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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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    »Womöglich müssen wir uns gar nicht zwischen Harland Bentley und Professor Albany entscheiden«, bemerkt er. »Vielleicht waren es beide.«
    »Das würde zumindest erklären, warum er in einer Stellung auf Lebenszeit sitzt, obwohl er mit seinem Seminar indirekt für die Ermordung von sechs Frauen gesorgt hat. Ein Milliardär im Hintergrund kann nie schaden.«
    »Unmittelbar nach dem Prozess gegen Burgos stellt dieser Milliardär Riley ein und macht ihn zum mehrfachen Millionär«, sagt McDermott. »Zum gleichen Zeitpunkt versorgt er Brandon mit einem Stipendium, als kleines Dankeschön dafür, dass er über sein Verhältnis zu Ellie Danzinger schweigt. Und ebenfalls direkt nach dem Prozess verschafft er Albany einen Lehrstuhl, der ihm ein lebenslanges Auskommen garantiert.«
    »Irgendwas hat sich Harland Bentley da erkauft«, pflichtet sie ihm bei.
    Sein Handy klingelt. Auf dem Display erscheint eine unbekannte Nummer.
    »Mike, hier ist Susan Dobbs.«
    »Susan.« Er schielt auf seine Uhr. Was macht eine junge Pathologin nachts um diese Zeit im Leichenschauhaus?
    »Du hast meine Neugier geweckt«, sagt sie. »Und ich weiß, es ist wichtig.«
    »Nett von dir, aber …«
    »Ich hab mir gerade noch mal alle drei Opfer vorgenommen – Ciancio, Evelyn Pendry und Amalia Calderone.«
    »Und?«
    »Bei allen drei finden sich Einstiche zwischen der vierten und fünften tarsalen Phalanx.«
    Vernehmlich stößt McDermott den Atem aus.
    »Dieser Typ ist clever«, sagt sie. »Oder dämlich, je nachdem, wie man es betrachtet.«
    Er markiert sie. Er hinterlässt eine Signatur.
    »Aber warum steht darüber nichts in den anderen Autopsieberichten? Nur in dem Ciancios?«
    Sie seufzt. »Mike, ihr schleppt uns hier Leichen an, die übersät sind mit Verletzungen – Blutergüsse, Abschürfungen, Messerstiche. Da schaut man nicht zwangsläufig an solchen Stellen nach. Es gibt keine Hinweise auf eine Vergiftung, also sucht man nicht nach irgendwelchen kleinen Einstichen. Wer denkt schon dran, die vierte und fünfte Zehe zu spreizen?«
    »Aber du hast die Stelle bei Ciancio entdeckt«, sagt er. »Du hast was gut bei mir.«
    »Ich hab mehr als eine Sache gut bei dir.«
    Er klappt das Handy zu. »Alle drei Opfer«, teilt er Stoletti mit.
    »War das die Rechtsmedizin?« Stoletti blickt auf. »Also wissen wir jetzt, dass zwischen allen ein Zusammenhang exisitiert. Falls das überhaupt noch fraglich war.« Ihre Augen werden schmal. »Warum unterzieht er sich, nachdem er diese Leute verstümmelt hat, auch noch der Mühe, den Platz zwischen der vierten und fünften Zehe zu finden und dort einen kleinen Einschnitt zu machen?«
    McDermott lockert seinen Nacken. »Er will, dass wir es wissen.«
    »Aber warum markiert er dann nicht gleich ihr Gesicht? Ich weiß nicht, das ist die geheimste Signatur, von der ich je gehört habe.« Sie nickt ihm zu. »Ist dir so ein Einschnitt auch in den Autopsieberichten der Mansbury-Morde aufgefallen?«
    »Nein.« McDermott hat sämtliche Autopsieberichte des Burgos-Falls durchforstet. »Aber sie hätten es ebenso gut übersehen können, wie wir es bei zwei Opfern übersehen haben, bis ich Susan gezielt nachschauen ließ.«
    Stoletti gefällt das Ganze nicht. McDermott geht es ähnlich. Dieser Typ hinterlässt als Zeichen einen winzigen Einstich in der Hautfalte zwischen dem vierten und dem fünften Zeh, der einem nur allzu leicht entgehen kann, da die Körper alle in übelstem Zustand sind.
    Warum sollte er eine Signatur hinterlassen wollen, die niemandem auffällt?
    »Er tut es für jemand Bestimmten«, murmelt McDermott. Aber für wen?
     
    In dem 24-Stunden-Diner kaut Shelly mir gegenüber auf einem Eiswürfel aus ihrer Limonade herum. Ich berge eine Kaffeetasse zwischen beiden Händen, und meine diversen Wunden schmerzen wie die Hölle. Ich berichte ihr ausführlich, was sich seit unserem Besuch bei Gwendolyn heute Morgen ereignet hat.
    Ich war so lange alleine, dass es sich ganz ungewohnt anfühlt, bei einem anderen Menschen Rat und Trost zu suchen. Das Leben eines Junggesellen ist unkompliziert, besonders wenn er genügend Geld besitzt, was bei mir eindeutig der Fall ist. Meine Arbeit erledige ich beim gegenwärtigen Stand meiner Karriere mit links. Die meisten Rechtstreitigkeiten legt man bei, indem man einfach ausreichend schwere Geschütze auffährt und die andere Seite zu Kompromissen zwingt, und wenn es doch mal zu einer Verhandlung kommt, ist das ohnehin mehr eine Farce. Und mein

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