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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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Polizist nachdenklich, «ich nehme
    mal an, weil so viele Selbstmorde dem Ort einen schlechten
    Ruf eintragen.»
    Grant hatte auch gehört, daß die Behörden für das offizielle Thermometer auf dem Rasen vor dem Rathaus ver‐
    antwortlich waren. Schnellte die Temperatur auf über vierzig Grad im Schatten, wurden die Rasensprenger angestellt,
    damit das Thermometer fiel. In Bundanyabba stieg die offizielle Höchsttemperatur nie über vierzig Grad.
    Möglicherweise gab es eine Verbindung zwischen der
    offiziellen Einstellung gegenüber Selbstmord und hohen
    Temperaturen, überlegte Grant, auch wenn er dazu neigte, die Geschichte über das Thermometer anzuzweifeln.
    Auf jeden Fall war die ganze Sache zu diesem Zeitpunkt des Abends viel zu kompliziert, um weiterverfolgt zu werden.
    «Ich muß wirklich was essen, befürchte ich», sagte er.
    «Eins noch, bevor Sie gehen!»
    «Nein. Wirklich, nein. Ich hab genug gehabt, danke.
    Wenn ich nicht bald was esse, kipp ich um.»
    «Man sieht sofort, daß Sie kein Yabba‐Mann sind, 32
    John», sagte der Polizist. «Kommen Sie, ich bringe Sie zum Club rüber.» Der ‹Club› war ein anderer Name für das
    Two‐up‐Spiel − ein beliebtes Glücksspiel hier draußen im Outback. Noch üblicher war es, sich einfach auf ‹das Spiel›
    zu beziehen.
    Als sie auf die Hauptstraße hinaustraten, fiel der Bar‐
    lärm weg, als hätten sie etwas Körperliches abgeschüttelt.
    Grant versuchte, die Gläser Bier zu zählen, die er getrunken
    hatte, merkte aber, daß er es nicht hinkriegte. ‹Frisch› wäre
    eine grobe Fehlbezeichnung für die Luft auf der Haupt‐
    straße gewesen, aber sie war anders als die Luft in der Bar, und Grant spürte ihre Wirkung.
    Er blickte Crawford voller Zuneigung an. Eine Persön‐
    lichkeit, das war er, ein faszinierendes Exemplar Lokalkolo-rit. Er, John Grant, genoß es, sich die Zeit mit ihm zu vertreiben und gleichzeitig eine gelehrte kleine Studie über die Menschen von Bundanyabba anzustellen. Grant stolperte, als er vom Gehsteig auf die Straße trat.
    Crawford führte ihn mehrere Blocks die Hauptstraße
    hinunter und redete dabei ausführlich über das Leben in Bundanyabba. Grant fragte sich, ob die Leute aus Bundanyabba untereinander ebensooft über die Vorzüge ihrer
    Stadt sprachen, wie sie es mit Fremden taten. Vermutlich schon, schien die Stadt doch eine fixe Idee ihrer Bewohner zu sein. Yabba‐Männer − hieß ‹Yabba› in der Sprache der Aborigines nicht ‹reden›? Das schien ihm die Basis für ein Wortspiel zu sein, aber er konnte die Fäden des Gedankens
    nicht verknüpfen.
    Crawford bog in eine der Querstraßen ab, und nach ein
    paar Metern betraten sie eine lange, finstere Gasse. Sie ver-lief parallel zur Hauptstraße, auf der einen Seite sah Grant 33
    die Rückseiten der Geschäftshäuser und Läden, die sich gegen den Himmel abhoben, auf der anderen Seite befanden
    sich hohe Zaunpfosten, die die Hinterhöfe der Wohnhäu‐
    ser abgrenzten.
    Es gab kein Licht in der Gasse, und die Gebäude warfen dunkle Schatten, so daß bis etwa dreißig Zentimeter über ihren Köpfen alles in völliger Dunkelheit lag. Grant wurde sich der vielen Gestalten in der Finsternis bewußt. Ungefähr zwanzig Männer standen in der Gasse und redeten
    leise miteinander. Wenn sie rauchten, glühten Zigaretten
    auf und erloschen, immer wieder flackerte gelb ein Streich-holz auf. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bemerkte er, daß Crawford und er Aufmerksamkeit
    erregten.
    «Wie geht es, Jock?» wurden immer wieder Stimmen
    aus einem Knäuel von Männern vernehmbar. «Nicht
    schlecht, Jim, und selbst?» antwortete Crawford dann, wobei er die Männer offenbar an ihren Stimmen identifizierte;
    Grant selbst konnte keinen einzigen Gesichtszug erkennen.
    Sie kamen zu einem Tor, vor dem zwei Männer mit je‐
    ner Lässigkeit warteten, die nur Wachen zustand.
    «N’ Abend, Jock», sagten sie, als Crawford und Grant
    näher traten. Grant fiel auf, daß sie ihn so durchdringend musterten, wie es in der fast kompletten Dunkelheit nur möglich war.
    «Das ist John Grant», sagte Crawford, «ein Kumpel von
    mir. Ihr könnt ihn reinlassen, er ist in Ordnung.»
    Die zwei Männer brummelten etwas, und Grant und
    Crawford traten durch das Tor auf ein Gelände, das wie der
    Hinterhof eines Fabrikgebäudes aussah. Grant fragte sich, weshalb derart viel Sorgfalt darauf verwendet wurde, eine 34
    Einrichtung zu bewachen, die so offensichtlich von der

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