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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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geringere Schuld. Also verteidigen Sie mich, Paul. Halten Sie das alles unter Verschluss.« Er steht mir jetzt direkt gegenüber. »Oder ich werde jemand anders finden, der es tut.«
    Ich starre ihn an. Wieder erpresst er mich mit seinem Geld. Er weiß, dass ohne seine Aufträge ein Dutzend Anwälte meiner Firma auf der Straße säßen.
    »Dann finden Sie jemand anders«, sage ich.
    Er wirkt verblüfft, jedenfalls für seine Verhältnisse. Seine Augen forschen in meinem Gesicht nach einem plötzlichen Umschwung.
    »Sie haben Angst.« Er nickt langsam. »So kenne ich Sie gar nicht.«
    Er spricht dabei nicht von unserer Beziehung. Er spricht nicht von den Millionengeschäften, die er mir jedes Jahr überträgt.
    Und er hat recht.
    »Wer hat meine Tochter ermordet?«, fragt er mich.
    Ich sage rasch: »Terry Burgos«, aber die Antwort überrascht uns beide – weil sie zu überhastet kommt, und weil ich damit der Frage überhaupt eine gewisse Berechtigung einräume. Vor drei Tagen wäre das noch undenkbar gewesen.
    Sein Ausdruck wird ein wenig freundlicher, er wirkt fast amüsiert, zumindest will er, dass ich das glaube. Als hätte er vor nichts Angst.
    »Ich werde rausfinden, was da vorgeht«, erkläre ich ihm.
    »Selbst wenn sich Ihr Verdacht als unbegründet erweist.«
    »Sogar dann.«
    Ich wende mich zur Tür. Mit zittrigen Beinen steuere ich durch das Stockwerk. Der britische Leibwächter mustert mich misstrauisch, als ich die Ausgangstür aufstoße und in Richtung Aufzug eile.
     
    »Es war ohnehin nicht von Belang«, sagt Brandon. »Warum also das Leben dieser Menschen grundlos in den Schmutz ziehen?«
    »Ich habe Sie nicht gefragt, warum Sie es damals nicht der Polizei erzählt haben«, sagt McDermott. »Sondern warum Sie es uns heute nicht erzählen wollten. Fürchten Sie sich vor jemand, Brandon?«
    Brandon winkt ab, als wäre McDermott auf einem ganz falschen Dampfer. Aber das ist er nicht. Mitchums ganze Haltung verrät es ihm.
    »Harland Bentley«, tippt er.
    Brandons Augen funkeln McDermott wütend an, dann schaut er wieder zur Seite. Ebenso gut hätte er nicken können.
    »Erzählen Sie mir von Ihrem Verhältnis zu Harland Bentley, Brandon.«
    »Hören Sie, ich bin nicht der Einzige.« Das allein klingt schon wie ein Schuldeingeständnis, egal was da noch folgt. »Mr. Bentley ist einer der wichtigsten Mäzene dieser Stadt. Er spendet eine Menge Geld für Künstler.«
    Oh. Richtig. Mitchum ist ja Künstler.
    »Er hat mir durch die City Arts Foundation ein Stipendium zukommen lassen«, gibt er zu. »Okay?«
    McDermott senkt den Kopf und blinzelt rüber zu Stoletti.
    »Wann war das?«, fragt Stoletti.
    »Nach meinem Abschluss in Mansbury. Etwa 92.«
    »Er hat Ihnen 1992 ein Stipendium gewährt?«
    »Ja. Okay – es ist ein Stipendium, das noch läuft. Es wird jedes Jahr erhöht.«
    »Um wie viel?«, fragt McDermott.
    »Oh.« Brandon wedelt mit der Hand. »Es fing bei fünfundzwanzigtausend an. Inzwischen sind es fünfundsiebzigtausend im Jahr.«
    »Fünfundsiebzigtausend?« McDermott runzelt die Stirn. »Und was tun Sie dafür, Brandon? Warum ausgerechnet Sie?«
    Das Gesicht des jungen Künstlers verfärbt sich ins Rötliche. Augenscheinlich kein Thema, über das er gerne spricht. »Er meinte, Cassie hätte gewollt, dass er mich unterstützt. Es sei ein Zeichen der Dankbarkeit, weil ich immer für sie da war.«
    Ein Arzt kommt herein und will wissen, wann sie fertig sind. McDermott sagt, sie bräuchten noch fünf Minuten. Mitchum hat offenbar bereits auf ein Ende des Gesprächs gehofft. Der Arzt stellt sich neben McDermott, um zu unterstreichen, dass die Uhr tickt.
    »Es war nichts falsch daran, dieses Stipendium zu akzeptieren«, sagt Mitchum.
    McDermott nickt. »War zwischen Ihnen und Mr. Bentley je die Rede von den Dingen, die wir gerade besprochen haben?«
    Brandon schüttelt den Kopf. »Nie.«
    Stoletti fragt: »Hat er geahnt, dass Sie über ihn und Ellie Bescheid wussten?«
    »Nein«, beharrt Brandon. »Es ist ja nicht mal sicher, ob es da überhaupt was zu wissen gab. Es war schließlich nur ein Verdacht, den Cassie hatte.« Er seufzt. »Ich wusste, dass mich das in Ihren Augen verdächtig machen würde. Aber Mr. Bentley spendet jährlich Millionen für die Kunst. Ich bin nur einer unter vielen. Ich hab nichts verbrochen.«
    Der Arzt schiebt sich zwischen die Detectives und den Patienten. »So, das reicht für heute. Er braucht jetzt wirklich Ruhe.«
    »Wir werden eine Wache vor der Tür aufstellen«,

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