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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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stoppen mit quietschenden Reifen, richten ihre Scheinwerfer auf das Haus und tauchen das gesamte Grundstück in gleißendes Licht. Polizisten strömen aus den Mannschaftswagen und riegeln die Umgebung ab.
    Jetzt springt McDermott mit gezogener Waffe aus dem Gebüsch. Im Inneren des Hauses leuchtet ein Licht nach dem anderen auf. McDermott verharrt auf dem Gehsteig, die Pistole in der einen Hand, das Funkgerät in der anderen. Er hebt eine Hand, um Stoletti zurückzuhalten, die neben ihm steht.
    »Erstes Schlafzimmer – klar.«
    »Erstes Badezimmer – klar.«
    »Küche ist klar.«
    »Wohnzimmer – klar.«
    McDermott vergisst zu atmen, wappnet sich für den plötzlichen Lärm von Schüssen.
    »Zweites Schlafzimmer – klar.«
    »Zweites Bad – klar.«
    »Drittes Schlafzimmer – klar.«
    Er hat das Gefühl, die Luft schon seit Ewigkeiten anzuhalten, sein Puls hämmert.
    »Keller ist klar.«
    »Alle Räume sind klar. Alles klar hier.«
    McDermott rennt die Einfahrt hoch ins Haus. Ein fauliger Gestank verpestet die Luft im Erdgeschoss, eine Mischung aus Schweiß und dreckigen Socken. Die Wohnung ist komplett verrottet. Farbe blättert von den Wänden. Die Küche wirkt, als wäre sie zuletzt in den Siebzigern renoviert worden. Im Wohnzimmer stehen nur wenige Möbel, wenn man die unzähligen Pizzakartons nicht dazuzählt, die überall herumliegen, die vielen öldurchtränkten Essenstüten und die mit Ketchup und Speiseresten überkrusteten Teller, an denen sich Fliegen und andere Insekten gütlich tun.
    »Verdammt«, sagt er, als Stoletti neben ihn tritt. »Er ist ausgeflogen. Und zwar schon eine ganze Weile.«
    McDermott nimmt die Treppe nach unten. Der Kellerraum ist leer bis auf eine Hantelbank, ein paar Gewichte und ein paar verschlossene Kartons.
    Nicht so die Wände. Sie sind vom Boden bis zur Decke rundherum mit Korkplatten beklebt. Unzählige Dokumente und Fotos hängen daran.
    Stoletti ist hinter ihm die Stufen hinuntergestiegen. »Was, zum Teufel, ist das?«
    McDermott betrachtet die Objekte an der Wand. Ein Zeitungsartikel aus der Watch, ein Bericht über die Scheidung von Harland und Natalia Bentley. Eine Mahnung der Finanzbehörde wegen nicht gezahlter Steuern. Ein Artikel über Paul Riley, der den Dienst im Büro des Bezirksstaatsanwalts quittiert, um eine Anwaltsfirma zu gründen. Der Ausdruck einer Internetseite mit dem Titel »Russische Massenmörder«, die detailliert über die Taten von Nikolai Kruschenko berichtet, der über zwei Dutzend Prostituierte ermordete, bevor man ihn 1988 in Leningrad fasste. Ein Magazinartikel von Anfang des Jahres über Paul Rileys Kauf einer Villa, die früher Senator Roche gehörte. Unzählige aus dem Internet heruntergeladene Webseiten über Terry Burgos, seine Morde und seine Opfer. Das Schwarzweiß-Foto eines Mädchens, das neben einem Baum steht.
    Und so weiter und so weiter. Es sind hunderte von Dokumenten.
    »Das«, sagt McDermott, »ist sein Büro.«

39. Kapitel
    Probier erst die Tür.
    Das hat er aus seinem Debakel bei Brandon Mitchum gelernt. Aber wie zu erwarten, ist die Eingangstür verschlossen, also zieht er den Spanner und den kurzen Haken heraus und knackt das Schloss, dann schiebt er die Tür vorsichtig auf und ebenso leise wieder hinter sich zu. Jetzt, hinter der Eingangstür, schlüpft er aus seinen Schuhen und schleicht die Treppen hinauf.
    Er zählt ein Apartment pro Stockwerk, während er langsam nach oben steigt. Er erreicht die oberste Etage und inspiziert die Tür – Standardschloss, vielleicht innen zusätzlich durch einen Riegel gesichert -, dann begibt er sich wieder hinunter zum Treppenabsatz zwischen dem zweiten und dritten Stock, damit Shelly Trotter nichts von ihm sieht, falls sie zufällig aus ihrem Guckloch spähen sollte, ätsch, ich sehe was, das du nicht siehst.
    Er schaut auf die Uhr, es ist kurz nach vier, sie schläft und wird vermutlich weitere zwei, drei Stunden schlafen, also hockt er sich auf den Treppenabsatz und wartet.
    Das Warten fällt ihm nicht schwer. Er ist gut darin. Er hat sechzehn Jahre lang gewartet.
     
    Ich hieve mich aus dem Bett, obwohl ich keine Sekunde geschlafen habe. Gegen sieben sitze ich in meinem Wagen. Der Verkehr wird bereits zähflüssig. Ich überlege mir gerade ein fantasievolles Schimpfwort, um den Fahrstil der Frau im Auto vor mir zu beschreiben, da klingelt mein Handy. Die Anruferkennung verrät mir, dass Pete Storino von der Zoll- und Immigrationsbehörde dran ist, den ich um einen Gefallen

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