Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
Vom Netzwerk:
sofort gemeldet. Doch Terry hat die Morde gleich gestanden. Warum in aller Welt hätte ich also peinliche Geheimnisse über mich und andere offenbaren sollen, wo doch keinerlei Zusammenhang bestand?«
    McDermott öffnet fragend die Hände.
    »Ich habe nichts mit Cassies oder Ellies Ermordung zu tun.« Albany bohrt einen Finger in den Tisch. »Besonders an Cassie lag mir viel. Der Gedanke, ich hätte ihr was antun können – das ist das Schlimmste, was Sie mir unterstellen können.«
    »Oh, womöglich können wir noch mit Schlimmerem aufwarten, Professor.« McDermott hievt sich aus seinem Stuhl. »Sie werden leider eine Weile hier ausharren müssen.«
     
    Als ich ins Büro zurückkomme, hat Betty schon den Ordner mit den Briefen bereitgestellt, die während des Burgos-Falls an die Bezirksstaatsanwaltschaft geschickt wurden. Jedes einzelne Schreiben wurde damals datiert und archiviert. Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Die Dinger fanden nie irgendeine Verwendung. Und als der Fall dann offiziell abgeschlossen war – nach Burgos’ Hinrichtung – und alle scharf waren auf kleine Erinnerungsstücke, krallte ich mir die Briefe. Ich hatte die vage Idee, ein Buch über den Fall zu schreiben, und einige dieser Briefe schienen mir dabei durchaus verwendbar.
    Aber ich erinnere mich jetzt daran, dass es damals einen Brief gab, der mir besonders auffiel. Es war keine der üblichen alttestamentarischen Tiraden über gerechten göttlichen Zorn. Es ging darin zwar auch um Moral, aber weniger im biblischen, als vielmehr in einem absurden, seltsam verdrehten Sinn. Wie die Botschaften, die ich seit einiger Zeit erhielt.
    Ich blättere den Aktenordner durch, ein Brief auf jeder Seite, feinsäuberlich in Plastik gehüllt. »Irgendeine Idee, wann der Brief damals eintraf?«, frage ich Betty.
    Aber sie hat keinen Schimmer, von was ich rede. Ich mache weiter, dann stockt meine Hand. Da ist er.
    Gerechtigkeit unentwegt triumphiert, ebenso aber regiert Böses ewig. Ich tadle bitter Euer neues öffentliches Treiben, Ihr gebildeten Eliten. Eigennutz verdrängt Ethos: Nächstenliebe, Treue und Ethik leugnet lästerlich Euer Regieren. Nur einige Unerschrockene tadeln Heuchelei. Ihr lasterhaften Frevler, erwartet Antwort. Lernend, bereut auch neuerlichen Irrglauben.
    Ich mache mich sofort an die Arbeit.
    G-U-T-E-A-R-B-E-I-T-B-E-N-Ö-T-I-G-E-E-V-E-N-T-U-E-L-L-E-R-N-E-U-T-H-I-L-F-E-A-L-B-A-N-I
    Gute Arbeit. Benötige eventuell erneut Hilfe. Albani.
     
    Ich betrachte den Poststempel auf dem Umschlag. Der Brief war am Dienstag, den 15. August 1989, eingegangen.
    Ich öffne die Metallringe des Ordners und zupfe den Brief in seiner Plastikhülle heraus. Dann lege ich ihn auf den Tisch und starre ihn an.
    Wieder steht Albani am Ende der Nachricht. Diesmal jedoch regt sich kein Zweifel über die Zeichensetzung. Das Wort Albani steht allein. Vielleicht ist es auch ein Doppelpunkt. »Ich benötige eventuell erneut Hilfe: Albani.« Oder es ist eine Unterschrift. Oder vielleicht will er mir auch den Täter verraten – Albany.
    Gute Arbeit? Im August 1989? Der Fall kam gerade erst in die Gänge. Es gab nichts, wozu man mir hätte gratulieren können.
    »Betty«, rufe ich in die Gegensprechanlage. »Wo sind die Unterlagen des Burgos-Falles?«
    »Müssten eigentlich schon in deinem Büro liegen.«
    Ich finde sie in der Ecke, zusammen mit weiteren Ordnern. Die Anklageunterlagen umfassen mit ihren sieben dicken Bänden fast alle wichtigen Dokumente des Falls. Sie bieten eine komplette chronologische Ordnung, sind mit nummerierten Reitern versehen und am Rand gebunden. Ich blättere den ersten Band durch. Wenn der Brief am 15. August 1989 eintraf, dann musste sich die gute Arbeit auf etwas beziehen, das davor geschehen war.
    Ich überfliege die Monate Juni und Juli. Der Hausdurchsuchungsbefehl, die Anklageschrift, eine Debatte über Kautionsstellung, der Schriftwechsel anlässlich von Burgos’ Versuch, sein Geständnis als unzulässig erklären zu lassen, Burgos’ Antrag auf Schuldunfähigkeit. Vielleicht spielt dieser Brief auf unseren Sieg an, als Burgos’ Geständnis vor Gericht anerkannt wurde? Durchaus möglich.
    Im August – insbesondere in der Zeit vor dem 15. August – wurde kaum etwas dokumentiert. Am Ersten des Monats hatte Burgos’ Anwalt einen Antrag auf Bewilligung von mehr Geld für Burgos’ Psychiater gestellt. Und dann war da noch ein Antrag der Staatsanwaltschaft vom 2. August.
    Über diesen Antrag war am 11. August 1989 entschieden

Weitere Kostenlose Bücher