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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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aber von der anderen Seite, vom Feind. Natürlich. Terry ist einer von uns, also gehören sie zu den anderen.
     
    Leo blickt mir in die Augen. Ich nicke, als wüsste ich über all das längst Bescheid. Terry Burgos lieferte den geradezu perfekten Deckmantel für Natalias Plan, Cassies Mord an Ellie zu vertuschen – er verfiel in einen blutigen Taumel und ermordete vier Prostituierte. Angesichts dieser Taten würde keiner je vermuten, dass Ellie von jemand anderem ermordet worden war.
    Vielleicht hätten wir uns den letzten Mord gründlicher vorgenommen, wenn wir nur die Chance dazu gehabt hätten. Aber Natalia bat den Bezirksstaatsanwalt, die Anklage fallen zu lassen, und der war nur allzu schnell dazu bereit, um seinen wichtigsten Wahlkampfspender zufriedenzustellen.
    Und ich ließ ihn gewähren. Damit werde ich leben müssen. Aber im Moment muss ich das zu meinem Vorteil nutzen. Koslenko geht davon aus, dass ich so gehandelt habe, weil wir unter einer Decke stecken. Er betrachtet mich als Teil des großen Vertuschungsmanövers.
    »Ver…stehen? Ver…stehen?«
    Ich zwinge mich zu lächeln. Verstehen. Er will, dass ich die ganze Geschichte kenne, weil er weiß, dass ich die Sache ab hier in meine Hände nehme.
    »Fred. Fred«, sagt er. »Ver… ver…«
    »Fred Ciancio«, sage ich. »Der Wachmann. Er hat Sie in das Gebäude gelassen.«
    Koslenkos Kopf fährt herum. Er kontrolliert jeden Winkel. Nach was hält er Ausschau?
    »Sie hat gesagt … nichts... sag ihm nichts. Schlüssel. Nur … die Schlüssel.«
    »Mrs. Bentley«, stelle ich klar.
    Klingt plausibel. Eine Frau mit so viel Geld hat vermutlich Verbindungen zu reichen und einflussreichen russischen Kreisen in der Stadt und konnte sicher ein paar Drähte ziehen. Es ist auch nicht unüblich, dass ehemalige Gefängniswärter wie Ciancio Verbindungen zu entlassenen Gefangenen pflegen. Und es gab immer jede Menge Mitglieder der russischen Mafia im Gefängnis.
    »Sie haben Ciancio nichts verraten?«, frage ich. »Wie hat er es dann rausgefunden?«
    Ich sage das kopfschüttelnd, so, als sei ich ebenso enttäuscht darüber wie Koslenko, dass Ciancio eins und eins zusammengezählt hatte.
    »Po…lizei. Cops. Cops waren da.«
    »Er hat es sich zusammengereimt, als die Polizei auftauchte?«
    Richtig. Das machte Sinn. Natürlich.
    »Passen Sie auf, Leo …«
    Ich stocke, höre das Gleiche, was auch Leo hört. Geräusche über uns. Das Splittern von Glas. Jemand dringt durch die Haupttür ein.
    Scheiße. Ich blicke Koslenko an, dann zurück zur Decke.
    Koslenko starrt mich mit panischem Ausdruck an und rammt die Pistole tiefer in Shellys Ohr.
    Eine Tür knallt gegen die Wand. Die Tür zur Kellertreppe.
    »Schenken Sie denen keine Beachtung«, sage ich schnell. »Die vertrauen mir, Leo. Das haben sie immer getan. Sie wissen ja, was ich letztes Mal ermöglicht habe. Genau das werde ich wieder tun. Natalia … Mrs. Bentley hat mir gesagt, ich soll es wieder tun. Und das werde ich. Aber nicht, wenn Sie Shelly verletzen, Leo. Wenn Sie sie verletzen, dann erzähle ich denen alles über Cassie.«
    Koslenkos Augen irrlichtern, ein leises Stöhnen dringt aus seiner Kehle. Er murmelt etwas Unverständliches. Worte in einer Sprache, die ich nicht verstehe.
    Polternde Schritte auf der Treppe. In weniger als einer halben Minute werden sie hier hereinstürmen. Dann ist alles gelaufen. Shelly hat keine Chance mehr.
    »Ich werde Sie schützen, Leo. Das habe ich immer getan.«
    »Schützen. Schützen.«
    »Für immer, Leo. Für immer.«
    Aber er hört nicht mehr zu, hört auch nicht auf die Schritte der Männer, die auf den Raum zuspurten.
    »Ihre Zeit ist gekommen, Leo. So wie Terrys Zeit gekommen war.«
    »Skoro, Katrina«, flüstert Koslenko, als die Tür aufgetreten wird und Detective Michael McDermott seine Waffe hochreißt.
    Ich schließe die Augen, als ein einzelner Schuss durch das Kellergeschoss donnert.

Samstag
    25. Juni 2005

53. Kapitel
    Am nächsten Tag erwache ich auf einer schmalen Liege am Fußende von Shellys Krankhausbett. Sie ist allein in einem großen Privatzimmer untergebracht, so dass Gouverneur Trotter und seiner Frau das Nachbarbett zur Verfügung steht. Mein Kopf lässt sich nur mit Mühe anheben. Die Ärzte schauen gerade nach Shelly, die sich relativ gut von den Torturen erholt hat.
    Die toxikologische Untersuchung hat ergeben, dass ihr Gamma Hydroxybutyrat – GHB – injiziert wurde, ein Wirkstoff, der das zentrale Nervensystem lahmlegt. Sie vermuten, dass

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