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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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gute Nacht.
    Wieder in meinem Zimmer warf ich zwei kleine Scheite aufs Feuer, kletterte wieder in das dunkle Neurenaissance-Baldachinbett und zog die verschossenen Samtbehänge vor. Mit der Felldecke und dem Halbdunkel hätte es eine Szene aus «Königin Christine» mit Greta Garbo abgeben können. Ich wünschte, ich hätte ein Zobelcape und schenkelhohe Stiefel angehabt und nicht den Morgenmantel von St. Mandrake, aber andererseits möchte ich behaupten, daß ich mich so wohler fühlte. Der Welpe rumorte in seiner Schachtel, wahrscheinlich hatte er Hunger. Ich fütterte, putzte und tröstete ihn, und er kuschelte sich wieder an den Handschuh und schlief ein. Ich war so kaputt, daß ich einen Herzinfarkt begrüßt hätte, um endlich mal ein paar Tage ausspannen zu können. Unter anderen Umständen wäre dies eine denkwürdige Nacht geworden.
    Aber draußen schneite es immer noch, so daß ich das Gesicht im Kissen vergrub.
    Der Wecker rasselte um zwei Uhr durch die stille Nacht, und Ross ebenfalls. Ich hörte ihn vor meiner Schlafzimmertür fluchen, als er über einen Stuhl fiel, und fragte mich, ob er überstürzt fliehen wollte oder den Tauflöffel suchte. Ich warf meinen Bademantel über, der nicht so warm ist wie der Morgenmantel, aber besser geeignet für Überraschungsauftritte, und eilte mit der Kerze auf den Flur. Ross hockte am Treppengeländer und massierte sich das Bein. Ich zischte: «Wo willst du hin?» Ich wünschte sofort, ich hätte nicht gezischt, denn er zischte zurück: «Aufs Klo.» Dann, netter: «Tut mir leid, daß ich dich geweckt habe. Ich glaube, ich hab mir das Knie ausgekugelt.»
    Also, das hatte mir gerade noch gefehlt. Wenn er sich das Bein gebrochen hatte, würde mich kein Schnee der Erde davon abhalten, auf der Stelle auszuwandern. Ich half ihm hoch und fand es lustig, daß jede Romantik angesichts der Wirklichkeit verblaßt, vor allem, wenn in der Nachttischschublade ein Welpe nach seinem Nachtmahl fiept. Das nächste Zimmer war natürlich meines und bot, abgesehen von der Küche, das einzige Feuer, das noch brannte. Wir schleppten uns dorthin wie ein Paar, das nach Haus wankt, wenn die letzte Kneipe geschlossen hat, und ich ließ ihn erleichtert auf einen Armstuhl sinken. Der Welpe jaulte durchdringend. Ich kannte meine Prioritäten und bereitete als erstes die Fütterung vor. Ross sah halb gereizt und halb verblüfft zu, wie ich das kleine Wesen fütterte, säuberte und wieder in die Schachtel bettete. «Ich bin noch nie einer Frau wie dir begegnet», sagte er, aber es war ein fragwürdiges Kompliment.
    Kip hatte uns mit einem leisen, warnenden Knurren vorbeigelassen. Charlie kam an und setzte sich mißtrauisch und wachsam neben mich. Edyth und Sue-Ellen schliefen weiter, doch Pearl blieb ihren Pawley-Prinzipien treu, und ich merkte, wie sie verlegen und mißbilligend unter der Daunendecke wuselte. Es konnte natürlich auch an Flöhen liegen.
    Es war eine richtig heimelige Szene am Kamin: Ich fütterte den Kuckuck, und Ross massierte sein Knie. Er blickte sich um. «Das ist so ziemlich das bemerkenswerteste Zimmer, das ich je gesehen habe», gestand er, seine Worte mit Bedacht wählend.
    «Am besten ist es bei sehr dezenter Beleuchtung», sagte ich und überhörte das Adjektiv «bemerkenswert», das fast alles bedeuten kann. Meine rote Skiunterhose lag deutlich sichtbar über einem Stuhl, knielange Wollschlüpfer, die unter Jeans herrlich waren, aber alles andere als romantisch anzusehen. Ich lege die Dinge gern dorthin, wo sie bequem zur Hand sind, und ich begreife nicht recht, warum man selbst die reizvollsten Sachen in irgendwelchen Schränken und Kommoden verstecken soll. Mir bereitet es Genuß, den bestickten Morgenrock aus reiner Seide (Penrose-Schulbasar zugunsten einer Heizanlage für ihren Swimmingpool) zu betrachten, der zusammen mit sechs oder sieben anderen an der Tür hängt - einer davon, aus Satin, sehr streng geschnitten, war garantiert frühe dreißiger Jahre und hätte Joan Crawford gehört haben können; alles kostbare Trophäen von unseren Samstagnachmittag-Expeditionen zu Gemeindesälen und Pfadfinderblockhäusern. Meine riesige Patchwork-Tagesdecke mit Volant mochte an einigen Stellen auseinanderfallen - ein großes Quadrat vom Hochzeitskleid meiner Urgroßmutter vertrug sich nicht mit Tante Eleanors Trauerkleid -, aber sie hatte eine hundertjährige Familiengeschichte hinter sich. Alles in meinem Zimmer hatte seine Geschichte (lokale oder private) und verdiente

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