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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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enttäuscht warst», sagte Ben. «Hunde reagieren auf den Tonfall. Sie haben eine fabelhafte selektive Wahrnehmungsfähigkeit, mußt du wissen.» Ich glaubte, Hetty zu hören. Sie hinterließ in der Tat einen gewaltigen Eindruck. «Aber du hast immer noch nicht gesagt, was du sonst noch bei Lady Twelvetrees gemacht hast.» Gut, daß wenigstens einer nicht den Faden verlor.
    «Außer der Korrespondenz? De la Rue spazieren führen - das war ihr Pekinese. Er war ziemlich fett. Er hatte ein Glasauge, das dauernd herausfiel. Ich mußte es aufsammeln und ihm wieder hineinstecken.»
    Ben schauderte. «Puh.»
    «Ach, weißt du, man gewöhnt sich daran. Es rollte nie weit fort. Es war ein bißchen wie das von Humphrey, aber aus Glas und natürlich kleiner. Eigentlich sollte Twiggs de la Rue spazierenführen, aber er stellte sich schrecklich an wegen des Auges. Ich hab jedenfalls keinen einzigen Diplomaten kennengelernt. Praktisch nur ein paar alte Freundinnen von Lady T., die zu ihren Dienstagtees kamen. Die meisten von ihnen waren taub, aber ich liebte sie alle. Sie schrien sich gegenseitig an, aber keine verstand jemals ein Wort. Es war im Grunde furchtbar lustig. Lady T.s Busenfreundin, die Marchioness, hatte immer ein Hörgerät in ihrer Krokohandtasche und konnte nie begreifen, warum es nicht funktionierte. Lady T. schrie sie an, sie müsse sich das Ding ins Ohr stecken, aber die Marchioness erklärte, der junge Mann habe ihr nur gesagt, sie müsse es immer tragen, und daran halte sie sich. Ich fand sie alle hinreißend, und wir hatten viel Spaß zusammen. Lady Helmett schenkte mir eine Stola mit aufgenähten Pailletten, die ich bewundert hatte, und die Herzogin von Croydon schickte mir Samtpantoffeln, die ihr der Maharadscha von Schamasabad geschenkt hatte. Sie waren Größe drei, und ich habe Größe sechs, so daß ich meinen Modeschmuck darin aufbewahrte.»
    «Warum hast du dann gekündigt?»
    Ich antwortete nicht gleich, weil ich mir Sniffs Pfote ansehen wollte. Er war ein paarmal ostentativ an uns vorbeigehumpelt, sicher weil Charlie gestern Ohrenschmerzen gehabt hatte, aber ich untersuchte ihn, weil ich ihm die Freude machen wollte. Er stand vorsichtig auf drei Beinen und sah mich ängstlich an, heuchelte ein bißchen Verzweiflung, bis Rosie nach einer vorbeisummenden Fliege sprang und ihn umwarf. Er rannte hinter Rosie her und benutzte alle vier Pfoten, aber ich packte ihn am Schwanz und zog ihn zurück und umarmte ihn rasch und mitfühlend. Treacle beobachtete alles mit wissendem Blick, kam zu mir getrottet und leckte sein Ohr und meine Hand. Das Gütesiegel für die untadelige Hundemutter. Mattie schnaubte. Zynisch.
    «Ich hab nicht gekündigt. Ich war zweieinhalb Jahre bei ihr, als sie für ein paar Wochen nach Monte Carlo fuhr. Sie bekam dort einen Schlaganfall und starb. Ich saß da mit de la Rue und den Sterbeannoncen, den Briefen an Freunde und Bekannte und alldem. Ich wußte inzwischen so viel über ihr Leben, daß es nicht weiter schwer war, nur schrecklich traurig. Ich hab die ganze Zeit geweint, und Twiggs und Blossom auch. Sie war so gut gewesen, verstehst du? Gleich am Anfang, schon nach ein oder zwei Wochen, als wir wußten, daß wir uns gut verstehen würden, bat sie mich, alle ihre Briefe zu schreiben. Sie wollte nichts mehr diktieren. Ihre Söhne und Töchter, die alle im Ausland lebten, sollten sie weiterhin für diejenige halten, die sie gewesen war, als sie noch zu Haus gelebt hatten, aktiv und energisch und immer beschäftigt. Also dachten wir uns aus, wo sie überall gewesen war und wen sie kennengelernt hatte. Theater, Parties, Bälle und so weiter. Es war alles gelogen, aber ihre Kinder freuten sich, daß es ihr noch so gut ging, obgleich sie über achtzig war. Manchmal schrieb ich die tollsten Sachen, zum Beispiel: oder: Sie mochten davon halten, was sie wollten. Ich las sie ihr immer vor, und sie lachte und klatschte in die Hände und sagte, wie gescheit ich sei. Aber ich war nicht gescheit. Es gehörte nur ein bißchen Phantasie dazu, und es war viel besser als das ewige Klagen über ihre Arthritis oder die scheußliche Diät, die der Arzt ihr gegen ihr schweres Nierenleiden verschrieben hatte.» Ich verstummte, um aufsteigende Tränen zurückzudämmen. In meiner Kehle bildete sich ein dicker Kloß. Sie war eine so tapfere Lady gewesen.
    «Was passierte,

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