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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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ist nichts!»
    Grant stand aufrecht da und starrte ins Leere. Seine
    Augen brannten, seine Lippen bebten, er hatte ein seltsames Prickeln auf der Haut. Er wußte, daß das Känguruh
    nicht dort war. Er hatte keine Ahnung, warum er es wußte,
    keine Ahnung, warum es nicht dort war. Er wußte es einfach! Gütiger Gott! Warum war es nicht dort?
    Tydon und Dick gingen zusammen hinüber, um nach‐
    zuschauen, aber auch sie konnten das Känguruh nicht finden.
    Grant war außerstande, den Wagen zu verlassen.
    «Merkwürdig», sagte Dick schließlich.
    «verdammt merkwürdig», stimmte Joe zu.
    Grants Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    «Du hast doch gesehen, wie es zu Boden gegangen ist,
    nicht?» Er fragte sich, ob seine Stimme hielt.
    «Ja. Trotzdem. In der Wildnis sehen die Dinge nachts
    manchmal seltsam aus.» Dick redete langsam.
    «Hast du das Geräusch gehört, das es gemacht hat?»
    «Ja. Merkwürdiges Geräusch.»
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    «Was soll’s!»
    «Was soll’s!»
    Dick öffnete weitere Bierflaschen, und da sich die Wir‐
    kung des Alkohols verlor, nahm Grant einen kräftigen
    Schluck Whisky, das Bier lehnte er ab. Wenn er nüchtern war, konnte er Whisky nicht pur trinken, aber jetzt hatte er
    keine Schwierigkeiten damit. Es war angenehm und sehr
    beruhigend.
    Sie ließen den Whisky herumgehen, während sie
    weiterfuhren, weil jeder das Gefühl hatte, einen Schluck davon zu brauchen.
    Grant kauerte sich in seinem Sitz zusammen, trank
    Whisky, wenn er ihm angeboten wurde, und dachte über
    das Känguruh nach, das er geschossen hatte.
    Hier im Auto spielte es keine große Rolle, aber da drau‐
    ßen, in der Nacht, unter den Sternen ... Gütiger Gott, er wünschte sich, er wäre nicht schon wieder betrunken.
    Schon bald stöberten sie die nächste Känguruhherde
    auf. Es waren zehn oder zwölf Tiere, darunter ein riesiges Exemplar, das einfach aufrecht dastand und unverwandt ins
    Licht starrte.
    Als Antwort auf das Krachen der Gewehre ging ein Kän‐
    guruh nach dem anderen zu Boden oder hüpfte hinkend in die Nacht; einzig das große Tier rührte sich nicht vom Fleck.
    «Das ist der Anführer der Sippe», sagte Joe, als er und Grant, Seite an Seite im Dachfenster stehend, dem Känguruh Kugeln in den Leib jagten. «Aber es hat ihn auch ganz schön erwischt.»
    Dick startete das Auto und fuhr zur Herde hinüber. Das große Tier stand immer noch.

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    «Vergeudet keine Kugeln mehr», rief Dick, «ich geb
    ihm den Rest!»
    Das Känguruh hatte zwei rote Flecken auf dem weißen
    Brustfell. Ein Arm hing lose herab, am Schultergelenk zer-trümmert.
    Dick ging auf das Tier zu, sein Messer in der Hand.
    Das Känguruh wandte sich ihm ruhig zu.
    Dick machte eine unerwartete Bewegung mit dem Mes‐
    ser. Das Tier wankte leicht zurück und stützte sich auf den Schwanz, rührte sich sonst aber nicht von der Stelle.
    Joe lachte in sich hinein.
    «Siehst du», sagte er, «das Känguruh will ihn anlocken, um ihm mit den Hinterbeinen die Eingeweide aus dem
    Leib zu reißen, wenn er zu nahe rangeht.»
    Der Mann und das Känguruh musterten sich im grellen
    Licht des Scheinwerfers.
    Der Minenarbeiter grinste amüsiert.
    Das Känguruh blieb gleichgültig.
    Das, dachte Grant, war die Art Situation, die die Römer erregte, wenn sie in ihren Arenen Männer gegen exotische Bestien ausspielten.
    Das Känguruh war größer als Dick; er war jetzt so nahe, daß es auf ihn herabblickte.
    Als Dick zur Seite sprang, wechselte das Känguruh sei‐
    nen Standort und stand ihm wieder gegenüber. Dick wich
    auf die andere Seite aus, und für einen Augenblick geriet die Spitze des Känguruhschwanzes in seine Reichweite. Er packte ihn und riß ihn in die Höhe.
    Das Känguruh taumelte, geriet aus dem Gleichgewicht
    und verlor die Kontrolle über seinen Körper, den Kopf nach
    vorn gebeugt, hilflos und ohne Würde.
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    Dick hielt den Schwanz mit einer Hand fest, beugte sich nach vorn und schnitt dem Känguruh mit dem Messer ins
    Bein, genau unter dem Schritt. Dann stach er ins andere Bein und ließ den Schwanz los.
    Mit zerschnittenen Kniesehnen konnte sich das Kängu‐
    ruh nicht mehr bewegen: es stand da mit dem Rücken zum
    Licht, ohne den Kopf zu rühren.
    Dick packte es an der Schnauze und hackte ihm die
    Kehle auf
    Es erschauderte und sank zu Boden. Dick schlitzte es
    auf, zog die Eingeweide heraus, schnitt ihm den hinteren Teil weg und schleifte ihn zum Auto zurück. Das halbe
    Känguruh ließ er an der Stelle liegen, wo es gestanden und ihn

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