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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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holpernden Auto nach vorn, um zu sehen,
    auf was der Scheinwerfer traf.
    «Steh auf und halt die Birne raus», sagte Joe.
    Grant streckte vorsichtig den Kopf durch das Dachfen‐
    ster, dann zog er das Gewehr hoch. Während die Nacht
    vorbeiraste, stützte er sich mit den Ellenbogen auf dem Dach ab und legte das Gewehr an. Das Auto schaukelte und
    rüttelte unaufhörlich, und er konnte den Lauf nicht gezielt im Scheinwerferstrahl halten, geschweige denn etwas erkennen.
    Ein Hase rannte vor dem Auto vorbei und hoppelte
    dann im Licht vor ihnen her.
    Grant lud das Gewehr und gab nach ein paar Versuchen,
    auf den Hasen zu zielen, einen zittrigen Schuß ab. Nichts deutete daraufhin, daß die Kugel auch nur in der Nähe des Hasen eingeschlagen hatte, und das Tier verschwand in der
    Nacht.
    Grant hörte Joes Stimme aus dem dunklen Auto:
    «Wenn wir fahren, triffst du höchstens ein Känguruh,
    Junge.»
    «Nein, glaub ich nicht.»
    Es war sehr angenehm und erfrischend, wie der Kom‐
    mandant eines Panzers oben aus dem Wagen herauszuragen.
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    Seine Begleiter schienen weit entfernt, und er kam sich so unbehelligt vor wie noch nie, seit er in Bundanyabba war.
    Etwas bohrte sich in seine Hüfte. Er streckte die Hand nach unten, um es anzufassen. Es war rund, kühl und glatt und hatte eine deutliche Ausbuchtung auf der einen Seite.
    Es war das Ende eines Gewehrlaufs. Grant schob ihn zur Seite, aber er stieß erneut gegen seine Hüfte.
    Grant beugte sich nach unten, brachte seinen Kopf auf
    gleiche Höhe mit dem Autodach.
    «Joe», sagte er, «dein Gewehr ist sozusagen auf mich
    gerichtet.»
    «Ja.» Joe war höflich, aber nicht beunruhigt.
    «Bist du sicher, daß es nicht geladen ist?»
    «Doch, es ist geladen.»
    «Gut − ist das nicht ein bißchen heikel?»
    «Nein, es hat einen Sicherungsflügel.»
    «Aha.»
    Grant richtete sich wieder auf und schaute erneut den
    Lichtstrahl entlang nach vorn, aber unbehelligt fühlte er sich jetzt nicht mehr.
    Er versuchte, sich so hinzustellen, daß ein potentieller Schuß aus Joes Gewehr nicht durch seine Eingeweide, seine
    Brust oder seinen Kopf ginge, aber er schaffte es nicht.
    Er blieb so lange stehen, bis er überzeugt war, daß niemand auf die Idee kam, daß ihn das Gewehr nervös
    machte, dann setzte er sich.
    Der Windhund hatte seinen Platz eingenommen, und
    als er ihn zur Seite schob, protestierte er gutmütig und leckte seine Hände.
    «Mein Gewehr braucht dir keine Sorgen zu machen»,
    sagte Joe, «es ist recht sicher.»

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    «Ich mach mir keine Sorgen. Ich hab mir nur gedacht,
    ich komm mal wieder ein bißchen rein.»
    Grant wünschte sich, sie würden mehr Bier öffnen.
    Das Auto schwenkte scharf nach links und hielt an. Der Hund stieß seinen Kopf aus dem Fenster und fing an, zu knurren und mit den Hinterpfoten zu scharren. Joe stand auf und streckte seinen Kopf durch die Dachöffnung. Tydon und Dick reckten die Hälse aus den Fenstern, die Gewehre im Anschlag.
    Grant, der nichts entdeckt hatte, zwängte sich neben
    Joe durch das Dachfenster und zog sein Gewehr nach.
    Sie befanden sich am Rand einer kleinen Lichtung. Auf
    der anderen Seite, vielleicht dreißig Meter entfernt, standen
    fünf Känguruhs, die sie abwartend beobachteten. Sie sahen aus, als schwebten sie.
    «Jawohl!» sagte Joe und schoß.
    Alle schossen.
    Die Känguruhs hüpften gereizt nach hinten und nach
    vorn, die Köpfe auf das Auto gerichtet, die Augen orangefarben im Licht des Scheinwerfers.
    Die Gewehre gingen unterschiedlich los: das schnelle
    Stakkato der Automatik, die Tydon benutzte, der lang‐
    samere, rhythmische Schlag von Joes Repetiergewehr,
    unterbrochen vom leisen, metallenen Klirren, wenn er den Auswurf betätigte, das vereinzelte Knallen der Einzelschuß‐
    waffen, die Grant und Dick abfeuerten, so schnell sie eben nachladen konnten.
    Alle Gewehre waren Kaliber zweiundzwanzig, und eine
    dieser kleinen Kugeln war selten ausreichend, um ein Känguruh zu erlegen.
    Aber die Entfernung war so kurz, daß es unmöglich war
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    danebenzuschießen. Während Grant eifrig nachlud, hörte
    er die reißenden Schläge der Kugeln, die auf Fleisch trafen.
    Die Känguruhs fielen sofort um, hielten aber sogar
    während des Todeskampfes ihre Köpfe auf die breite Lichtbahn gerichtet, die durch das Gebüsch flutete und die das letzte war, was sie sahen.
    Bald lagen alle Känguruhs am Boden, außer einem, das
    gebückt in den Busch hüpfte, als es sich endlich vom hyp-notisierenden Licht losreißen

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