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In Gottes Namen. Amen!

In Gottes Namen. Amen!

Titel: In Gottes Namen. Amen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rich
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Health.
    »Ihm sind noch mehr Haare ausgegangen«, bemerkte Craig.
    »Ja«, sagte Eliza. »Und er hat mindestens sieben oder acht Kilo zugelegt.«
    Die Klingel in Sams Wohnung läutete, und er rappelte sich auf die Füße.
    »Da kommt jemand«, sagte Eliza. »Vielleicht seine Freundin.«
    »Möglich.«
    Craig drehte die Lautstärke hoch, und die Engel beugten sich besorgt vor.
    Erde – dreißig Tage bis zum Weltuntergang
    Sam Katz wollte gerade die Tür öffnen, als er merkte, dass er keine Hose anhatte. Er blieb einen Augenblick im Flur stehen und wog seine Möglichkeiten ab. In seinem Schlafzimmer lag eine Hose, aber das war ganz schön weit – und es hatte bereits zweimal geklingelt. Was war unhöflicher: in Unterwäsche die Tür öffnen oder jemanden warten lassen? Er wollte gerade ins Schlafzimmer springen, als es zum dritten Mal klingelte, ein langes nachdrückliches Summen. Zögerlich öffnete er die Tür.
    Ein großer Inder mit Schnurrbart und einer roten Liefertasche starrte auf ihn herab.
    »Hey, Raj«, sagte Sam und reichte ihm ein dickes Bündel Scheine. »Wie geht’s?«
    »Wo ist deine Hose?«, erkundigte sich Raj.
    Sam rang sich ein Lächeln ab. »Tut mir leid, Raj – ich bin gerade aus der Dusche gekommen und hatte keine Zeit mehr, sie anzuziehen.«
    Raj verschränkte die Arme. »Du hast eben nicht geduscht. Du hast dich den ganzen Tag noch nicht gewaschen. Gib’s zu.«
    Sam grinste verlegen. »Wie geht’s denn sonst so? Was macht Rubaina?«
    »Wechsel nicht das Thema.«
    Raj beugte sich vor und fuhr flüsternd fort: »Wir machen uns Sorgen um dich, Sam. Nicht nur ich. Alle im Bombay Palace.«
    Er hielt seine Liefertasche hoch. »Das ist zu viel Essen für einen allein. Chicken Vindaloo, Lamm-Tandoori, die Vorspeisenplatte ›Großer Sultan‹, dazu Suppe, Naan, Mango Lassi …« Raj schüttelte den Kopf. »Das ist zu viel.«
    »Das ist … das ist ja nicht nur für mich«, stotterte Sam. »Ich schmeiße eine Party … für Freunde.«
    Raj hob spöttisch die Augenbrauen. »Ach ja? Dann sag mir mal, wie deine Freunde heißen.«
    Sam wich seinem Blick aus. »Äh, lass mich überlegen, äh, John … Paul … George …«
    Raj schüttelte den Kopf. »Das sind die Beatles. Du zählst die Namen der Beatles auf.«
    Sam blickte auf seine Füße. »Okay, ist doch alles für mich«, gestand er.
    »Sam?«, fragte Raj sachte. »Wie lange kennen wir uns schon?«
    Sam rechnete im Kopf nach. Seit seinem ersten Semester am College bestellte er Essen im Bombay Palace.
    »Ungefähr vier Jahre?«, schätzte er.
    »Vier Jahre«, pflichtete ihm Raj bei. »Und wir sind Freunde, oder? Ich gebe dir immer extra Puri, liefere auch noch nach zehn, hab ich recht?«
    Sam nickte. »Na klar, Raj. Wir sind Freunde.«
    »Dann hör auf meinen Rat.«
    Er beugte sich zu Sam runter, seine Augen verengten sich. »Ich glaube, es ist Zeit, dass du dir eine Ehefrau suchst.«
    Sam lachte. »Raj, ich bin erst dreiundzwanzig.«
    »In deinem Alter war ich längst verheiratet und hatte zwei kräftige Söhne.«
    »Ich weiß, aber bei mir ist das anders. Ich meine, bei Rubaina und dir, eure Hochzeit war doch arrangiert.«
    »Das stimmt«, sagte Raj. »Ich hatte großes Glück.«
    Die beiden Männer blieben einen Augenblick schweigend stehen.
    »Ich gebe dir extra Puri«, sagte Raj. »Und die grüne Sauce, die du so magst.«
    »Danke, Raj. Ich weiß das zu schätzen.«
    Die beiden Männer schüttelten sich förmlich die Hand, und Sam machte die Tür wieder zu, die fettverschmierte Tüte in der Hand. In letzter Zeit bestellte er so große Mengen an Essen, dass ihm die Restaurants meist mehrfach Besteck einpackten, weil sie annahmen, die Lieferung sei für mehrere Leute bestimmt. Aber als er dieses Mal sein Abendessen auf der Anrichte abstellte, fiel nur eine einzige Plastikgabel heraus. Er suchte nach einem Messer und einem Löffel – Fehlanzeige. Offensichtlich war er in den Augen der Mitarbeiter des Bombay Palace ein solches Schwein, dass sie ihn nicht eines kompletten Bestecksets für würdig erachteten. Wahrscheinlich ging der Koch davon aus, dass er die Saucen mit dem Brot aufwischte oder einfach direkt aus dem Plastikbehälter trank, wie Vieh.
    Sam dachte daran, dass er Gefahr lief, sich einen ganzen Tag lang überhaupt nicht angezogen zu haben. Er ging ins Schlafzimmer und holte seine zerknitterte Cordhose. Zum Essen sollte er sie wohl anziehen, dachte er, aber sie war so eng und unbequem. Er warf sie wieder auf den Boden und zuckte mit

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