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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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tun? Ich fahre die Browning Street hinunter, ohne einen Schimmer, wie ich weitermachen soll. Ich habe darauf gesetzt, dass Koslenko mir folgt. Wenn mein Verdacht bezüglich Natalia Lake zutrifft – dass sie die Fäden zieht, an deren Ende Koslenko zappelt – und er mich bei meinem Besuch überwacht hat, dann muss er denken, ich bin wieder auf seiner Seite. Das – und meine Statements vor der Presse gestern Nacht, Terry Burgos hätte definitiv die sechs Mansbury-Morde begangen – muss ausgereicht haben, um ihn davon zu überzeugen, dass ich wieder sein Verbündeter bin, sein Genosse, bei diesem Vertuschungsmanöver.
    Wo ist Shelly? Allein schon die Frage, die bloße Möglichkeit, ich könnte in Bezug auf sie recht haben, versetzt meinen Magen in heillosen Aufruhr.
    Also, was soll ich tun? Dafür sorgen, dass Koslenko persönlich Kontakt mit mir aufnimmt? Wie soll ich das anstellen? Ich habe alles getan, um ihn anzulocken, von meinen öffentlichen Kommentaren bis hin zum Besuch bei Natalia Lake. Gibt es noch etwas, das ich tun kann?
    Shelly könnte überall und nirgends versteckt sein. Koslenko kennt eine Million Plätze, an denen er sie verbergen könnte. Ich muss ihm Auge in Auge gegenübertreten. Ich muss ihn irgendwie zum Sprechen bringen …
    Ein Football hüpft direkt vor meinem Wagen über die Straße, unmittelbar gefolgt von einem hinterherjagenden Jungen, einem Teenager. Ich steige auf die Bremse und kriege den Wagen knapp zwei Meter vor ihm zum Stehen. Er blickt zu mir auf, als sei das Ganze mein Fehler.
    Jesus, Bursche, denke ich, während sich mein Adrenalinspiegel langsam wieder normalisiert. Solltest du nicht in der Schule sein oder so was?
    Aber dann, als der Junge auf der Straße mir gerade den Mittelfinger zeigt, fällt mir die Antwort auf meine Frage ein.
    Gott. Natürlich. Er hat keine Schule. Es sind Sommerferien.
     
    Rileys Wagen kommt mit kreischenden Bremsen zum Stehen. Leo verlangsamt das Tempo des Camry, er ist drei Fahrzeuge hinter ihm. Aber kurz darauf, der Junge ist wieder zurück auf dem Gehsteig, schießt Rileys Auto plötzlich wie eine Rakete nach vorn, überholt einen Wagen und prescht über eine rote Ampel, während es aus allen Richtungen wütend hupt.
    Nein. Nein. Nein. Leo umkurvt die anderen Wagen und hat Glück, es wird Grün. Er will Abstand halten, aber nicht zu viel. Und wenn Riley weiter so rast, wird Leo ihn bald aus den Augen verlieren. Nein, er darf ihn nicht verlieren.
    Er biegt ab. Vor ihm, zwei Blocks weiter, schwenkt Rileys Wagen gerade scharf nach rechts. Leo versucht, sich die Straße zu merken, und tritt das Gaspedal ganz durch. Dann begreift er. Riley will auf den Highway, in Richtung Süden.
    Sie können sich nichts Abstoßenderes, nicht Ekelhafteres vorstellen …
    Ich jage über das Gelände des Mansbury Campus, die Bilder wirken surreal, alles schaut ganz ähnlich aus wie damals und ist doch ganz anders. Der Campus ist verlassen, genau wie vor sechzehn Jahren. Nächste Woche werden die Sommerkurse beginnen. Die einzig relevante Frage ist, werden sie eine weitere Leiche finden?
    Das Bramhall Auditorium erstreckt sich über den halben Häuserblock, ein überkuppeltes Gebäude, zu dem eine breite Betontreppe hinaufführt, der Eingang flankiert von Granitsäulen, links und recht gepflegte Rasenflächen. Ich fahre an den Straßenrand und schalte den Motor aus. Dann lange ich unter den Sitz, lüfte die Matte und ziehe das Küchenmesser hervor, mit dem Terry Burgos Ellie Danzinger das Herz herausgeschnitten und Angie Mornakowski die Kehle aufgeschlitzt hat.
    Zumindest nahm ich das bisher an. Als ich heute Morgen das Messer aus seinem Fach in der Burgos-Vitrine unten in meinem Keller geholt habe, war ich mir zugegebenermaßen nicht mehr ganz so sicher.
    Vor sechzehn Jahren stieg ich an fast der gleichen Stelle aus meinem Wagen. Und mein Leben hat sich für immer verändert.
    Damals war der Ort geprägt von Polizisten und Technikern, von Neugierigen, die sich gegen die Absperrung pressten, und sechs toten Frauen, die im Inneren des Gebäudes lagen. Falls ich recht habe, gibt es da unten diesmal nur ein Opfer, und es ist vielleicht noch am Leben. Und keine Polizisten weit und breit. Das würde Koslenko sicher so wollen. Ich durfte es nicht riskieren, McDermott oder sonst jemanden mitzubringen.
    Wenn du mitspielst, wird sie ebenfalls leben.
    Ich verstaue das Messer in der Innentasche meines Sakkos. Ich besitze keine Feuerwaffe und bekam so kurzfristig auch keine

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