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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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Profis?»
    «Ja. Siehst du nicht, daß unsere Nasen gebrochen
    sind?»
    «Nein. Ist mir nicht aufgefallen.»
    «Nun, ist aber so, alle beide.»
    Joe und Dick kamen Grant so ähnlich vor, daß er sie
    nicht auseinanderhalten konnte. Verwechselte er sie, korri-gierten sie ihn freundlich und gutmütig.
    «Nein, ich bin Dick.»
    «Nein, er ist Joe.»
    «Ich hab auch ein bißchen geboxt, müßt ihr wissen»,
    sagte Grant.
    «Wirklich, hoho, John? Als Profi?»
    «Aber nein, nur als Amateur.»
    «Welche Klasse?»
    «Weltergewicht − ist ein paar Jahre her, wohlgemerkt.»
    «Wir waren Halbschwer. Aber Profiboxen ist was für
    Ganoven.»
    Nach sieben, acht oder neun Bier hat ein Mann Kon‐
    trolle über sich und sein Schicksal, egal, wie schlimm sein Kater gewesen sein mag, als er erwachte.

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    Um die Dinge abzurunden, tranken Joe, Dick und Ty‐
    don einen doppelten Whisky, rasch gefolgt von einem weiteren Bier. Grant sträubte sich dagegen, aber er nahm ein letztes Bier, um ihnen Gesellschaft zu leisten.
    Dann kaufte Joe − oder war es Dick? − einige Dutzend
    Bierflaschen und zwei Flaschen Whisky.
    «Wir könnten einen Drink brauchen, bevor wir fertig
    sind.»
    Und so gingen sie in die Nacht hinaus, um zu jagen.
    Es war jetzt ziemlich dunkel, denn der Mond stand
    noch nicht am Himmel. Etwa zehn Meilen östlich von
    Yindee bogen sie von der Straße ab und folgten einer einigermaßen gut erkennbaren Spur. Sie waren mitten in einem
    jener ausgedehnten Gebiete aus Buschwerk und ausgemer‐
    gelten Bäumen, die mitunter entgegen jeglichen Naturge‐
    setzen auf dem offenen Land auftauchten.
    Joe griff nach oben und schob das Dachfenster auf.
    Dann nahm er eine Lampe unter dem Sitz hervor, an der ein Kabel befestigt war, und verschraubte sie mit der Vor-richtung, die man für diesen Zweck auf dem Dach ange‐
    bracht hatte. Er legte einen Schalter um, und ein breiter, heller Lichtstrahl tastete vor ihnen durch die schwarze
    Nacht.
    Dick fuhr die ganze Zeit über konstante vierzig Meilen; offenbar kannte er die Strecke ziemlich gut.
    Grant sah farbige Fleckenpaare im Scheinwerferlicht,
    gelbe, blaue und orangefarbene, die plötzlich auftauchten, unverwandt glitzerten und dann verschwanden, als würden sie ausgeknipst: die Augen der Tiere des Busches,
    Opossums, Schafe, Füchse, Dingos, Rinder, Känguruhs,
    Kaninchen, Ratten, Emus, Wildkatzen und Nasenbeutler,
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    die ihre Augen auf den starken, weißen Strahl richteten, der
    sich seinen Weg durch ihren Busch bahnte, ihn einfingen und farbig reflektierten. Dann wandten sie ihre Köpfe ab, liefen weg, und die Farben wurden ausgeknipst.
    Grant war gefangen in einem Sturm visueller Effekte −
    schwarze Schatten, farbige Flecken, der intensive weiße
    Strahl des Scheinwerfers, die Zigarette des Mannes auf dem
    Vordersitz, das merkwürdige Blinken glänzender Blätter,
    die umfassende Dunkelheit des Busches, all dies zu‐
    sammengehalten vom schwebenden Bogen des schwarzen,
    des violettschwarzen Himmels, den einzig die Sterne zu
    durchdringen vermochten.
    Die Sterne, die Sterne des Westens, so viele, so hell, so nah, so sauber und klar, zersplitterten den Himmel mit un-barmherziger Kälte; reine Sterne ohne Emotionen, Sterne,
    die das Kommando über die Nacht und sich selbst führten; nichts verlangend, nichts verzeihend; unübertrefflich in
    ihrer Existenz und Gottes unschlagbares Argument gegen
    den Vorwurf, er habe sich bei der Erschaffung des Westens geirrt.
    Das Auto hielt an, und Dick öffnete eine Flasche Bier
    mit den Zähnen. Grant hatte noch nie zuvor gesehen, wie das gemacht wird, und Dick erklärte ihm, daß der Trick darin bestehe, mit den oberen Zähnen nach unten und mit den unteren Zähnen nach oben zu drücken.
    «Wenn du falsche Zähne hast», sagte er, «solltest du es bleibenlassen.»
    Grant hatte immer noch die eigenen Zähne, und sie wa‐
    ren in ausgezeichnetem Zustand, trotzdem wollte er keine Flaschen damit öffnen.
    Tydon nahm einen Schluck, Dick nahm einen Schluck,

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    Joe nahm einen Schluck, und Grant nahm einen Schluck,
    dann war die Flasche leer, und sie fuhren weiter.
    Graut fühlte sich jetzt entspannt und selbstsicher, und
    er Öffnete den Verschluß seines Gewehres, um es zu laden.
    In der Kammer lag bereits eine Patrone. Merkwürdig. Er
    hatte wohl nachgeladen, nachdem er auf den Fuchs ge‐
    schossen hatte. Er erinnerte sich nicht. Das hätte gefährlich
    werden können. Er machte den Verschluß zu und lehnte
    sich in dem wild

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