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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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Schlafzimmervorhänge zuzog, sah ich, daß es immer noch schneite. Ich blieb kurz am Fenster stehen und blickte hinaus und fragte mich, ob die weiße Decke morgen die Fensterläden erreicht haben würde.
    Ich zog einen Pyjama von Pa an, als Trost und weil er wärmer war als meiner, und stellte die Pralinenschachtel mit Kuckuck in die Nachttischschublade. Edyth, Sue-Ellen und Pearl suchten sich ein Plätzchen unter der Decke und schnauften und kratzten sich und seufzten ein bißchen, ehe sie zur Ruhe kamen, und Kip rollte sich auf der Brücke am Kamin zusammen. Ich habe im Schlafzimmer keinen elektrischen Ofen, sondern lasse ein Feuer aus Kohlen und Scheiten brennen, und Charlie beschloß, auf dem Armstuhl daneben zu schlafen und nicht in seinem gewohnten Korb. Ich stellte den Wecker und blies die Kerze aus. Morgen ist wieder Sonnenschein, hoffte ich. Aber ich glaubte nicht daran.
    Eine halbe Stunde später hörte ich, wie Adam und Emily heraufkamen. Sie machten leise die Türen zu, und nach einer Weile schlug Mattie in weiter Ferne einmal scharf an. Dann Stille und Schlaf... und draußen schneite es weiter.

* 14 *

    Ich verschlief die Zehn-Uhr-Fütterung und wachte erschrocken um halb elf auf, aber nicht, weil der Wecker geklingelt hatte, sondern weil jemand an der Haustür Sturm läutete. Es konnte nur Pa sein, der sich Sorgen um uns machte. Oder vielleicht Hetty, deren Gewissen schlug, weil sie mich in der Stunde der Not im Stich gelassen hatte. Oder Wen und Bun auf dem Weg zur Boxer- und Beagleausstellung von Bagshot und Barnet? Womöglich sogar Jake, der Kip ebenso vermißte, wie dieser seine Rückkehr ersehnte?
    Ich warf einen dicken alten Morgenmantel (St. Mandrake-Basar zugunsten irgendwelcher Erdbebenopfer) über und hastete mit der Kerze in der Hand nach unten.
    Erst als ich die Diele erreichte, dachte ich daran, daß es jemand sein könnte, den ich nicht kannte. War dies nicht die ideale Nacht zum Rauben und Plündern und Vergewaltigen? Aber warum - und wie auch — sollte sich jemand zu diesem abgelegenen Haus durchkämpfen, wo so viele andere bequemer zu erreichen waren? Vielleicht hatte es der Bösewicht auf meine Wertsachen abgesehen. Welche Wertsachen? Pas Tauflöffel - der uns daran hinderte, das Haus allein zu lassen, und der selbst den König der Einbrecher zur Verzweiflung bringen würde (weil Pa sein Versteck vergessen hatte) - war alles, was bei uns eines Gütestempels wert war. Außerdem hätte ich jeden Dieb begrüßt, der uns half, den Löffel zu finden. Bei der Gelegenheit hätte er auch gleich nach meiner Granatbrosche sehen können und nach einer blauen Socke von Pa, die sich beim Waschen in Luft aufgelöst zu haben schien. Ich wußte, daß in einem alten Turnschuh (linker Fuß) ein perlmutteingelegtes Opernglas steckte und daß meine goldene Uhr auf der Vorhangleiste im Klo lag. Wo etwaige andere Schätze waren, wußte nur Pa, der darauf wartete, daß ihr Wert sich vervielfachte.
    Ich blieb an der Treppe stehen und sah durch die Diele zu den Fenstern rechts und links der Haustür. Eine Gestalt machte Bewegungen, als bemühe sie sich, nicht zu erfrieren, und eine Taschenlampe blitzte auf und erlosch. Haben Sittenstrolche Taschenlampen dabei? War es ein bedauernswerter Reisender, der auf der Suche nach einem Unterschlupf den weißen Tod sterben konnte? Ich ging in die Küche, weckte Rosie und Mattie, indem ich sie anbrüllte, als gutes Zureden nichts nützte, und zerrte sie gewaltsam auf die Diele. Dann rief ich: «Wer ist da? Ich habe zwei Wachhunde neben mir, und hinter mir warten noch andere. Sie sind auf den Mann abgerichtet. Wer sind Sie und was wollen Sie?»
    Die Taschenlampe flammte auf, und ich hörte ein leises Lachen. Dann sagte eine mir vertraute Stimme: «Laß den Quatsch! Mach um Gottes willen auf, ich bin’s, Ross.»
    Ich dachte nur an den Morgenmantel vom Basar und Pas Pyjama, als ich die Tür öffnete. Nachgezogene Augenbrauen erwartet um Mitternacht ohnehin niemand.
    Ross nahm mich in die Arme, samt Kerze und allem, während die Wächter über meine Tugend und Ehre in die Küche zurücktrabten. Der dicke Kamelhaarmantel war schneebedeckt, und sein Gesicht schien eiskalt. Ich stellte die Kerze auf den Küchentisch und schenkte den letzten Brandy in ein Glas. Ich zögerte, den Glenfiddich hervorzuholen. Ich war zu altmodisch, um auch noch den Rest meiner Loyalität zu vergessen.
    «Ich hab den ganzen Tag auf dem Flughafen gewartet, weil die Maschine wegen schlechten Wetters

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