In Gottes Namen
Zeichen für seinen Klienten zu sein.
»Ja, das trifft zu«, sagt Harland.
McDermott nickt. Keine große Überraschung. Und auch nicht weiter ungewöhnlich, dass er es eingesteht. Gwendolyn lebt noch. Ein simpler Vaterschaftstest könnte die Frage klären. Er wirft ihnen etwas hin, das sie auch ohne ihn in Erfahrung hätten bringen können, und erweckt dadurch den Eindruck von Entgegenkommen.
Edgar Trotter zieht ein Dokument aus seiner Aktenmappe. McDermott stellt sich auf die Zehenballen, um einen besseren Blick zu haben. Es ist der Brief, den sie in Koslenkos Schlafzimmer gefunden haben. McDermott besitzt auch eine Kopie davon.
Ich weiß, dass Sie von meiner Beziehung zu Ellie wis sen. Und ich weiß von Ihrer Beziehung zu meiner Toch ter. Wenn Sie was ausplaudern, werde ich das auch tun. Aber wenn Sie schweigen, richte ich auf Ihren Namen einen Lehrstuhl am Mansbury College ein. Ich benötige Ihre Antwort sofort.
Bentley lässt den Brief auf dem Tisch liegen, so dass sein Anwalt mitlesen kann. Er mustert einen Moment schweigend das Blatt, dann schnappt er es sich vom Tisch und studiert es genauer. Tremont, der nicht länger mitlesen kann, lehnt sich zurück.
McDermott beobachtet, wie Bentleys Augen sich über das Blatt bewegen. Sein Mund steht offen, seine Augenbrauen zittern. Als er den Brief erneut liest, beginnt er mit dem Mund die gelesenen Worte zu formen, und sein Gesicht verzerrt sich in wachsendem Entsetzen.
Irgendwas stimmt hier nicht. McDermotts Instinkt schlägt an wie ein Bluthund.
»Mein Gott«, stöhnt Bentley.
»Dieser Brief wurde an Professor Albany geschickt«, erläutert Trotter ohne jede Gefühlsregung. »Er hat bereits zugegeben, ihn bekommen zu haben. Außerdem hat er gestanden, die Anfrage mit einem Ja beantwortet zu haben.«
Tremont legt seinem Mandanten die Hand auf den Arm.
Bentley springt aus seinem Stuhl auf und läuft in eine Ecke des Raums, eine Hand über dem Gesicht.
»Vielleicht ist das der richtige Zeitpunkt für eine kurze Unterbrechung«, schlägt Tremont vor.
Bentley wirbelt herum und starrt Trotter an. »Wollen Sie damit sagen – dieser Lehrer – und meine Tochter?«
Trotter beantwortet seine Frage nicht. Stattdessen sagt er: »Wir wissen, dass Sie sich an Ihren Teil der Vereinbarung gehalten haben. Sie haben einen Lehrstuhl für Professor Albany eingerichtet.«
»Natürlich, ja, ich …« Harland Bentley erstarrt mitten im Satz. Sein Gesicht wendet sich langsam zur Decke, seine Augen zucken, die Lippen bewegen sich kaum merklich, formen kaum verständliche Worte.
»Ich möchte mich kurz mit meinem Mandanten besprechen«, sagt Tremont.
Ja, irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht.
»O mein Gott, ich fasse es nicht«, murmelt Bentley. »Ich fass es einfach nicht.«
49. Kapitel
Im Vernehmungsraum eins herrscht Stille. Harland Bentley schüttelt weiter den Kopf, an irgendeinem Punkt lächelt er sogar ironisch, zieht es aber vor, zu schweigen. Edgar Trotter hat offensichtlich beschlossen, den Entwicklungen vorerst freien Lauf zu lassen.
McDermott denkt über Harlands Reaktion auf den Brief nach. Es war völlig anders als bei Albany. Bentley hat jedes Wort genau gelesen. Und wenn sein überraschter Ausbruch gespielt war, dann hat McDermott noch nie jemanden so gut bluffen sehen.
Ganz offensichtlich hat Harland Bentley diesen Brief nicht geschrieben.
»Der Brief stammt nicht von mir.«
Trotter greift sich seine Kopie und liest – oder tut zumindest so. »Geht es in diesem Brief um eine andere Person?«
»Nein«, gibt Bentley zu. »Es geht eindeutig um mich. Ja, das mit Ellie Danzinger und mir trifft zu. Das räume ich ein. Aber diesen Brief habe ich nicht geschrieben. Ich habe ihn noch nie zuvor zu Gesicht gekriegt.«
»Aber Sie haben diesen Lehrstuhl am Mansbury College für den Professor eingerichtet.«
»Ja.«
»Und Sie behaupten, das sei nicht aufgrund eines Tauschhandels mit dem Professor geschehen.«
»Richtig.«
»Dann ist das also ein Zufall. Und wer immer diesen Brief geschrieben hat, kann die Zukunft vorhersagen.«
Nein, das will er damit natürlich nicht behaupten. Wenn Harland die Wahrheit sagt, dann muss der Verfasser des Briefs von seiner Affäre mit Ellie gewusst haben. Ebenso wie er von Cassies Affäre mit Professor Albany wusste.
Und er war in der Lage, zu veranlassen, dass ein Lehrstuhl für einen College-Professor eingerichtet wurde.
Und derjenige musste auch Leo Koslenko gekannt haben, der Professor Albany den Brief
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