In Gottes Namen
die Zusammenfassungen. »Er musste sich einem Psychotest unterziehen«, sagt er. Auf Anweisung des Gerichts hin wurde ein psychiatrisches Gutachten von Koslenko erstellt.
»Es kam nie zu einer gerichtlichen Einschätzung seiner Schuldfähigkeit«, sagt Regis, der die Berichte bereits gelesen hatte. »Das Opfer hat seine Anzeige vorher zurückgezogen.«
Mag sein, aber McDermott bereitet weit mehr Sorge, was der Psychiater in seinem Bericht schreibt:
Der Patient zeigt affektive Störungen, Denk und Kon zentrationsschwächen. Ein akuter Verfolgungswahn und akustische Halluzination sind eindeutig nach weisbar.
»Akustische Halluzinationen«, murmelt McDermott. Der Mann hört also Stimmen?
Der Patient leidet unter einer paranoiden Schizophre nie.
McDermott blickt auf die Uhr. Es ist kurz vor Mitternacht. Er greift zum Telefon, um den Sergeant vom Nachtdienst zu verständigen. »Ich brauche ein Einsatzkommando, Dennis. Jetzt sofort.«
Er legt auf und deutet auf Stoletti. »Wer auch immer Rufbereitschaft hat«, sagt er, »ruf sie alle an. Wir nehmen uns noch heute Nacht seine Wohnung vor.«
Leo sitzt in seinem Mietwagen. Die Gegend ist ruhig und friedlich, bald ist Mitternacht. Er war schon einmal hier, hat das Ziegelhaus genau studiert, drei übereinanderliegende Eigentumswohnungen, unten eine Sicherheitstür, die kein Problem für ihn darstellt.
Im dritten Stock ist alles dunkel.
Es muss heute noch passieren.
Sie wissen jetzt, wer ich bin, mein Fehler, aber das macht nichts, ich bin zu clever für sie, auch wenn sie wissen, wer ich bin, wissen sie noch lange nicht, wo ich bin, und sie wissen nicht, warum ich es tue, das ist der Unterschied zwischen mir und Terry, Terry war mutig, aber er war nicht clever.
Von hier aus hat er einen guten Blick auf das Ziegelgebäude und den kleinen Parkplatz dahinter. Er kann warten. Für ihn ist das kein Problem.
Jetzt wartet er schon fast eine Stunde. Gleich ist es Mitternacht. Er wird schon wieder improvisieren müssen.
Er zuckt zusammen, als ein Paar Scheinwerfer von der Straße auf den Parkplatz schwenken. Er sieht nicht, wer aussteigt, es ist zu dunkel.
Aber es ist definitiv eine einzelne Person.
Er späht hinauf zum dritten Stock, seine Finger trommeln auf das Lenkrad. Ja. Endlich. Die Lichter gehen an. Im dritten Stock.
Er wartet. Fünf Minuten. Zehn. Fünfzehn.
Zwanzig Minuten später verlöschen die Lichter wieder.
Shelly Trotter ist ins Bett gegangen.
Das Volk gegen Terrance Demetrius Burgos Fall Nr. 89-CR-31003
Juli 1989
Es war erst Rileys dritter Besuch in einem Leichenschauhaus. Als Bundesstaatsanwalt hatte er es selten mit Leichen zu tun gehabt, und wenn, dann war die Todesursache meistens eindeutig. Gewöhnlich waren die Körper von Maschinengewehrkugeln konkurrierender Drogenhändler durchsiebt.
Er war sich nicht sicher, warum er hier war. Was gab es für einen Grund, noch in Cassies Fall herumzustöbern, wo doch ihre Ermordung gar nicht vor Gericht verhandelt würde?
Er begrüßte Mitra Agarwal, eine junge Rechtsmedizinerin. Mitra war eine zierliche Frau mit Sinn für Humor und einem weichen indischen Akzent. Sie war unter den diensthabenden Ärzten gewesen, als die Leichen eingeliefert wurden. Sie war diejenige, die Natalia Bentley Lake die Leiche ihrer Tochter gezeigt hatte.
Dr. Agarwal führte Riley in einen großen gekachelten Raum. Auf den Bahren ruhten die Leichen von vier der Frauen, die Terry Burgos ermordet hatte.
Riley schlug den Autopsiebericht von Cassie Bentley auf.
»Okay«, sagte er und las aus dem Bericht vor. »Ein post mortem ausgeführter Einschnitt zwischen der vierten und fünften tarsalen Phalanx. Sind das die Zehen?«
»Könnte man so sagen.«
»Warum schreiben Sie dann nicht einfach Zehen?«
»Und warum sagen Sie nicht einfach, das Verfahren wird eingestellt, statt nolle prosequi?«
Riley grinste. »Touché, Doktor.«
»Keine der Prostituierten wurde bisher abgeholt«, erklärte die Medizinerin und drehte sich zu den drei anderen Leichen um. »Sie haben Glück, dass sie noch da sind.«
Familien hatten einhundertzwanzig Tage Zeit, um die Leichen ihrer Angehörigen abzuholen, also bestand theoretisch noch die Möglichkeit dazu. Aber diese Mädchen waren vermutlich auch deshalb Prostituierte geworden, weil sie so was wie eine funktionierende Familie nie gekannt hatten. Ihre letzte Ruhestätte würden sie in namenlosen Gräbern des Bezirksfriedhofs finden.
»Spannen Sie mich nicht länger auf die Folter,
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