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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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Körper. Nach einem weiteren
    Schnitt leerte er die Eingeweide, auf die sich sofort ein Schwärm Schmeißfliegen senkte, auf die Erde. Grant trat
    ein paar Schritte zur Seite und hackte dem Hasen den Kopf
    ab, aber der bleischwere Puls der Sonne trieb ihn bald wieder unter den kümmerlichen Schatten des Baumes; um die
    Schmeißfliegen abzuschrecken, warf er ein paar Handvoll
    Staub über die Haut und die Innereien, den Schädel schleu‐
    derte er weit weg.
    Er hatte keine Schwierigkeiten, ein Feuer zu entfachen,
    denn die Baumrinde, das spröde Gras und die abgestorbe‐
    nen Äste hatten längst jede Feuchtigkeit verloren.
    Als das Feuer heruntergebrannt war, ließ er den Hasen
    in die Mitte fallen. Er erwartete nicht, daß er ihm schmeck‐
    te. Alles, was er wollte, war etwas zu essen, das wenigstens den Anschein machte, gebraten worden zu sein.
    Als der Hase anfing zu verkohlen, zog er ihn aus dem
    Feuer und riß ihn in zwei Hälften. Die eine Hälfte wickelte er in ein altes Hemd und stopfte sie in seinen Koffer. An der
    anderen nagte er, an der leeren Straße kauernd, herum.
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    Das Fleisch war noch halb roh, mager und faserig und
    hätte wohl auch nicht geschmeckt, wenn es gut abgehan‐
    gen gewesen wäre. Aber er kaute weiter und wünschte nur, er hätte an Salz gedacht. Das hätte nicht viel gekostet. Er könnte sich etwas davon in der nächsten Stadt besorgen, schließlich hatte er vor, für eine Weile auf diese Weise zu leben.
    Eine Weile − wie lange war das? Es gab nicht das geringste Anzeichen dafür, daß sich etwas ändern würde, außer ihm gingen die Kugeln aus.
    Gewissenhaft nagte er die Knochen ab, lehnte sich mit
    dem Rücken gegen den Baumstamm und schaute die Straße
    nach Bundanyabba entlang.
    Während sich der Tag dahinschleppte, die Farben auf
    der Ebene erschienen, die die Aborigines so gerne malen, und sich die Sonne dem Horizont näherte, legte sich Verzweiflung wie Nebel auf ihn.
    Er saß da, sehnte sich nach einer Zigarette und bemühte sich, die nagende, hoffnungslose Angst des Hysterikers ab-zuwenden, der verzweifelt versucht, weder an die Vergan‐
    genheit noch an die Zukunft zu denken.
    Immer wieder trank er von dem Wasser, das mittler‐
    weile fast heiß war. Er dachte daran, zum Hotel zurückzukehren, um die Flasche nachzufüllen, aber er fürchtete, er könnte Zigaretten oder Bier kaufen, sobald er das eine oder
    das andere vor sich sah.
    Er hatte vierzig Meilen an einem Tag geschafft, vor ihm lagen Hunderte weiterer Meilen. Wenn er dieses Tempo
    beibehielt, benötigte er einen Monat für die Reise. Einen Monat mit fünf, sechs Shilling in der Tasche. Und vielleicht
    brauchte er ja sogar noch länger.

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    Und was, wenn er in Sydney ankam? Aber darüber
    würde er nicht nachdenken. Alles, was dort geschah, wäre unweigerlich besser, als weiterhin in Bundanyabba zu bleiben.
    In der violetten Dunkelheit, die mit dem lodernden
    Orange des Sonnenuntergangs verschmolz, erschien end‐
    lich eine Spirale aus Staub, und Grant fing an, das Gewehr zu zerlegen. Wenn er mitgenommen werden wollte, war es
    wenig hilfreich, ein Gewehr zu schwingen. Er packte die Teile mit der leeren Flasche in einen der Koffer und verlegte
    sich aufs Warten. Er fragte sich, ob das Auto, der Last‐ oder
    Lieferwagen oder was auch immer es war, das da auf ihn zukam, aus irgendeinem Grund in eine der Nebenstraßen
    abbiegen und verschwinden würde, nichts als ein Staub‐
    wirbel in der zunehmenden Dunkelheit.
    Auf jeden Fall würde es ziemlich sicher beim Hotel an‐
    halten. Grant bezweifelte, daß es im Umkreis von fünfhundert Meilen von Bundanyabba einen Fahrer gab, der seinen Wagen, ohne anzuhalten, an einem Hotel vorbeisteuern
    konnte.
    Bald konnte er erkennen, daß es ein Lastwagen war, der in schnellem Tempo die mit Schlaglöchern durchsetzte
    Straße entlangholperte. Die Tatsache, daß es sich um einen
    Lastwagen handelte, hatte erst einmal nichts zu bedeuten.
    Viele der kleinen Landbesitzer hatten ziemlich große Fahrzeuge, um damit ihre Produkte nach Bundanyabba zu brin‐
    gen; Lastwagen, die sie bei anderen Gelegenheiten wie ge-wöhnliche Autos benutzten. Die einzigen Fahrzeuge, die
    wirklich große Distanzen zurücklegten, waren in der Regel Sattelschlepper. Trotzdem: Weitere fünfzig Meilen vorwärtszukommen wäre schon was.
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    Nachdem Grant den Lastwagen ausgemacht hatte, ver‐
    gingen weitere zwanzig Minuten, bis er das Hotel er‐
    reichte. Er fuhr daran vorbei.
    Grant fing schon

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