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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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davon.
    Langsam sagte ich: «Ich weiß nicht recht. Ich bin kein Fachmann. Und vielleicht finden es die Hündinnen schrecklich, in einer so wichtigen Zeit fortgegeben zu werden. Oder sie regen sich so auf, daß sie Fehlgeburten haben.»
    Hetty lachte höhnisch. «So ein sentimentaler Quatsch! Wenn sie zu dir kommen, wollen sie nichts anderes als einen stillen, warmen Platz, wo sie ungestört sind und in Ruhe werfen können. Den Besitzern kannst du erlauben, ihr Tier zu bestimmten Zeiten kurz zu besuchen, und stell bitte klar, daß du keine Kinder und Katzen duldest. Führ es als eine ordentliche, gut organisierte, ziemlich strenge und entschieden feine Entbindungsklinik. Sie werden es toll finden. Du und die Hündinnen auch. Du kannst einen Mindestaufenthalt von drei Wochen verlangen, besser noch sechs, damit die Welpen richtig entwöhnt werden, und am besten wären natürlich volle neun Wochen bis zum Verkauf. Denk an all die süßen, knuddeligen Schätzchen!»
    Ich schwieg immer noch. Es klang alles sehr kommerziell. «Ich weiß nicht...» begann ich, aber sie unterbrach mich unfreundlich. «Du hast gar keine Wahl mehr. Die erste kommt morgen, ich hab schon alles vereinbart. Ich komm heute abend nach der Sprechstunde vorbei, dann besprechen wir den Rest.»
    «Ben», sagte ich dramatisch, als ich aufgelegt hatte, «Hetty hat mich wieder rumgekriegt.»
    Als Humphrey mit der zweiten Post kam und sein Plastikauge rollte, um uns neugierig zu machen auf die versprochenen Sensationen, hatten Ben und ich gerade die unteren Schrankteile der großen viktorianischen Anrichte im Tischtenniszimmer herausgezogen, um sie als Wiegen zu benutzen. Sie gaben Platz für vier, mit einem Anbau für zwei im Frühstückszimmer. Zum Glück war das alte Haus ein Labyrinth von kleinen Räumen und großen Schränken, und meine einzigen Unkosten würden der zusätzliche Heizstrom sein. Ben fand vier große Kartons und schnitt aus jedem eine halbe Seite heraus. Ich scheuerte die Schrankteile sauber, er schlug die Kartons mit Zeitungen aus, und ich vergewisserte mich, daß alle Türen leicht auf- und zuschwangen. Unsere Patientenzimmer würden wie Privatstationen sein.
    Charlie kam mit uns und zeigte uns schnüffelnd die Mauselöcher, die wir mit zusammengeknülltem Zeitungspapier abdichteten, wobei ich heftige Gewissensbisse wegen der Mäuse bekam. Humphrey, der sich irgendwie überflüssig vorkam, hatte die Post in die Küche gebracht und ließ den Motor wieder an. Er blickte verdammt mißmutig drein, so daß ich sagte: «Entschuldigen Sie, Humphrey. Ben und ich hatten zu tun, aber wir machen jetzt Pause und trinken eine Tasse. Kommen Sie doch rein und trinken Sie eine mit.»
    In diesem Augenblick kam Ben an uns vorbei und rief, er müsse Bubbles noch Heu aufs Feld bringen, und ich meinte in aller Unschuld: «Jetzt müssen Sie mit reinkommen. Sonst bin ich so allein.» Aber bei all den Skandalen in der Gegend wittert Humphrey bei jedermann böse Absichten. Einmal hatte er mich gewarnt, er sei allergisch gegen Romanzen. Er bekomme dann immer einen fürchterlichen Hustenreiz. Ich hatte seitdem ein paarmal angedeutet, wir könnten doch mal zusammen husten, wenn Ben nicht da sei, und er hatte es ernstgenommen. Ich kann mir lebhaft vorstellen, was für einen Skandal er mir anhängt.
    Er räusperte sich zweimal und murmelte etwas von Stress. Er sah aus, als bekäme er gleich einen Hustenanfall, und ich insistierte nicht weiter. Außerdem interessierten mich die Briefe, die er gebracht hatte. Einer steckte in einem langen, dicken Umschlag und war an Pa adressiert, aber quer über die Rückseite waren die Worte gestempelt, die ich eigentlich nie wieder hören wollte: Die Freunde Beowulfs. Ich starrte lange darauf. Dann versteckte ich den Brief hinter den braungelben Umschlägen und schob alles hinter das Mixgerät.
    «Ben», sagte ich, als er in die Küche zurückkam, «wer war eigentlich Beowulf?»
    «Auf dem Feld ist es schon saukalt. Ich habe den Stall mit Stroh gestreut. Meinst du nicht, daß Bubbles nachher besser reinsollte?»
    «Sie haßt es, im Stall zu sein. Der Unterstand auf dem Feld reicht völlig, wenn das Wetter nicht so schlimm ist. Wer war Beowulf, bitte?»
    Er wusch sich die Hände im Spülbecken. Das laufende Wasser plätscherte so laut, daß er mich wahrscheinlich nicht gehört hatte, denn er hob die Stimme und sagte: «Hast du gewußt, daß es in Clacton eine Hellseherin gibt, die aus Tierpfoten liest?»
    «Sag das um Gottes willen

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