In Gottes Namen
Flipperautomat.
»Es ist eine Schwäche von mir«, fährt er fort. »Jüngere Frauen. Nicht so jung natürlich. Wir reden hier nicht von Teenagern.«
»Harland«, sage ich.
»Okay, in Ordnung.« Er braucht einen Moment, blickt in meine Richtung und dann zum Fenster, bevor er es ausspuckt.
»Diese Schwäche«, sagt er, »dehnte sich auch auf Ellie Danzinger aus.«
Brandon Mitchum windet sich in seinem Bett. Was er den Detectives gerade anvertraut hat, bereitet ihm eindeutig Unbehagen.
McDermott starrt an die Wand über Mitchums Kopf und versucht zu begreifen, wie das alles zusammenpasst. »Wollen Sie damit sagen, Cassie hat geglaubt, ihr Vater hätte Sex mit Ellie Danzinger?«
Mitchum schweigt, aber McDermott hat ganz offensichtlich richtig gehört.
»Wann hat Cassie Ihnen das erzählt?«, will Stoletti wissen.
»Oh, etwa um dieselbe Zeit. Kurz vor den Prüfungen. Im Mai oder Juni. Ich weiß«, fügt er mit nervösem Lachen hinzu, »das ist ein ziemlicher Hammer.«
Ein ziemlicher Hammer, das war eine Art, es auszudrücken. Aber es deckte sich mit Harland Bentleys Ruf, ein reicher Playboy zu sein. Es schien, als hätte Cassie Bentley wirklich ein hartes Semester durchgemacht. Sie verdächtigte ihre beste Freundin, mit ihrem Vater zu vögeln, und sie war schwanger.
»Das war aber nur eine Vermutung«, hakt Stoletti nach. »Kein erwiesener Fakt.«
»Richtig. Cassie glaubte es, konnte es aber nicht beweisen. Sie wollte es rauskriegen.«
»Woher wissen Sie, dass ihr das nicht gelungen ist?«, fragt McDermott. »Es könnte doch sein, dass sie ihren Verdacht bestätigt fand.«
Mitchum schüttelt langsam den Kopf, was ihm anscheinend Schmerzen bereitet. Er berührt seinen Gesichtsverband. »Das hätte sie mir gesagt«, erklärt er bestimmt. »Sie hätte es mir erzählen müssen. Ich hatte ihr das Versprechen abverlangt.«
»Sie haben ihr ein Versprechen abverlangt?«
»Ja.« Mitchum befeuchtet seine trockenen Lippen mit der Zunge. »Ich hatte Sorge, wie sie darauf reagieren würde. Ich wollte in ihrer Nähe sein, damit sie …« Seine Augen werden schmal, sie fixieren eine sechzehn Jahre zurückliegenden Erinnerung.
»Damit sie sich nicht das Leben nimmt?«
»Ja, ich hielt das immerhin für vorstellbar. Wer konnte schon wissen, wie sie reagiert?«
Mitchums Kopf fällt zurück ins Kissen. McDermott tauscht einen Blick mit Stoletti, während er sich fragt, ob auch sie darüber nachdenkt, wie Cassie Bentley reagiert hätte.
Ob sie vielleicht mit ihrem Wissen zu ihrem Vater gegangen war.
Lange Zeit schweigen Harland und ich. Schließlich wiederhole ich seine Worte, um sicherzugehen, dass ich richtig gehört habe.
»Sie und Ellie hatten eine Affäre?«
»Oh, eine Affäre nicht unbedingt. Aber von Zeit zu Zeit, das ja. Sie war so …«
In der schützenden Dunkelheit auf seiner Seite des Raums hebt er den Kopf. Dann seufzt er ironisch. Jesus, dieser Bursche hatte seinen Schwanz wirklich nicht im Griff. Konnte er nicht mal die Pfoten von der besten Freundin seiner Tochter lassen?
»Sie war so – was, Harland? Jung? Sexy? Verboten?«
»Lebensfroh.«
»Oh, sie war so lebensfroh. Das erklärt natürlich alles.«
»Das kann ich von meinem Anwalt am allerwenigsten gebrauchen«, sagt er ruhig. »Moralische Urteile. Was ich bei meinem Anwalt suche, ist Schutz. Ich will nicht, dass das an die Öffentlichkeit gelangt, Paul. Das geht niemand etwas an.«
In gewissem Sinn hat er sogar recht, trotzdem dreht sich mir der Magen um. Ich mag es überhaupt nicht, über Dinge im Unklaren gelassen zu werden, wenn ich mit einem Fall vor Gericht ziehe. Er hätte es mir damals schon sagen müssen. Wir hätten es ohnehin als Nebensächlichkeit betrachtet, als einen zu vernachlässigenden Umweg. Wir hatten Burgos quasi mit blutigen Händen verhaftet, und es dauerte nur wenige Stunden, bis er den Mord an allen Frauen zugab. Ellie Danzingers Aktivitäten außerhalb der Universität hätten an seiner Schuld nicht das Geringste geändert.
»Wer wusste davon?«
Er räuspert sich. »Ellie«, sagt er, »und ich.«
»Sind Sie sicher?«
»Wir haben beide größten Wert auf Diskretion gelegt.«
»Ich glaube es einfach nicht«, murmele ich.
»Es ist mir gleichgültig, was Sie glauben oder nicht.« Harland tritt aus den Schatten hervor. »Sie haben Mörder verteidigt. Sie haben Manager verteidigt, die ihre Aktionäre betrogen haben. Sie haben uns bei diesem Umweltskandal in Florida vertreten. Hier handelt es sich um eine weit
Weitere Kostenlose Bücher