In Gedanken bei dir (German Edition)
Antenne
ein. Dann gab sie ihm das Satellitentelefon zurück. »Danke, Alex.«
»Und
wie geht’s deiner Kleinen?«, fragte er, doch bevor Cassie antworten konnte,
drehte Gareth sich zu ihm um:
»Alex?
Wo soll ich landen?«
Die
Ellbogen auf den Knien, beugte er sich vor. »Du landest nicht, das ist viel zu
gefährlich. Ich springe raus, sehe mich um, während du eine Runde über dem
Krater drehst, und klettere wieder rein.«
»Wo
soll ich dich absetzen?«
»Da
vorn, am Lavadome in der Mitte des Kraters.«
»Wo
die Rauchsäule aufsteigt?«
»Genau.«
»Mittendrin,
wie immer. Mittendrinner geht’s nicht.«
Alex
bemühte sich um einen besonnenen Tonfall. »Gareth, ich sehe dort unten keine
Anzeichen von Aktivität.«
»Den
Spruch kenne ich! Den hast du von Pierce Brosnan, der in Dante’s Peak einen Geologen des US Geological Survey spielt. Echt klasse, der Film. Und der
Vulkanausbruch war der absolute Wahnsinn.« Gareth deutete nach vorn. »Siehst du
die Steinlawine da drüben am Kraterrand? Oder die Rauchsäule, die vermutlich
schon von Seattle aus zu sehen ist? Ist das nicht ... Wie sagst du dazu? ...
geothermische Aktivität?«
»Gareth
... Da unten ist alles ruhig.«
Sein
Freund winkte resigniert ab. »Okay, schon gut. Du bist der Boss.« In einer
Wolke von aufgewirbelter Asche ging Gareth tiefer.
Alex
nahm den Kopfhörer ab, löste die Gurte und öffnete die Tür.
Cassie
schnallte sich ebenfalls los. »Ich komme mit.«
»Vergiss
es.« Alex schüttelte den Kopf. »Viel zu gefährlich. Jolie braucht ihre Mommy.«
Cassie
murmelte etwas, das er im Lärm der Rotoren nicht genau verstehen konnte. Es
klang wie: »Ihren Daddy auch.«
Alex
rutschte vom Sitz und stellte sich auf die Kufen, dann sprang er hinunter ins
Geröll.
Na
klar, Cassie nichts wie hinterher!
Da
war sie wieder, die vertraute Angst um sie.
»Was
soll das?«, schrie er sie an, als Gareth den Hubschrauber wieder hochzog, um
über ihnen seine Runden zu drehen. »Im Gletscher gibt es tiefe Spalten! Giftige
Gase strömen aus den kleinsten Ritzen! Und von den Kraterwänden prasseln
ständig große Felsbrocken! Du trägst weder einem Helm noch eine Atemmaske!«
»Du
doch auch nicht. Besser, wir gehen zu zweit.« Angespannt sah Cassie sich im
Krater um, ließ ihre Blicke über die schroffen und steilen Felswände schweifen,
die Geröllhalden an den Hängen, die von den Rotoren aufgewirbelten Aschewolken,
den Gletscher und den Lavadome, aus dem unzählige Fumarolen aufstiegen. Weit
über ihnen verbanden sie sich zu einer hohen Rauchsäule. »Dieser Blubb im
Haferbrei, was ist das?«
»Der
Lavadome. Die Kräfte im Inneren des Vulkans treiben das Gestein in die Höhe. Im
Zeitraffer sieht das total irre aus. Als ob der Fels, der durch die
Schuttmassen nach oben stößt, sich windet und dabei zuckt, als wäre er
lebendig.«
Cassie
stemmte die Arme in die Hüften und blinzelte ihn gegen die Morgensonne an. Sie
stand jetzt hoch genug, um über den Kraterrand zu blitzen. »Und irgendwann
macht es Blubb!«
»Für
den Blubb haben wir ein Netzwerk modernster Überwachungsgeräte im Krater installiert.
Seismografen, Tiltmeter, Radarinterferometer, GPS. Wir messen die Temperatur
des Patienten, fühlen seinen Puls und prüfen seinen Atem mittels chemischer
Analysen der austretenden Gase. Jedes Schnaufen, jedes Zucken wird registriert
und analysiert.«
»Ich
habe gelesen, dass der Mount St Helens einer der gefährlichsten und
explosivsten Vulkane der Welt ist.«
»Aber
jetzt ist er ruhig.«
Das
Knattern der Rotoren hallte von den steilen Kraterwänden wider. Nach einem
Blick zum tief unter ihnen liegenden Spirit Lake folgte Cassie ihm über eine
Halde aus grobem Geröll und scharfkantigen, kaum von der Erosion glatt
geschmirgelten Felsen steil bergauf zu dem Seismografen, den er für Jake
überprüfen sollte.
Um
sie herum waberten die Fumarolen aus Felsspalten, wirbelten graue Asche auf und
stiegen am Lavadome nach oben, um sich hoch über ihnen zu einer weithin
sichtbaren Aschewolke zu vereinen. Die graue Wolke war so dicht, dass sie einen
dunklen Schatten auf Alex und Cassie warf.
Ganz
schön eindrucksvoll, ehrlich! Spannend und aufregend, wie Dante’s Peak –
wenn man wirklichkeitsnahe Katastrophenfilme mag!
Okay,
der Seismograf war ein Totalschaden. Ein Felsen, offenbar während der letzten
Stunden aus dem Lavadome gebrochen, war auf ihn gestürzt und hatte ihn zerstört.
Das Gerät war nur noch ein Haufen Schrott. Da gab es nichts mehr zu
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