In Gottes Namen
worden – an dem Freitag, bevor dieser Brief eintraf.
»O Jesus.«
Am 11. August 1989 hatten wir beantragt, die Anklage im Mordfall Cassie Bentley fallenzulassen, und kurz darauf die Zustimmung erhalten.
Gute Arbeit.
Betty kommt in mein Büro gestürmt. »Paul, du hast schon wieder einen Brief per Kurier gekriegt. Die Leute von der Rezeption haben den Boten gebeten, zu warten. Er sagt, ein Typ mit Bart und Brille hätte ihn in der Lobby angesprochen und ihm fünfzig Dollar fürs Zustellen gezahlt.«
»Bring mir den Brief«, sage ich. »Und schaff mir Detective McDermott ans Telefon.«
46. Kapitel
McDermott steht allein in dem Vernehmungsraum, in dem er vor dreißig Minuten Paul Riley zurückgelassen hat.
»Er wollte plötzlich ganz dringend in seine Kanzlei«, sagt ein Streifenbeamter. »Er meinte, Sie könnten ihn dort erreichen.«
»Ach, tatsächlich?« McDermott starrt den Beamten wütend an, aber Riley ist nicht in Verwahrung, also kann er gehen, wohin er will. Er marschiert zurück zu seinem Schreibtisch, und genau in dem Moment klingelt das Telefon. Er zuckt zusammen. Warum passiert ihm das andauernd?
»McDermott.«
»Mike, Bentley ist gerade von diesem angeblichen Meeting zurückgekommen.«
»Sag ihm, er soll seinen Arsch hierher in Bewegung setzen. Und zwar sofort, sonst hol ich ihn mir, und das wird nicht lustig.«
»Okay, Mike. Hör zu, er kommt nicht allein. Er hat einen Anwalt dabei.«
Einen Anwalt. »Paul Riley?«
»Nein, nicht Riley. Jemand anders. Hab ihn noch nie gesehen.«
Interessant. Bentley ließ sich nicht von Riley vertreten.
Er legt auf, und es klingelt sofort wieder. »Verdammt.« Er packt den Hörer. »McDermott.«
»Paul Riley hier.«
»Na, das ist ja eine Überraschung … »
»Er hat gerade einen weiteren Brief geschickt. Vor etwa zehn Minuten hat er ihn unten in der Lobby einem Kurier übergeben.«
»Bringen Sie mir den Brief«, sagt er zu Riley. »Und ich schicke ein paar Beamte rüber.«
»Er trägt eine Brille und eine blaue Baseballkappe. Ein Button-down-Hemd und eine lange Hose«, sagt Riley. »Aber inzwischen ist er vermutlich schon über alle Berge.«
»Okay, danke, Riley. Schauen Sie zu, dass Sie herkommen.« McDermott beordert telefonisch ein paar Streifenbeamte zu dem Gebäude, aber er hat wenig Hoffnung.
Er muss den Wagen wechseln, jetzt, nachdem er den Brief für Riley losgeworden ist. Er läuft zurück zur Parkgarage, fährt mit dem Lift in den Achten, steigt in den Chrysler LeBaron mit dem amtlichen Kennzeichen J41258, den sie gerade im Funk beschrieben haben, Achtung, an alle Einheiten, Augen offen halten, aber, Jungs, ratet mal, was jetzt passiert …
Fahr den Wagen rückwärts aus der Parklücke und eine Etage tiefer, zu dem beigefarbenen Toyota Camry, ein weiterer Mietwagen, von einer anderen Firma, er ist ja kein Idiot, andere Verleihfirma, anderer falscher Name, eine gute Tageszeit für den Wechsel, nicht gleich als Erstes am Morgen oder bei Büroschluss, eine gute Zeit, nicht zu viele Autos, nicht zu viele Leute, ein Umladen der Fracht, schnelles Umladen, okay, gut, erledigt, fehlt nur noch eine Sache, die unterschätzen ihn immer, verrückter Leo, der muss doch blöd im Kopf sein, auf so was kommt der nie …
Geh zu einer dunklen Ecke, eine Nische abseits der Hauptparkfläche, such nach Autos, die an der Betonwand parken, ein Sedan, Schnauze zur Wand, aber noch genug Platz zwischen Stoßstange und Wagen, das reicht, um sich mit einem Schraubenzieher dazwischenzuklemmen, das Nummernschild abzuschrauben, sie werden nichts merken, werden sich die Vorderseite des Wagens nicht anschauen, wenn sie einsteigen, werden es erst registrieren, wenn es schon viel zu spät ist.
Tausch das Nummernschild mit dem des LeBaron, vielleicht schnüffeln sie gar nicht in der Parkgarage herum, aber falls doch, dann fahren sie vorbei, sehen einen Chrysler LeBaron, stellen fest, dass das Kennzeichen nicht übereinstimmt und fahren weiter, faule, dämliche Cops, es ist so einfach, euch zu überlisten.
Reih dich in den Verkehr ein, in Richtung Interstate. Jetzt hat er es fast geschafft.
Ich nehme ein Taxi zum Revier, mit dem braunen Umschlag in einer Tüte, die Betty mir gegeben hat. Außerdem habe ich den Brief vom 15. August 1989 dabei, immer noch in seiner Plastikhülle. Ich reiche dem Taxifahrer einen Zwanziger und warte nicht auf Wechselgeld. McDermott steht bereits auf der obersten Stufe und winkt mich am Pförtner vorbei.
»Sie glauben wohl, Sie
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