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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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Frage.
    «Schon mein ganzes Leben, John.»
    «Je daran gedacht wegzugehen?»
    «Yabba verlassen? Nie im Leben! Es ist die beste Kleinstadt der Welt.»
    «Je woanders gewesen?»
    «Hab drei Monate Ausbildung in der Stadt gemacht.
    Gefallen hat’s mir nicht.»
    Plötzlich begriff Graut, daß sein kleiner, persönlicher
    Scherz nicht sonderlich gut war. Er leerte sein Glas.
    «Ich verschwinde wohl besser», sagte er, «ich hab noch
    nichts gegessen.»
    «Nehmen Sie noch eins, bevor Sie gehen.»
    «Nein, danke, lieber nicht. Ist mir ein bißchen zuviel
    auf den leeren Magen.»
    «Ach, kommen Sie, das wird Ihnen nicht schaden.» Der
    Polizist zwinkerte heftig: «Geht aufs Haus.»
    Warum nicht? dachte Grant. Es würde sowieso schwer
    genug werden, in dem Bett ein Auge zuzutun. Er reichte dem Polizisten das Glas, der sich erneut daranmachte, die Menge zu teilen.
    «Wir nehmen nur noch die Runde hier, dann gehen
    wir in den nächsten Pub. Ich muß heute nacht in jedem vorbeischauen», sagte der Polizist, als er zurückkam.

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    Grant fragte sich, wie viele Polizeibeamte von Bundan‐
    yabba eine kranke Leber hatten.
    «Nach diesem Glas ist Schluß für mich, Jock, danke. Ich muß was essen», sagte er und begriff, daß er diese Runde noch mithalten mußte.
    Der Polizist schien damit zufrieden zu sein und wandte
    sich seinem Bier zu.
    Bald darauf wollte er wissen: «Wo essen Sie?»
    «Keine Ahnung. Können Sie was empfehlen?»
    «Der Two‐up‐Club ist ziemlich gut, wenn Sie ein gutes
    Steak wollen.»
    Grant hatte, wie jeder Australier, von Two‐up‐Clubs ge‐
    hört. Es gab einen in jeder Stadt, und im Outback versammelten sich aus einem Umkreis von hundert Meilen Mi‐
    nenarbeiter, Eisenbahner, Hilfsarbeiter und alle die, die verzweifelt Ablenkung brauchten − und das taten fast alle −,
    um illegal zu spielen.
    «Man bekommt etwas zu essen im Two‐up‐Club,
    oder?» fragte er.
    «Das beste Essen der ganzen Stadt», sagte der Polizist
    mit dem Stolz des Besitzers, den alle Leute von Bundanyabba an den Tag legten, wenn sie vom Überfluß ihrer
    Stadt redeten.
    «Und wo find ich ihn?»
    «Gleich um die Ecke an der Hauptstraße, ich bring Sie
    hin.»
    Grant fragte sich, ob der Polizei in Budanyabba Gratis‐
    wetten erlaubt waren, sprach Crawford aber nicht darauf
    an. Er fing an, den Polizisten zu mögen, und war sich vage bewußt, daß dies ein deutlicher Hinweis daraufwar, zuviel getrunken zu haben.
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    Crawford hatte sein Bier ausgetrunken und spielte er‐
    wartungsvoll mit dem Glas.
    «Noch eins?» fragte Grant, weil das nicht zu umgehen
    war. Er gab Crawford das Geld, damit er das Bier holte.
    Diesmal dauerte es etwas länger, und als er zurückkam,
    sagte der Polizist: «Ich hab Ihr Wechselgeld dem Barmädchen gegeben. Hab ihr gesagt, es ist von Ihnen, das wird Ihnen helfen, wenn Sie wieder herkommen.»
    Grant hätte darauf hinweisen können, daß er ganz und
    gar nicht im Sinn hatte, jemals wieder hierherzukommen,
    und es noch weniger wahrscheinlich war, daß sich die Bardame an ihn erinnerte, falls er es doch täte; aber er sagte nichts. Er rauchte jetzt eine Zigarette nach der anderen, wie
    Männer es tun, wenn sie trinken.
    «Hat die Polizei viel zu tun in Bundanyabba?» fragte er, ohne sich wirklich dafür zu interessieren.
    «Nein, John, nein, im großen und ganzen nicht, nein!
    Wir haben nur ein Auge auf die Dinge.» Crawford wurde
    eine Spur angeberisch, nun, da er in halboffizieller Eigen-schaft sprach.
    «Also nicht viele Verbrechen?»
    «Fast überhaupt keine, John, jedenfalls nichts Ernstes.
    Ist wohl so ziemlich die ehrlichste Stadt in ganz Australien.»
    «So?» Grant gab sich Mühe, beeindruckt auszusehen.
    Crawford verdarb die Wirkung seiner Erklärung eher,
    indem er hinzufügte: «Natürlich ist niemand wirklich
    scharf darauf, etwas anzustellen, weil wir ihn schnell am Schlawittchen hätten.»
    «So?»
    «Wir sind ziemlich isoliert hier, verstehen Sie? Man

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    kann sich nicht einfach aus dem Staub machen, ohne daß es
    jeder mitbekommt.»
    «Nein. Wahrscheinlich nicht. Dann haben Sie hier also
    ein ziemlich ruhiges Leben?»
    «Ziemlich», sagte Crawford. «Natürlich haben wir ganz
    schön viele Selbstmorde. Die sorgen für etwas Arbeit.»
    Grant erinnerte sich an die Selbstmordrate in Bundan‐
    yabba und an die örtliche Sitte, selbst den eindeutigsten Akt
    der Selbstzerstörung als ‹Unfalltod› zu erklären. Er fragte den Polizisten, warum das so sei.
    «Na ja», sagte der

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