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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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dem warmen Wasser. Es mußte etwa Mittag sein,
    und er fragte sich erneut, was wohl mit seiner Uhr passiert war.
    Rechter Hand zeigte eine Linie von Büschen den Verlauf
    eines Flüßchens an. Es war zweifellos ausgetrocknet, aber vielleicht erwischte er dort einen Hasen. Nahrung war eine dringende Notwendigkeit, also war es besser, eine verpaßte Mitfahrgelegenheit zu riskieren und zu schauen, was er finden konnte.
    Er trug seine Koffer ein paar Meter von der Straße weg und nahm die Teile des Gewehres heraus. Für einen Augenblick verwirrte ihn der Mechanismus, dann legte er den
    Lauf in die Kolbenrinne und schraubte den Haltebolzen
    auf. Danach schob er den Bolzen in den Verschluß, spannte
    ihn und hörte, wie er zurückklickte, als er abdrückte.
    In den Taschen seiner Safarijacke waren jede Menge Pa‐
    tronen. Er nahm eine Handvoll heraus und fuhr zusam‐

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    men, als er den Stoff berührte, der steif war vom Blut. Er legte eine Patrone in den Verschluß, lud das Gewehr aber nicht.
    Das Flußbett war keine hundert Meter entfernt; schnell
    ging er hinüber, seine Füße brachen die spärlichen, sprö‐
    den Halme des abgestorbenen Grases.
    Es war nicht klug, hier in der Sonne herumzuwandern;
    gebe Gott, daß er so schnell wie möglich einen Hasen oder irgendein Wild aufspürte.
    Beinahe im gleichen Augenblick sah er einen Hasen auf
    der gegenüberhegenden Seite des Flüßchens, der sich auf‐
    setzte und ihn ansah, zitternd, die Ohren aufgerichtet.
    Grant ließ sich auf ein Knie nieder, lud das Gewehr und legte es an seine Schulter. Ein Auge geschlossen, das andere
    gegen das blendende Licht zusammengekniffen, versuchte
    er, den Hasen ins Visier zu nehmen, aber es schwankte und
    tanzte auf und ab, und er begriff, daß er seine Hände nicht
    ruhig halten konnte.
    Er legte sich hin. Zwar stachen ihn die Grashalme durch die Kleider hindurch, aber so konnte er den Hasen im Visier behalten. Er saß immer noch kerzengerade da, seine Ohren bewegten sich unmerklich.
    Grant hielt den Atem an und drückte ab.
    Der Knall war schwach und verlor sich ohne Echo in der Ebene. Der Hase schnellte in die Luft und fiel auf den Rük-ken.
    Grant stand rasch auf; dunkler Schwindel stieg ihm aus
    der Brust in den Kopf, verschwand aber wieder. Ich hätte mich besser aus der Sonne gehalten, dachte er. Vielleicht sollte er einen Hut tragen.
    Das Flußbett war ausgetrocknet, wie er vermutet hatte,
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    und ziemlich flach. Er durchquerte es, um den Hasen auf-zulesen.
    Er war räudig.
    Das tote Tier in den Händen, fragte sich Grant, ob er irgendein Stück des Kadavers retten konnte, dann packte
    ihn Ekel, und er warf ihn weg.
    Er spürte, wie sich seine Zuversicht auflöste, als er das Flußbett entlang blickte, das an den Seiten durch den freige-legten Lehm rot, am dick mit Staub bedeckten Grund dage‐
    gen weiß war.
    Aber da er nun mal schon so weit gekommen war,
    konnte er genausogut noch ein Stück weitergehen. Er
    sprang nach unten und nahm den Pfad aus Staub, der dem Lauf des Wassers folgte, das mit etwas Glück einmal im Jahr
    für eine Woche floß.
    In dem Staub waren seine Schritte nicht zu hören, und
    als er um die erste Biegung kam, traf er auf einen zweiten Hasen. Er war nur ein paar Meter entfernt und offensichtlich zu überrascht, um sich vom Fleck zu rühren.
    Grant konnte ihn nicht einmal mit seinen zitternden
    Händen verfehlen; er legte das Gewehr an die Schulter,
    zielte auf den Kopf des Tieres und drückte ab.
    Der Bolzen klickte, doch es gab kernen Knall. Er hatte vergessen nachzuladen.
    Grant hatte schon ziemlich oft geschossen. Für einen
    Moment stand er bewegungslos da, dann ließ er das Ge‐
    wehr langsam sinken, drehte den Bolzen zurück, ersetzte
    die leere Patronenhülse durch eine neue, lud das Gewehr und hob es wieder an die Schulter. Alles, ohne den Hasen zu erschrecken.
    Dann schoß er ihm durch den Kopf.

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    Das Tier war mager, aber sein Körper zeigte keine sicht-baren Spuren einer Krankheit. Grant trug ihn an den
    Hinterläufen zu seinen Koffern, dann suchte er unter dem Baum Schutz vor der Sonne.
    Auf der Straße war noch immer nicht die Spur eines
    Fahrzeuges zu sehen, und auch der Lieferwagen stand nicht
    mehr vor dem Hotel. Grant hatte ihn wohl nicht gehört, weil er im Flußbett gewesen war.
    Er nahm das Rasiermesser aus dem Koffer und klappte
    die Klinge auf. Dann drückte er den Hasen auf den Boden, schnitt ihn um den Hals herum auf und schälte die Haut wie einen Handschuh vom

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