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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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überbrachte.
    »Natalia«, sagt McDermott laut.
    Im Verhörraum schüttelt Harland Bently erneut den Kopf, in Gedanken verloren. »Als Natalia und ich uns scheiden ließen – und ich kann ihr da schlecht einen Vorwurf machen -, wollte sie nicht nur, dass ich gehe, sondern dass ich sofort verschwinde. Sie hätte auf dem Ehevertrag beharren und ihn gerichtlich durchsetzen können, aber sie fand mich mit einer einmaligen Zahlung ab. Deutlicher konnte sie es kaum sagen: Sie wollte mich aus dem Haus haben, und zwar sofort.« Er seufzt. »Sie sagte, ich könnte das Geld habe, aber nur unter einer Bedingung.«
    »Der Posten für Albany«, folgert Trotter.
    Er nickt ernst. »Sie sagte, er sei ein Mentor für Cassie gewesen. Cassie hätte immer in den höchsten Tönen von ihm gesprochen. Und jetzt stellt sich heraus, dass dieses, dieses Monstrum, kurz davor war, seinen Job zu verlieren, wegen dem, was er getan hat. Er hatte keine unkündbare Stellung. Er hätte nie wieder unterrichten dürfen.« Er räuspert sich und hebt eine Hand. »Ich bin mir meiner Mängel als Ehemann durchaus bewusst. Und da Nat nur diesen einen Wunsch an mich hatte, wollte ich ihn erfüllen. Aber hätte ich das damals gewusst, hätte ich nur den leisesten Verdacht gehabt, dass er meine Tochter angerührt hat …«
    McDermott wirft einen Blick auf den Commander, der weiter schweigt und ihm die kalte Schulter zeigt. McDermott hat hier nichts mehr zu melden. Und soweit er weiß, geht es dem Commander nicht viel besser. Ach was, scheiß drauf. Das ist McDermotts Fall, ob es ihnen passt oder nicht. Und er ist jetzt nur noch interessanter geworden.
    Es wird allgemein beschlossen, die Sitzung für heute zu beenden. Es ist kurz vor zwei. Ein langer Tag für die Trotters, für die Cops, für alle hier. Heute Nacht bleibt weiter nichts zu tun, als die Ergebnisse der auf Hochtouren laufenden Suche nach Leo Koslenkos Wagen abzuwarten.
    Natalia Lake hat also diesen Brief an Albany geschickt. Sie wollte nicht, dass die Affäre ihrer Tochter mit Albany bekannt wurde. Sie hatte sich nur wenige Wochen nach den Morden an Cassie und den anderen Mädchen von Harland scheiden lassen.
    Warum?
    »Gehen Sie nach Hause, Detective«, sagt der Commander.
    McDermott erwidert nichts, nickt nur mit dem Kopf. Für ihn gibt es hier nichts mehr zu tun. Es wird Zeit zu verschwinden.
    Aber nicht nach Hause.
     
    Die Zeit ist mein Feind geworden. Ich sitze im Flur, vor meinem Schlafzimmer, schwimme verzweifelt gegen den Strom an, bis um halb sechs in der Früh, nicke ein, schrecke wieder hoch, kontrolliere mit geschwollenen Augen das Bedienfeld der Alarmanlage in der obersten Etage. Ich schlucke ein paar Aspirin und nehme eine schnelle Dusche. Lautlos schleiche ich durchs Haus, die Ohren gespitzt, die Nerven zum Zerreißen gespannt. Ich würge eine Scheibe Toast hinunter. Ich verlasse das Haus durch die Hintertür, erwarte, dass es dort geschieht. Aber ich gelange ungehindert zu meinem Wagen. Ich öffne die Garagentür, wappne mich innerlich, aber dort steht nichts außer meinem Cadillac und ein paar Gartengeräten.
    Ich steige in den Wagen und atme tief durch. Es ist an der Zeit, Natalia Lake einen Besuch abzustatten. Zeit, zu testen, wie gut ich im Pokern bin.

50. Kapitel
    Als ich um sieben Uhr aus meinem Wagen steige, erwartet mich eine ganz in weiß gekleidete Frau mit hinter dem Rücken verschränkten Händen.
    »Guten Morgen, Mr. Riley.«
    »Morgen.«
    Sie wendet sich zur Tür. »Mrs. Lake erwartet Sie bereits.« Ich folge der Frau durch eine der Eingangstüren in eine reich dekorierte Halle. Sie führt mich in einen Salon mit einem Stutzflügel und antikem Mobiliar. Ein sauberer, luxuriös ausgestatteter Raum, der vor Reichtum und Depression förmlich zu schreien scheint.
    »Danke, Martha.«
    Ich drehe mich zu Natalia Lake um, und kurz blitzt in meinem Kopf die Erinnerung an den Moment auf, als sie die Leiche ihrer Tochter identifizierte. Sie hat sich gut gehalten, vermutlich mit Unterstützung von etwas kosmetischer Chirurgie im Gesicht und am Hals. Die künstliche Straffheit ihrer Haut verleiht ihrem Ausdruck eine zusätzliche Strenge.
    »Danke für Ihre Bereitschaft, sich mit mir zu treffen, Mrs. Lake.«
    »Oh, bitte, sagen Sie Nat.«
    Nat trägt eine lavendelfarbene Bluse und weiße Hosen. Sie ergreift meine Hand mit beiden Händen. »Nach allem, was geschehen ist, einfach Nat.«
    Wir setzen uns gemeinsam auf die Couch. Die Spitzen ihrer dünnen Finger berühren meinen Arm.

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