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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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können hier rein- und rausspazieren, wie es Ihnen gefällt?«
    Ich händige ihm die Einkaufstüte aus und folge ihm zu seinem Schreibtisch. Ricki Stoletti erhebt sich von ihrem Arbeitsplatz und gesellt sich zu uns.
    »Wo ist Gwendolyn Lake im Augenblick?«, fragt sie.
    Woher soll ich das wissen? »Ich hab Ihnen doch ihre Handynummer gegeben.«
    »Ja, und sie hat nicht zurückgerufen.«
    »Ich habe ihr ausdrücklich gesagt, sie soll Sie anrufen«, erkläre ich ihr, aber mein eigentliches Interesse gilt McDermott, der Latexhandschuhe übergestreift hat und den braunen Umschlag mit einem Brieföffner aufschlitzt. Ein einfacher weißer Briefumschlag rutscht heraus.
    Er nickt mir zu. »Was haben Sie noch in Ihrer Tüte?«
    Ich zeige ihm den Brief vom 15. August 1989.
    »Gute Arbeit«, liest er von dem Zettel ab, der auf der Plastikhülle klebt. »Irgendeine Idee, was das bedeuten soll?«
    Ich räuspere mich und erkläre es ihm. Der Brief bezieht darauf, dass Cassies Fall aus dem Prozess ausgeklammert wurde.
    »Oh.« Er hustet es heraus, wie ein Lachen. »Und verändert das Ihre Sichtweise des Burgos-Falles, Herr Anwalt?«
    »Sie hatte ein Geheimnis«, erwidere ich. »Und wer immer diesen Brief geschrieben hat, war froh, dass es ein Geheimnis blieb.«
    McDermott starrt mich an. »Wissen Sie, Riley, für einen Kerl, den alle für so clever halten …«
    »Öffnen Sie den Brief, McDermott.«
    Er schlitzt den weißen Umschlag auf und schüttelt ein einzelnes Blatt Papier heraus, das dreimal gefaltet ist. Behutsam streicht er es mit der behandschuhten Hand glatt.
    Ich schnappe mir einen Notizblock und einen Stift von seinem Schreibtisch, und zu dritt lesen wir:
    Wenn Eure Niedrigkeit neuerlich demütigt unsere Mo ral, Ihr Tugendhaftigkeit scheinheilig postuliert in Eu rem lasterhaften, selbstgerechten Tun, wechseln Irrende rasch die Seiten. Ich erlebe eine beständige, erhabene, namenlose Freude, auch Lachen, Liebe. Sollen Laster hafte ewig büßen entlarvte Niedertracht.
    Ich notiere, so schnell ich kann:
    W -E-N-N-D-U-M-I-T-S-P-I-E-L-S-T-W-I-R-D-
S-I-E-E-B-E-N-F-A-L-L-S-L-E-B-E-N
    Wenn du mitspielst, wird sie ebenfalls leben.
    McDermott sagt: »Wenn du …«
    Ich dränge mich an ihm vorbei, schnappe mir sein Telefon, und wähle die Nummer so eilig, dass ich mich beim ersten Mal vertippe.
    »Projekt Anwälte für Kinder.«
    »Shelly Trotter, bitte.«
    »Shelly ist nicht da. Kann ich …«
    »War sie heute schon da?«
    »Wer spricht da, bitte?«
    »Paul Riley.«
    Stimmen im Hintergrund. Ich erkenne Rena Schroeder, die Leitende Staatsanwältin. Shellys Chefin. Mein Name fällt, und das Telefon wird weitergereicht.
    »Paul, hier ist Rena.«
    »Rena, wo ist Shelly?«
    »Das wollte ich dich auch gerade fragen. Sie ist heute noch nicht aufgetaucht. Sie hat einen wichtigen Gerichtstermin versäumt, und sie ist nicht zu unserem monatlichen …«
    Ich lasse den Hörer fallen.
    McDermott sagt: »Schreiben Sie ihre Adresse auf.« Stoletti läuft los, ihre Jacke holen. Ich kritzle die Adresse auf einen Notizblock, renne zum Eingang und höre gerade noch, wie McDermott ins Telefon spricht: »Einsatzzentrale, an alle Einheiten. Wir haben möglicherweise einen Mord im Verzug.«
     
    Drei Streifenwagen parken bereits in zweiter Reihe vor Shelly Trotters Haus, als McDermotts Sedan vorfährt. Zum dritten Mal weist er Riley an: »Wir gehen als Erste rein«, aber noch bevor der Wagen richtig steht, ist Riley schon rausgesprungen.
    Die Streifenbeamten vor der Eingangstür werfen McDermott einen fragenden Blick zu. Er zeigt auf Riley und schüttelt den Kopf. Dann läuft er mit Stoletti in Richtung Tür.
    »Sie ist die Tochter des Gouverneurs?«, fragt sie.
    »Ja, verdammt.«
    Die Polizisten versperren Riley den Weg, und er versucht sich an ihnen vorbeizudrängen. »Paul, Sie können in einer Minute hoch«, sagt McDermott. »Lassen Sie uns erst unsere Arbeit machen.«
    »Shelly!«, schreit Riley, während McDermott die Stufen hochhastet. Auf dem zweiten Treppenabsatz empfängt sie ein weiterer Beamter, der matt den Kopf schüttelt.
    »So was hab ich noch nie erlebt.«
    McDermott und Stoletti springen die letzten Stufen hinauf und verlangsamen ihr Tempo erst, als sie das Apartment betreten. Drinnen steht ein weiterer Polizist neben einer blutigen Kettensäge.
    Sie bewegen sich langsam auf das Bad zu, während sich in McDermotts Magengegend ein Gefühl nackter Panik breitmacht. Und obwohl er alles andere auf der Welt lieber täte – warum, zum

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