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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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abgewickelt.
    Nach einer Weile beruhigten sich alle, und Stille legte sich über den Raum. «Alles gesetzt?» fragte einer der Spielleiter und sah sich um. Da es keine Einwände gab, nahm er
    zwei Münzen heraus und legte sie sorgfältig auf das Holzstück, das der unscheinbare Mann in der Hand hielt.

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    Der Leiter trat zurück.
    «Also», sagte er, «wirf!»
    Der Mann ließ das Holzstück in die Höhe schnellen, die Münzen wirbelten über seinem Kopf in die Luft und fielen dann auf den Teppich.
    Es herrschte Stille.
    Die Spielleiter gingen zu den Münzen hinüber und in‐
    spizierten sie.
    «Zahl!»
    Sofort stürzten sich die Spieler auf die Notenbündel
    rund um den Ring und zogen ihren Gewinn heraus. Stapel von etwa zweihundert Pfund wurden rasch aufgeteilt, weil sich jeder nahm, was ihm zustand.
    «Kriegen Sie langsam eine Ahnung, John?» fragte
    Crawford.
    «Mehr oder weniger. Man wettet darauf, ob die Mün‐
    zen auf Kopf oder Zahl landen, nicht?»
    «Genau.»
    «Und um was geht es an den Seiten?»
    «Wenn der Einsatz des Werfers abgedeckt ist, kann
    jeder auf der Seite seinen Einsatz machen.»
    «Und welchen Profit macht der Club dabei?»
    «Er kriegt einen Anteil vom Werfer. Und wenn einer
    der Kerle auf der Seite einen großen Gewinn macht, wird erwartet, daß er ein bißchen was lockermacht.»
    Die Aufteilung des Geldes war abgeschlossen, und die
    Wettspieler bereiteten sich auf den nächsten Wurf vor.
    «Man würde glauben», sagte Grant, «daß sich alle
    gegenseitig an die Gurgel gehen, wenn sie setzen,
    das Ganze scheint mir ein ziemliches Durcheinander zu
    sein.»
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    «Hier hat es kaum je eine Schlägerei gegeben. Jeder
    weiß, was er aus dem Ring bekommt, und akzeptiert es, so einfach ist das. Natürlich würde es außer in Yabba wahrscheinlich nirgendwo anders funktionieren. Die Kerle ken‐
    nen sich alle, verstehen Sie.»
    Wieder drehten sich die Münzen in der Luft.
    «Zahl!» Und schon ging die Balgerei um die Gewinne
    von vorne los. Gleichmütig musterte der Mann mit dem
    Holzstück den Notenberg zu seinen Füßen. Er sieht aus, als
    wate er im Geld, dachte Grant.
    «Wann hört er auf zu werfen?» fragte er Crawford.
    «Wann immer er will. Oder wenn er Kopf wirft. Dann
    verliert er seinen Anteil.»
    «Muß er sein ganzes Geld drinlassen?»
    «Nein, er muß nur ein Pfund in der Mitte haben.»
    Der Werfer warf wieder Zahl, und Grant rechnete aus,
    daß er jetzt vierhundert Pfund vor sich haben mußte. Er drängte nach vorn, fasziniert von der Fülle zerknitterter Geldscheine.
    Erneut schossen die Münzen in die Luft.
    Schon wieder Zahl! Diesmal schmiß der Werfer das
    Holzstück hin und fing an, die Scheine in seine Taschen zu
    schaufeln. Er hatte in weniger als einer Viertelstunde fünfzig Pfund zu achthundert gemacht. Die letzte Handvoll
    Noten, die er aufhob, drückte er in die Hände eines der Spielleiter. Dann schlenderte er mit unbewegter Miene aus dem Ring, drängte sich durch die Menge und verschwand
    durch die Tür.
    «Das war Charlie Jones», sagte Crawford, «er kommt
    an jedem Zahltag mit fünfzig Pfund und wirft so lange, bis er achthundert oder gar nichts mehr hat.»

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    «Gewinnt oder verliert er, auf lange Sicht betrachtet?»
    «Etwa einmal alle sechs Wochen nimmt er die achthun‐
    dert mit», sagte Crawford und fügte erklärend hinzu: «Um das zu erreichen, muß er nur viermal Zahl werfen, verstehen Sie.»
    «Das ist sehr gut.»
    Ein anderer Spieler hatte das Holzstück genommen und
    legte einen Einsatz von einem Pfund auf den Boden.
    Grant sagte: «Mein Steak ist jetzt wahrscheinlich fer‐
    tig.»
    «Ja, kommen Sie.»
    Sie gingen in den Speiseraum zurück und holten Grants
    Steak.
    «Ich muß verschwinden», sagte Crawford, nachdem er
    Grant väterlich zu einem Platz an einem der Holztische be‐
    gleitet hatte.
    «In Ordnung, Jock. Danke fürs Herumführen.» Grant
    war froh, daß der Polizist endlich ging.
    Sie schüttelten sich die Hand, und Crawford sagte:
    «Wir sehen uns», dann ging er in die Nacht hinaus.
    Grant stellte fest, daß das Steak keine von Crawfords Be-hauptungen rechtfertigte. Es war zäh, völhg durchgebraten und hätte, wie er befürchtete, bestimmt verdorben geschmeckt, wenn es nicht derart überwältigend nach ver‐
    branntem Leder gerochen hätte.
    Trotzdem war sein Kopf klarer, nachdem er das Fleisch
    und den Berg aufgeweichter Fritten gegessen und den Kaffee getrunken hatte, der aussah und schmeckte wie Milch, die mit Wasser verdünnt,

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