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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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Gesicht wieder die ursprüngliche Farbe angenommen; bei ihrem Eintreffen vor einigen Stunden schien sie ziemlich beeindruckt vom Tatort, und das will durchaus etwas heißen, bei den Leichen, die normalerweise in dieser Stadt anfallen. »Der Gouverneur muss eine Einwilligungserklärung für den DNS-Test unterschreiben«, sagt sie. »Für eine zweifelsfreie Identifikation.«
    »Nicht viel von ihr übrig.« McDermott seufzt.
    Sie zieht den Reißverschluss ihrer Instrumententasche zu. »Nur der linke Fuß.«
    »Oh, hab ich ganz vergessen.« McDermott schnippt mit den Fingern. »Gott, in der ganzen Hektik …«
    »Ja«, sagt sie, »er war da. Ein kleiner Einschnitt zwischen der vierten und fünften Zehenwurzel. Er hat alles in Stücke gesägt, bis auf den linken Fuß. Er wollte sicherstellen, dass du drauf stößt.«
    »Danke, Sue.«
    Sie mustert ihn mitfühlend. »Wann hört er damit auf, Mike? Du hast erwähnt, dass er diesem Songtext folgt?«
    McDermott nickt und deutet mit den Fingern das Peace-Zeichen an.
    »Noch zwei Morde«, sagt er. »Wenn ich ihn nicht vorher schnappe.«
     
    Fahr wieder auf den Interstate, diesmal in nördlicher Richtung, an der Innenstadt vorbei, ein Motel wäre das Beste, wo er den Mietwagen hinter dem Haus verstecken kann. Zwar wird keiner nach dem Camry suchen, aber er ist vorsichtig, immer hübsch vorsichtig. Er entdeckt einen geeigneten Ort abseits des Highways, zeigt seine falschen Papiere, trägt Brille, einen falschen Bart und eine Baseballkappe, zahlt bar, wartet in der Lobby, ob ihm jemand auf den Fersen ist, doch die Luft ist rein, alles läuft bestens.
    Die Tochter des Gouverneurs wurde ermordet, sämtliche Nachrichten schreien es heraus, er sitzt auf dem Bett, schaut zu, dann schaltet er aus, geht ins Bad und leert die Tüte aus dem Drugstore auf dem Waschtisch aus.
    Er klebt ihr Foto an den Badezimmerspiegel, fährt die Konturen ihres Gesichts mit den Fingern nach, schön, so wunderschön.
    Mit dem Rasierapparat schert er sich die Vorderseite und die Oberseite seines Schädels, keine Glatze, das ist zu offensichtlich, nicht kahl, nur eine kleine kahle Stelle, einen Fleck in Form eines Hufeisens.
    Du schaust komisch aus.
    Ich weiß. Aber so werden sie mich nicht erkennen. Sie werden vermuten, dass ich mir den Kopf rasiere, aber nicht, dass ich mir nur eine kahle Stelle rasiere.
    Sieht trotzdem komisch aus.
    Haarfärbemittel wird die übrigen Haare von tiefschwarz in ein schmutziges Blond umtönen, andere Farbe, anderer Haarschnitt, er betrachtet sich im Spiegel und entdeckt einen Mann mittleren Alters mit typisch männlicher Glatzenbildung, hellbraunes Haar an den Seiten, Brille …
    Ich habe Angst.
    Ich weiß, aber mein Plan wird funktionieren. Riley wird uns jetzt helfen.
    Er lässt sich aufs Bett fallen, bettet seinen Kopf auf die Kissen, und das ist angenehm, auch wenn er nicht mit Schlaf rechnet.
     
    Elf Uhr. Das Revier gleicht einer betriebsamen Bahnhofshalle, der Commander hat Quartier im Büro des Lieutenants bezogen, wo er und Gouverneur Trotter miteinander konferieren. Der Sohn des Gouverneurs, Edgar Trotter, Chief der State Police, ist bei ihnen und bellt seinen Detectives, die er hier in einer Art Staatsstreich eingeflogen hat, Befehle zu. Der jüngere Trotter schien zunächst kurz davor, McDermott den Fall ganz zu entziehen, hat sich dann aber auf die Erklärung beschränkt, das Sonderkommando bräuchte eine effektivere Führung und die lokalen Polizeikräfte hätten »das« womöglich verhindern können, wären sie nur etwas weniger lahmarschig gewesen.
    Bleiben Sie in der Nähe, hat er McDermott angewiesen. Wir brauchen Sie vielleicht bei Detailfragen zum Fall.
    Die Presseabteilung hat sich der ganzen Sache angenommen, stimmt sich mit den Leuten des Gouverneurs ab, bereitet Erklärungen vor, feilt an jedem einzelnen Satz, damit sie nicht zu viel, aber gerade genug sagen, um den Eindruck von Effektivität zu erwecken. Die nationale Presse ist inzwischen auch vor Ort, was bei den PR-Leuten noch mehr Druck macht, wenn nicht sogar Panikstimmung auslöst.
    Panik ist in seinen Augen überhaupt das zutreffendste Wort für den momentanen Zustand. Unter den Einsatzkräften herrscht eine gereizte Stimmung, eine Reaktion auf die unterschwelligen Vorwürfe, die Polizei sei verantwortlich für Shelly Trotters Tod. Falls diese Vorwürfe massiver werden, ist ziemlich klar, wer den Kopf dafür hinhalten muss. Es ist zwar unfair – Leo Koslenko hat einen gewaltigen Vorsprung, und

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