wen kümmert das?«, kreischte Hurwood. » Die Mannschaft kann aufgeteilt werden – die eine Hälfte geht mit Thatch, die andere Hälfte mit Bonnett. Verdammt soll meine Seele sein, was werde ich mit diesem

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