Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
Vom Netzwerk:
trank er eine halbe Flasche Bier, es war bereits warm, dann wickelte er die Pastete aus und nahm einen
    Bissen davon. Der Teig war gelb und trocken, das Fleisch ein klebriger, brauner Mischmasch. Er kaute auf dem
    Mundvoll herum, konnte ihn aber nicht schlucken und
    spuckte ihn schließlich aus, wickelte die Überreste in die braune Papiertüte, trank die Flasche leer und legte sich hin.
    Es war nun ziemlich dunkel, die Sterne brachen durch
    das Violett des Himmels und bauten sich zu einer riesigen, gewölbten Bettdecke auf, die angenehm vertraut über ihm
    lag.
    Er fragte sich, ob er wohl schlafen konnte. Überall in seinem Körper spürte er Nerven, die zuckten und zogen,
    und er fuhr alle paar Augenblicke zusammen, als hätte ihn etwas erschreckt.
    Seltsam, dachte er, daß er nicht unbedingt eine Ziga‐
    rette haben wollte. Zigaretten waren rund und weiß, und sie sorgten dafür, daß man einen widerlichen Geschmack

    141
    im Mund hatte, wenn man zu viele rauchte. In seinem
    Mund war mit einemmal ein widerlicher Geschmack. Ro‐
    byn hatte einen wunderbar geformten Mund. Beim Tennis
    trug sie einen weißen Rock. Er war im Begriff aufzuschlagen und stand gelassen an der Grundlinie. Er warf den Ball in die Luft, schwang seinen Schläger in einer perfekten Bewegung und schickte den Ball als zischenden Schuß, den
    man nicht retournieren konnte, über das Netz, um das
    Spiel zu gewinnen. Sein Gegner hatte nicht einmal Zeit, sich zu rühren. Ein großer, kräftiger Mann, er mußte zehn Meter groß und schrecklich breit sein, türmte sich über dem Netz auf. Er trug Tennisshorts und einen rehbraunen ärmellosen Pullover. War er rehbraun oder gelb? Man
    träumte nicht in Farbe.
    Und dann war er richtig eingeschlafen, die Sterne zo‐
    gen in ihrer vorgegebenen Bahn über den Himmel, und die
    kleinen Tiere der Nacht schnupperten um ihn herum und
    flitzten davon, beunruhigt von seinem schweren Atem und
    seinen unruhigen Bewegungen.
    Grant erwachte in der Morgendämmerung und fühlte
    sich wunderbar erfrischt, zumindest bis er sich bewegte.
    Dann erkannte er, daß er äußerst schwach und zittrig war.
    Trotzdem fühlte er sich viel besser als gestern.
    Er war ungeheuer hungrig, und als er die Fleischpastete auspackte, fand er sie gar nicht mehr so schlecht. Ohne etwas zu trinken war der gelbe Teig allerdings schwierig zu schlucken. Grant war erschreckend durstig.
    Er aß die Pastete auf, packte die Reisedecke in den Koffer und zwängte die Gewehrteile ebenfalls hinein. Dann
    hob er die leere Bierflasche auf, suchte so lange, bis er den Deckel fand, und kletterte auf die Straße hinauf.
    142
    Es mußte etwa halb sechs sein. Die Sonne warf heiße
    Wellen auf die Prärie und ebnete den Weg für die volle Wucht der Hitze, die im Lauf des Tages hereinbrechen
    wurde.
    Grant ließ seine Koffer neben dem Graben stehen und
    ging mit der Bierflasche zu der Kläranlage hinüber. Es
    schien niemand dort zu sein, also füllte er die Flasche aus einem Wasserhahn, nahm einen tiefen Schluck, füllte sie
    noch einmal und preßte den Deckel darauf.
    Das erste Auto, das vorbeifuhr, war ein großer schwar‐
    zer Buick; er raste an Grant vorbei und ließ ihn mit Staub überzogen zurück, den Daumen dümmlich in der Luft.
    Zehn Minuten später kam ein Lieferwagen mit offenem
    Verdeck und hielt an, als er gen Osten zeigte.
    «Ich fahr nur bis Yindee, Kumpel», sagte der Fahrer,
    ein dünner, sehniger Mann mit ausgeprägt dunklem Ge‐
    sicht und einem an die Unterlippe geklebten, stark zerkau-ten Zigarettenstummel.
    «Das paßt mir, danke.»
    «Wirf dein Zeug hinten drauf.»
    Grant nahm seine mit Wasser gefüllte Bierflasche mit in die Fahrerkabine des Lieferwagens, da er nicht sicher war, ob der Verschluß hielt. Er hielt sie zwischen seinen Knien, als der Wagen vorwärts sprang und durch die Wolke aus
    Staub hüpfte, die der Buick hinterlassen hatte und die immer noch über der Straße stand.
    «Und? Wohin geht die Reise, Kumpel?» fragte der Fah‐
    rer.
    «Sydney.»
    Der Fahrer schwieg eine Weile, die Augen gegen das
    weiße Blenden der Straße zusammengekniffen.

    143
    «Das ist ein langer Weg, Kumpel», sagte er schließlich,
    «willst du die ganze Strecke trampen?»
    «Wenn es geht.»
    «Du mußt dir überlegen, wie du aus Yelonda raus‐
    kommst. Aber ich vermute mal, du schaffst es. Es gibt immer einen oder zwei Trucks, die einmal die Woche vorbei-fahren. Du könntest Glück haben und eine Fahrt bis zur Küste kriegen.»
    «Das hoffe

Weitere Kostenlose Bücher