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In Gottes Namen. Amen!

In Gottes Namen. Amen!

Titel: In Gottes Namen. Amen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rich
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klickte auf Pause und zoomte auf Sams verzerrte Lippen.
    »Sieh dir das an«, flüsterte Eliza. »Er sieht aus wie ein Schlaganfall-Patient.«
    »Komm, wir machen aus«, sagte Craig. »Ich kann’s nicht mehr sehen.«
    Er schloss das Fenster und sie blieben einen Augenblick schweigend sitzen.
    »Hm«, sagte Craig. »Das war der 23. März 2011.«
    »Ist das das Datum?«
    Craig nickte. »Das ist das Datum, an dem die Gebete eintrafen.«
    Es gab elf weitere Begegnungen zwischen Sam und Laura, die Dauer variierte zwischen zwei und dreiundzwanzig Minuten.
    »Müssen wir uns das alles ansehen?«, fragte Eliza.
    Craig nickte und scrollte pflichtschuldigst durch die Clips. Es war kaum auszuhalten. Zunächst fing alles vielversprechend an – eine Zufallsbegegnung, eine freudige Umarmung, ein angeregtes Gespräch über kürzlich gesehene Fernsehsendungen. Aber Sam machte den Moment regelmäßig zunichte, indem er Laura nach ihrem Freund fragte.
    »Wie geht’s Cliff?«, platzte er gezwungen lächelnd heraus.
    »Gut, sehr gut!«, erwiderte sie verlegen.
    Und dann verebbte die Unterhaltung.
    »Wer ist dieser Cliff?«, fragte Eliza.
    »Komm, den gucken wir uns an.«
    Craig öffnete Lauras Liebesleben – es war kurz – und fand problemlos ihren Freund: Cliff Davenport, ein experimentierfreudiger Maler und Student an der Columbia University.
    »Sollten wir ComCheck bemühen?«, fragte Eliza.
    »Warum nicht?«
    Craig öffnete ein Fenster, gab beide Namen ein und wartete auf die Ergebnisse.
Kompatibilitätsprüfung
Laura Potts / Cliff Davenport
Punkte: 28
    Craig starrte den Wert entsetzt an. Abgesehen von einigen Knastbekanntschaften war das die schlimmste Langzeitbeziehung, die er je gesehen hatte. Laura und Cliff waren in nahezu jeder Hinsicht unvereinbar.
    Sie fanden den Geruch des Shampoos des jeweils anderen abstoßend. Sie hatten einen vollkommen anderen Geschmack, was Babynamen anging. Laura reagierte allergisch auf das einzige Gericht, das Cliff kochen konnte. Ihre Fingerknöchel waren so gewachsen, dass Händchenhalten für sie sehr unbequem war. Ihre Familien hatten sich nie kennengelernt, doch sollten sie es einmal tun, würden sie sich nicht verstehen.
    Keiner von beiden mochte dunkles Fleisch, wenn sie also ein Hähnchen in den Ofen schoben, mussten sie die Hälfte wegwerfen. Ihre Abwehrkräfte waren so strukturiert, dass sich der andere automatisch ansteckte, sobald einer der beiden krank wurde. Sie hatten krass unterschiedliche Geschmäcker in Bezug auf Bücher, Filme und Leute.
    Ihre Beziehung hatte nur einen einzigen positiven Aspekt: körperliche Vereinbarkeit. Beim Sex kamen Cliff und Laura auf 97 Punkte – ein statistisch äußerst beeindruckender Wert. Sie berauschten sich gegenseitig an ihren Pheromonen. Ihre Genitalien waren sowohl von ihrer Proportion als auch von ihrer Position her ideal aufeinanderabgestimmt, sodass sie einander ein Höchstmaß an Genuss verschafften. Ihre Orgasmen waren ungewöhnlich intensiv und fanden fast immer gleichzeitig statt.
    »Sind sie noch zusammen?«, fragte Eliza.
    »Ich trau mich kaum nachzusehen.«
    Craig loggte sich aus dem Server aus und durchsuchte das aktuell von Laura bewohnte Apartment in einem Haus ohne Fahrstuhl an der Ecke Forsyth und Stanton Street.
    »Ich sehe keinerlei Hinweise auf die Anwesenheit eines Mannes«, sagte er und betrachtete die rosa Bettdecke. »Ich zähle mal die Zahnbürsten im Badezimmer.«
    Er zoomte das Waschbecken heran. Eine einsame gelbe Zahnbürste lag hinter dem Wasserhahn.
    »Das ist ein gutes Zeichen«, sagte er. »Ich durchforste besser auch ihre Kommode, ob Männerunterwäsche drin ist.«
    »Das muss man doch schneller feststellen können«, meckerte Eliza.
    »Und wie?«
    »Keine Ahnung. Kannst du nicht einfach auf Facebook nachsehen?«
    Craig lief rot an. »Guter Tipp.«
    Er rief Lauras Account auf und lächelte erleichtert.
BEZIEHUNGSSTATUS: Single
    »Super«, sagte Eliza. »Sie ist Single. Was steht bei Sam?«
    Craig gab den Namen ein, fand aber kein Profil.
    »Wahrscheinlich hat er keinen Account.«
    »Du lieber Himmel. Wie menschenscheu kann man denn sein?«
    »Komm, wir beobachten ihn eine Weile«, schlug Craig vor. »Wenn er eine Freundin hat, kriegen wir das raus.«
    Er öffnete Omnex, gab »Sam Katz« ein und tippte auf Enter. Der Computer lokalisierte ihn sofort, zoomte auf das Wohnzimmer seiner Erdgeschosswohnung. Sam lag ausgestreckt auf einem Futon und sah eine Sendung mit dem Titel Bizarre Bodies auf Discovery

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